Federer scheitert an Lettlands Enfant terrible

Tennis. Roger Federer unterlag im Achtelfinale der French Open Ernests Gulbis mit 7:6, 6:7, 2:6, 6:4, 3:6. Der Lette gilt seit Jahren als einer der talentiertesten Spieler auf der Tour. Und seinen großen Sprüchen folgen immer öfter Taten.

Paris/Wien. Roger Federer hatte eigentlich alles im Griff. Mit 7:6, 5:3 führte der Schweizer gegen Herausforderer Ernests Gulbis, hatte noch dazu zwei Satzbälle. Weil er aber beide vergab, fand der Lette unerwartet zurück in dieses Achtelfinale, das letztlich in eine Fünfsatzschlacht ausartete. Gulbis entschied die Sätze zwei und drei mit 7:6 und 6:2 für sich, Federer antworte mit einem 6:4. Doch im fünften Satz gelang dem Außenseiter mit dem frühen Break zum 2:0 der entscheidende Nackenschlag. Der 32-Jährige sollte sich von diesem nicht mehr erholen.

Federers einziger Titel im Stade Roland Garros soll damit jener aus dem Jahr 2009 bleiben. Dass die Titelmission 2014 bereits in der ersten Turnierwoche enden sollte, mag einige überraschen, eine echte Sensation ist das Ausscheiden gegen den schlag- wie wortgewaltigen Gulbis jedoch nicht. Der 25-Jährige befindet sich derzeit in der Form seines Lebens, erst letzte Woche gewann er das Vorbereitungsturnier von Nizza. Große Namen lassen die Knie des Mannes aus Riga nicht wackeln. Gulbis strahlt ein natürliches Selbstvertrauen aus, er traut sich auch Erfolge gegen die absolute Top-Riege zu. So hatte er Federer schon vor diesem Erfolg einen erbitterten Kampf angekündigt. „Ich gehöre nicht zu denen, die mit Angst auf den Court gehen, wenn sie gegen einen wie ihn spielen.“ Nachsatz: „Mir macht es großen Spaß, die Großen zu stürzen.“ Federer hatte der Balte schon vor vier Jahren beim Sandplatzturnier in Rom auf seine Abschussliste hinzugefügt. In Paris gelang ihm der zweite Erfolg gegen den Basler, mit 17 Grand-Slam-Titeln der erfolgreichste Spieler aller Zeiten.

Interviews mit Gulbis haben zumeist großen Unterhaltungswert. So beklagte er in der Vergangenheit mehrmals, dass ihn Spieler wie Federer oder Nadal bei Pressekonferenzen langweilen. Dass Gulbis auf der Tour nicht zu den beliebtesten Akteuren zählt, scheint nachvollziehbar. Um sein Talent mögen ihn aber doch viele seiner Kollegen beneiden. Trainiert wird der Rechtshänder mit der eigenwilligen Vorhandtechnik von Günther Bresnik. Zwischen den Turnieren wird in der Südstadt geschwitzt, Gulbis besitzt mittlerweile ein Appartement in Wien.

Neben Gulbis zählt auch Dominic Thiem zum Gespann. Bresnik wird nicht müde zu betonen, dass beide Spieler in gemeinsamen Trainingseinheiten voneinander profitieren. Nach dem Viertelfinaleinzug scheint für Gulbis noch mehr möglich. Nächster Gegner ist der Tscheche Tomáš Berdych.

FRENCH OPEN ERGEBNISSEHerren: Achtelfinale: Gulbis (LAT/18) – Federer (SUI/4) 6:7, 7:6, 6:2, 4:6, 6:3. Berdych (CZE/6) – Isner (USA/10) 6:4, 6:4, 6:4.
3. Runde: Murray (GBR/7) – Kohlschreiber (GER/28) 3:6, 6:3, 6:3, 4:6, 12:10.
Damen: Achtelfinale: Suárez Navarro (ESP/14) – Tomljanović (CRO) 6:3, 6:3. Bouchard (CAN/18) – Kerber (GER/8) 6:1, 6:2.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2014)

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