Reifeprüfung des Nachwuchsstars Dominic Thiem

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Thiem, 20, steht erstmals in einem ATP-Finale. In Kitzbühel besiegte er zuerst den Spanier Granollers, wenig später den Argentinier Mónaco. Finalgegner ist der Belgier Goffin.

Kitzbühel. Dominic Thiem hat es geschafft. In seiner jungen Karriere steht der 20-jährige Niederösterreicher erstmals in einem Endspiel auf der ATP-Tour. Dass es just beim Heimturnier in Kitzbühel gelingen sollte, war ein weiteren Bonus für den Nachwuchsstar. Der Tennisprofi besiegte am Freitag zuerst im Halbfinale Titelverteidiger Marc Granollers (ESP; 6:4, 7:5), wenige Stunden später fand aufgrund zahlreicher Regen-Verschiebungen bereits das Halbfinale statt. Und da behielt Thiem gegen den Argentinier Juan Monaco die Oberhand und siegte nach nur 58 Minuten glatt mit 6:3, 6:1.

Dieser Finaleinzug ist sein bislang größter Erfolg, er folgte damit den Spuren von Jürgen Melzer, der als letzter Österreicher 2008 das Endspiel in der Gamsstadt erreicht hatte. Gewonnen hat den Alpen-Hit aber nur Thomas Muster 1993.
Thiem, der im Finale heute auf den Belgier David Goffin (13 Uhr, live ORF Sport+) trifft - auch für ihn ist es die Final-Premiere - konnte es kaum glauben. Doch das Geschaffte gab ihm Mut. Ein Sieg gegen Monaco, eine ehemalige Nummer 10 der Welt, müsse doch motivieren. Vor allem vor eigenem Publikum - die Chance ist angesichts des Gegners auch groß. Der Lichtenwörther sagt: „Ja, ich stehe im Finale. Jetzt geht es richtig los."

Frieden mit dem ÖTV?

Heute erfolgt gegen den Belgier Goffin, 23, also Thiems Reifeprüfung. Mit einem Schlag waren all die Diskussionen rund um seinen vom ÖTV aufgekündigten Fördervertrag vergessen, jetzt winkt der Heimsieg, der erste Turniersieg. Goffin selbst war nur dank einer Wildcard in den Bewerb gekommen, doch in Kitzbühel zeigte er, dass er das Spiel auf Sand durchaus beherrscht. Der Argentinier Maximo Gonzalez (ATP-104.) forderte ihn zwar mit allen Mitteln seiner Kunst, doch vergebens. Nach 2:22-Stunden jubelte Goffin mit 5:7, 6:4, 6:3. Es ist ein weiterer Schritt in seiner Siegesserie, er hält nun bei 19 in Folge. Nach Erfolgen bei Challengern und in Kitz hält er bei 19. Nur Gonzalez rang ihm einen Satz ab: „Thiem also, ok. Ich habe nichts zu verlieren."

Thiem, der mit seiner sensationellen Leistung Juan Mónaco, immerhin Kitz-Sieger von 2007, schnell den Nerv gezogen hatte, ließ 6000 Zuschauer mit seinem Erfolg aufheulen. Sowohl für den Veranstalter, Alexander Antonitsch, als auch Österreichs Tennis ist es ein wichtiger Augenblick. Es wäre wünschenswert, würden sich Thiem, derzeit noch 50. der Weltrangliste, und der ÖTV-Verband wieder einig. Es kann auch nur im Interesse von Präsident Ronald Leitgeb sein.

„Ich stehe unter Strom"

150 Punkte und ein stolzes Preisgeld sind Dominic Thiem gewiss, und wer weiß: wenn er seine Reifeprüfung besteht, steht sein Name sogar auf der Ehrentafel des Turniers neben Thomas Muster. Er sagt: „Ich stehe unter Strom und werde das auch im Finale bleiben. Die Leute hier machen den Unterschied aus, der Heimvorteil gibt mir Kraft. Ich bin froh, dass ich diese zwei Partien so gut gewonnen habe. Zwei Partien auf dem Level, an einem Tag und binnen weniger Stunden zu spielen, das ist sehr anstrengend. Und Kitzbühel? Ja - für mich gibt es gibt keinen schöneren Platz, um im Finale zu stehen." Eines hat Thiem, unabhängig vom Endspiel-Ausgang, längst geschafft. In Österreich herrscht wieder echte Tennis-Euphorie.
Während im Einzel alles nach Wunsch aus österreichischer Sicht verläuft, gibt es im Doppel-Bewerb definitiv keinen Heimsieg. Die Brüder Gerald und Jürgen Melzer unterlagen am Freitag als letztes ÖTV-Paar in der Runde der letzten acht dem Duo Martin Emrich/Lukas Rosol (GER/CZE-3) mit 4:6, 3:6.

Jürgen Melzer machte sich danach auf die Reise nach Toronto. Der 33-jährige Niederösterreicher hat bei dem Hartplatzturnier in Kanada (3,146 Mio. Dollar) vorerst keinen Platz im Hauptfeld. Er ist aber die Nummer eins auf der Warteliste und hofft darauf, noch zum Zug zu kommen. (dat)

("Die Presse", Printausgabe vom 2.8.2014)

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