Das Aufbegehren der jungen Wilden

 Kei Nishikori
Kei Nishikori (c) APA/EPA/VALDRIN XHEMAJ
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Den arrivierten Topstars der Szene droht in naher Zukunft noch mehr Konkurrenz. Australien hofft auf den 19-jährigen Nick Kyrgios, Deutschland sieht in Kitzbühel-Starter Alexander Zverev, 17, den Superstar von morgen.

Als Rafael Nadal 2005 im Alter von 19 Jahren zum ersten Mal die French Open gewann, zweifelte niemand an seinem außergewöhnlichen Talent. Der Spanier bestätigte die ihm entgegengebrachten Vorschusslorbeeren eindrucksvoll, Nadal prägt neben Roger Federer, Novak Djoković und Andy Murray die jüngste Dekade ihres Sports.

Seit geraumer Zeit schicken sich gleich mehrere aussichtsreiche Athleten an, die Regentschaft der „Fantastic Four“ zu durchbrechen. Der Kanadier Milos Raonic (23, ATP 7), Bulgariens Grigor Dimitrov (23, ATP 9) oder Japans Kei Nishikori (24, ATP 11) gelten als potenzielle Superstars der nahen Zukunft. Und dahinter lauert bereits die nächste Garde noch jüngerer Spieler. Dominic Thiem, 20, wird nicht erst seit seinem Sieg über den Weltranglistendritten Stan Wawrinka in Madrid als eine der vielversprechendsten Aktien der Tour gehandelt. In Wimbledon sorgte der Australier Nick Kyrgios, 19, für weltweite Schlagzeilen, als er im Achtelfinale Nadal bezwang und sensationell das Viertelfinale erreichte.

Tschechien wiederum hofft in Jiri Vesely, 21, den nächsten Grand-Slam-Champion gefunden zu haben. Die aktuelle Nummer 70 der Weltrangliste wurde von der ATP 2013 zum „Newcomer des Jahres“ gekürt. Und erst vergangene Woche machte der Name Borna Coric die Runde. Der 17-jährige Kroate erreichte in Umag das Viertelfinale und stieß in die Top 200 vor. Noch weiter als Coric ist der Deutsche Alexander Zverev. Der 1,96 Meter große Schlacks trägt die Erwartungen einer ganzen Nation auf seinen noch schmächtigen Schultern. Tennis-Deutschland sehnt wieder eine Nummer eins herbei, so mancher Fan lebt immer noch in der glorreichen Vergangenheit, geprägt von Boris Becker und Michael Stich.

Training statt Party

Zverev drang vor zwei Wochen in Hamburg bis in das Halbfinale vor und schlug als Nummer 285 vier Top-100-Spieler in Folge. Mittlerweile wird der Rechtshänder auf Position 159 geführt – Tendenz steigend. Der Teenager kommt aus einer tennisverrückten Familie. Seine Mutter ist Trainerin, sein Vater war einst selbst Profi, Bruder Mischa, 2009 die Nummer 45, ist es immer noch. Sascha, wie ihn fast alle rufen, gilt als Vorzeigeprofi. Der junge Mann mit dem Milchgesicht hat laut eigener Aussage noch nie einen Schluck Alkohol getrunken. „Ich bin nicht so der Feiertyp. Ich mag es lieber zu arbeiten“, sagt Zverev, der heute in Kitzbühel auf den Argentinier Diego Schwartzman trifft (nicht vor 17 Uhr, live in Eurosport, ORF Sport+). Philipp Kohlschreiber, Deutschlands Nummer eins, sagt über ihn: „Er ist deutlich stärker und viel kompletter, als ich es in diesem Alter war.“

Zverev mag die große Bühne, dort spiele er „sein bestes Tennis“. Dass er als größte Nachwuchshoffnung des Landes bezeichnet wird, versucht er charmant zu überhören. „Es gibt ja auch noch andere gute Spieler.“ Auch die Kunst des Understatements beherrscht Zverev bereits . . .

ATP KITZBÜHEL ERGEBNISSE

1. Runde: Haider-Maurer (AUT) – Gerald Melzer (AUT/WC) 6:2, 7:6. Gonzalez (ARG/Q) – Carreno Busta (ESP/8) 6:3, 4:6, 7:5. Ramos-Vinolas (ESP/Q) – Galovic (CRO/Q) 6:7, 7:5, 6:2. Riba (ESP) – Brown (GER) 7:6, 7:5. Vesely (CZE) – Struff (GER) 6:4, 6:4.

Dienstag-Spielplan, Center Court, ab 13 Uhr:
Golubev (KAZ) – Monaco (ARG), Jürgen Melzer (AUT) – Andujar (ESP).
Nicht vor 17 Uhr: Zverev (GER/WC) – Schwartzman (ARG).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2014)

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