Thiem-Förderstopp für Leitgeb "normaler Vorgang"

Ronald Leitgeb
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ÖTV-Präsident Ronald Leitgeb kontert die harte Kritik am Vorgehen. Nach dem Vorstoß in die Weltspitze gebe es keinen Förderbedarf mehr.

ÖTV-Präsident Ronald Leitgeb hat sich in einem Offenen Brief gegen die Kritik an der Einstellung der Verbandsförderung für Nachwuchsstar Dominic Thiem zur Wehr gesetzt. Die vorzeitige Auflösung des Fördervertrages sei aufgrund der mittlerweile finanziellen Unabhängigkeit des 20-Jährigen fristgerecht erfolgt. Das sei ein normaler und üblicher Vorgang, schrieb Leitgeb am Dienstag.

Einleitend bekräftigte Leitgeb, dass er in Thiem die Zukunft des heimischen Tennissports sehe und ihm die Tür des Österreichischen Tennis-Verbandes (ÖTV) immer offen stehe. Man werde Thiem immer mit Rat und Tat unterstützen, so Leitgeb, der auch langjähriger Manager von Österreichs aktueller Nummer 2, Jürgen Melzer, ist. Der nach seinem Finaleinzug in Kitzbühel mittlerweile auf Platz 44 der Weltrangliste vorgestoßene Thiem werde deshalb "selbstverständlich" auch für den Davis Cup im September gegen Lettland einberufen.

Thiems Vater hatte in Kitzbühel die Einstellung der Förderung kritisiert und eine Entschädigung für die teure Jugendarbeit seines Sohnes verlangt. Leitgeb führte diesbezüglich aus, dass Thiem-Trainer Günter Bresnik und dessen Vater Wolfgang in den Jahren 2010, 2011 und 2012 ÖTV-Förderangebote von 15.000, 25.000 und 46.000 Euro allesamt abgelehnt hätten. "Die Begründung lautete, dass die Summen zu gering seien", schrieb Leitgeb.

Persönlicher Einsatz für Fördervertrag

2013 habe er sich als neuer ÖTV-Präsident dafür eingesetzt, "dass es endlich zur Annahme eines Förderangebotes kam". Was aufgrund des erhofften Weges des damals um die Weltranglisten-Platzierung 280 gelegenen Thiem in die Top 100 besonders sinnvoll gewesen sei, weil gerade der Weg unter die Top 100 "besonders teuer und betreuungsintensiv" sei. "Ich möchte auch betonen, dass ich dies mit sportlicher Überzeugung gemacht habe, trotz ständiger verbandskritischer Äußerungen des Thiem-Managements."

Der Dreijahres-Fördervertrag in der Höhe von 46.000 Euro pro Jahr sei im Herbst 2013 unterzeichnet worden. "Wir haben das auch als Wiedergutmachung gesehen, weil Dominic nie gefördert wurde", hatte Wolfgang Thiem in Kitzbühel dazu gemeint. Laut Leitgeb habe der Verband den Vertrag "aufgrund der finanziellen Selbstständigkeit des Sportlers Dominic Thiem nach knapp einem Jahr fristgerecht aufgelöst". Das sei bei Wegfall des Förderbedarfes bei Österreichischen Sportverbänden "unisono üblich und ein gänzlich normaler Vorgang". Es sei wohl verständlich, dass öffentliche Gelder nur dort eingesetzt werden dürfen, wo auch tatsächlich Bedarf bestehe, argumentierte Leitgeb.

Geld nicht als Wiedergutmachung gedacht

Der ÖTV-Chef führte dazu die von Thiem gewonnen Preisgelder ins Treffen. Aufgrund der aktuellen Einnahmen des Niederösterreichers investiere er die Fördermittel nunmehr in junge Sportler, die den Vorstoß in die Weltspitze noch vor sich haben, merkte Leitgeb an. Thiem habe heuer erfreulicherweise einen großen Sprung gemacht und dementsprechend schon mehr als 500.000 Euro nur aus Preisgeldern verdient. Diese von Leitgeb angegebene Summe scheint aber nicht richtig zu sein, denn laut ATP-Homepage waren es insgesamt 576.000 Dollar, was lediglich 430.000 Euro entspricht. Allein heuer spielte Thiem umgerechnet 320.000 Euro ein.

Leitgeb erläuterte weiter, dass die von Wolfgang Thiem eingeforderte Förderung "für die Vergangenheit" schon aufgrund der Förderrichtlinien nicht möglich sei. Leitgeb vergaß auch nicht zu erwähnen, dass Thiems Vater, Bresnik sowie weitere Trainer aus der Tennisschule Bresnik vom ÖTV mehr als 130.000 Euro pro Jahr in Form von Honorarnoten für die Betreuung zweier vom ÖTV geförderter Spielerinnen und einem Spieler erhalten würden. Deswegen verstehe er nicht, warum Wolfgang Thiem den Verband bedauerlicherweise als Feindbild sehe. "Man sieht, dass der ÖTV keine Handschlagqualität hat. Mir reicht es", hatte Thiems Vater hatte in der Vorwoche gemeint.

(APA)

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Leitgeb sprach von einem „normalen und üblichen Vorgang“. Rückwirkende Unterstützung für versäumte Jahre gebe es rechtlich nicht, zudem habe Thiems Management sämtliche früheren Angebote abgelehnt.

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