Australian Open: Episches Duell als seltene Lehrstunde

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Rafael Nadal deklassiert Roger Federer im Halbfinale der Australien Open. Im Endspiel wartet mit Stanislas Wawrinka der nächste Schweizer. Lucas Miedler jubelt.

Melbourne. Es war das vorweggenommene Finale der Australian Open, ein oft gesehener Tennisklassiker – doch in dieser Deutlichkeit war es dennoch eine Seltenheit. Rafael Nadal steht zum dritten Mal in seiner Tenniskarriere im Melbourne-Finale, und auf dem Weg dorthin kannte die Nummer 1 der Welt trotz einer schmerzenden, blutenden Blase auf seiner linken Schlaghand kein Pardon mit seinem großen Kontrahenten, dem Schweizer Roger Federer. Nadal gewann das Halbfinale nach nur 2:24 Stunden klar mit 7:6, 6:3, 6:3.

Im Finale am Sonntag wartet auf Nadal, der bislang nur einmal, 2009, den Titel in Australien gewinnen konnte, erneut ein Schweizer: Stanislas Wawrinka, der sich gegen Novak Djoković und im Halbfinale gegen den Tschechen Tomas Berdych durchgesetzt hat. Der Spanier sagt: „Ich habe gegen Federer mein bestes Spiel in diesem Turnier gemacht, darüber bin ich sehr glücklich. Ich bin froh und stolz, hier wieder im Finale zu stehen.“

Federer konnte die Begegnung in der Rod-Laver-Arena nur im ersten Satz offen gestalten. Danach dominierte Nadal in beeindruckender Manier. Während Federer viele leichte Fehler unterliefen, spielte der Weltranglistenerste die gesamte Partie nahezu fehlerlos.

Im Rückblick entpuppt sich der Wirbel, der Djoković, Murray und Federer dank ihrer Altstar-Coaches Boris Becker, Ivan Lendl oder Stefan Edberg begleitet hat, als übertrieben. Nadal vertraut auf sein altes Team. Und bleibt damit vorerst in der Erfolgsspur. Er gewann die 33. Auflage des epischen Duells, es steht 23:10 für Nadal. Und, er hat seit Indian Wells 2012 gegen Federer nicht mehr verloren.

Vor dem ersten Aufschlag im Endspiel sollte auch der Schweizer Stanislas Wawrinka besser nicht auf die Statistik der ATP blicken. Sie fällt in seinem Fall gegen Nadal absolut verheerend aus, er hat alle zwölf bisherigen Spiele gegen ihn verloren. Unabhängig vom Ausgang feiert Wawrinka aber den bisher mit Abstand größten Erfolg seiner Karriere, der mit rund 800.000Euro Preisgeld und 1200 Punkten im Ranking belohnt wird. In der Weltrangliste wird der dritte Schweizer nach Martina Hingis und Federer, der ein Grand-Slam-Finale erreichen konnte, definitiv auf Rang sieben vorrücken. Es ist sein höchstes Ranking.

Eigentlich war das Turnier für die Chinesin Li Na schon in der dritten Runde vorbei. Sie spielte gegen die Tschechin Lucie Šafářová so schlecht wie seit Jahren nicht mehr in Melbourne und hatte im zweiten Satz Matchball gegen sich. Doch mit Glück fand die 31-Jährige den Ausweg: Šafářová schlug den Ball um Zentimeter ins Aus. Seitdem ist Li Na nicht mehr aufzuhalten und trifft heute im Endspiel (9.30 Uhr, live, Eurosport) auf die Slowakin Dominika Cibulková.

„In diesem Moment hat das Turnier für mich noch einmal angefangen“, meint Li Na, die zum dritten Mal das Finale von Melbourne erreicht hat. Gewonnen hat sie noch nie, dennoch schenkte sie China 2011 den ersten Grand-Slam-Sieg in Paris. „Ich will diesen Titel so sehr“, erklärt die Chinesin, die 2011 der Belgierin Kim Clijsters und 2013 der Weißrussin Viktoria Asarenka unterlag.

Eine Zukunftshoffnung

Mehr als fünf Jahre nach Nikolaus Moser bei den US Open hat mit Lucas Miedler wieder ein Österreicher einen Juniorentitel bei einem Grand Slam gewonnen. Der Niederösterreicher, 17, besiegte mit dem Australier Bradley Mousley im Doppelfinale die Franzosen Halys/Tatlot 6:4, 6:3. „Wir haben sehr relaxed gespielt. Wir waren im ersten Satz zwar ein Break hinten, haben aber das Rebreak geschafft und das Match solide nach Hause gespielt.“

Es ist Österreichs vierter Sieg bei den Junioren nach Jürgen Melzer (Wimbledon, 1999 Einzel und Doppel) und Nikolaus Moser (2008, US Open, Doppel). Den einzigen Grand-Slam-Sieg im Einzel schaffte Thomas Muster 1995 in Paris. Im Doppel siegten Julian Knowle (2007, US Open) und Melzer (2010, Wimbledon; 2011, US Open). Er hat auch im Mixed (2011, Wimbledon) gewonnen. Mit Iveta Benešová ist der Niederösterreicher seit September 2012 sogar verheiratet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2014)

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