Vater von Dominic Thiem: "ÖTV hat keine Handschlagqualität"

TENNIS - ATP, French Open 2014
TENNIS - ATP, French Open 2014(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Matthias Hauer)
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Wolfgang Thiem, Vater des Nachwuchsstars, attackiert Verband ob der Kündigung des Fördervertrags. Hammerl: „Wer 500.000 Dollar verdient, braucht keine Förderung.“

Kitzbühel. Der Streit zwischen dem „Thiem-Team“, es umfasst den Nachwuchsspieler Dominic, dessen Vater Wolfgang und Betreuer Günter Bresnik, und dem österreichischen Tennisverband eskaliert. Grund dafür war die Auflösung des Fördervertrags, der erst im Herbst des Vorjahres abgeschlossen wurde. Beide Seiten fühlen sich in der Diskussion im Recht mit ihrer Argumentation.

Zur Vorgeschichte: Als Nummer 268 der Welt schaffte Thiem in Kitzbühel im Vorjahr den Einzug ins Viertelfinale. Nach einem raketenhaften Aufstieg schlägt er heuer als Nummer 50 der Welt in Tirol auf. Nach langen Diskussionen wurde im Herbst zwischen Thiem und dem Tennisverband ein Fördervertrag über 46.000 Euro per anno für drei Jahre abgeschlossen. „Wir haben das als Wiedergutmachung gesehen, weil Dominic nie gefördert wurde“, erklärte Wolfgang Thiem.

Nun wurde der erst seit Jänner gültige Vertrag seitens des ÖTV gekündigt. Geschäftsführer Thomas Hammerl erklärt den Hergang so, und seine Argumentation könnte für den österreichischen Sport ein Paradebeispiel sein: „Es hat immer eine Ausstiegsklausel gegeben. Wenn einer eine halbe Million Dollar im Jahr verdient, braucht er keine Förderung. Wir sind ja auch verpflichtet, mit den Fördergeldern des Sportministeriums sorgfältig umzugehen. Es wurde nie als Wiedergutmachung gesehen.“ Auch Davis-Cup-Kapitän Clemens Trimmel erklärte in einem Pressegespräch, dass er dieses Thema als eine Art Spirale sehe. Der ÖTV fördere junge Talente, ja. Doch hätten sie sich an der Spitze etabliert haben, „brauchen sie keine finanzielle Unterstützung mehr. Der Verband kann damit das Geld wiederum in neue Talente stecken.“

Wer Kritik am Präsidenten übt

Viele Worte wollte Wolfgang Thiem vor dem Achtelfinalspiel seines Sohnes gegen den Tschechen Jiri Vesely nicht mehr verlieren. Dennoch kritisierte er vor allem gegen ÖTV-Präsident Ronald Leitgeb. „Die Sache ist mir einfach leid. Man sieht, dass der ÖTV keine Handschlagqualität hat.“ Auswirkungen auf das Antreten im Davis Cup soll der Streit nicht haben, es hänge einzig und allein von seiner Nominierung ab. Die Davis-Cup-Mannschaft für das nächste Spiel der Europa/Afrika-Zone im September in Lettland will Trimmel kommende Woche nennen.


Kitzbühel, 2. Runde: Goffin (BEL) – Kohlschreiber (GER-1) 6:3, 7:5, Seppi (ITA-4) – Riba (ESP) w.o., Lorenzi (ITA) – Andujar (ESP) 6:2, 6:0.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2014)

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