Schottischer Härtetest für Djoković

(c) GEPA pictures/ Matthias Hauer
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Novak Djoković bezwang bei den US Open Philipp Kohlschreiber in drei Sätzen und steht zum 22. Mal in Folge bei einem Grand Slam im Viertelfinale. Nun wartet Andy Murray.

New York/Wien. Auf den großen Grand-Slam-Bühnen zählt Novak Djoković stets zu den konstantesten Akteuren. Bei den US Open steht der Weltranglistenerste aus Serbien nach dem souveränen 6:1, 7:5, 6:4-Erfolg gegen Philipp Kohlschreiber im achten Jahr in Folge unter den letzten acht, insgesamt gelang ihm dies bei den vier größten Tennisturnieren der Welt zum 22. Mal hintereinander. Zuletzt war es der Lette Ernests Gulbis, der ihm 2010 bei den French Open ein seltenes Drittrunden-Aus zufügte. „Es ist großartig, dass ich bislang wirklich gutes Tennis gezeigt habe. Aber ich weiß, dass im Turnierverlauf immer härtere Gegner auf mich warten“, meinte der 27-Jährige. In New York heißt der nächste echte Härtetest für Djoković nun Andy Murray.

20-mal standen sich Djoković und Murray schon gegenüber, darunter im mitreißenden Endspiel 2012, als der Schotte unter seinem damaligen Trainer Ivan Lendl endlich seinen ersten Grand-Slam-Titel feiern durfte. Im Wimbledon-Finale vor einem Jahr hieß der Sieger ebenfalls Murray. Im letzten Aufeinandertreffen in Miami im März ging aber Djoković zum insgesamt zwölften Mal als Gewinner vom Platz. „Ein Viertelfinale gegen Murray ist definitiv eine harte Nuss. Ich muss auf dem höchsten Level spielen, um zu bestehen.“

Djoković ohne Satzverlust

Gegen Kohlschreiber setzte Djoković jedenfalls mit einer erneut starken Leistung dem Gerede über eine vermeintliche Formkrise oder gedankliche Auszeit nach seiner Hochzeit im Sommer eindrucksvoll ein Ende. Trotz ungewöhnlicher Hitze und Schwüle – die gefühlte Temperatur lag bei rund 50 Grad Celsius – blieb der Serbe wieder ohne Satzverlust. Er überzeugte mit geduldigem, variantenreichen Spiel und löste auch knifflige Situationen, als er etwa im zweiten Durchgang einen Satzball abwehrte und selbst nachlegte. „Dieser Satz war entscheidend. Danach war klar, dass ich es unbedingt in drei Sätzen zu Ende bringen wollte“, bekannte der siebenfache Grand-Slam-Sieger.

Immer an seiner Seite ist Coach Boris Becker, der das Achtelfinale äußerlich entspannt von der Tribüne aus verfolgte. Nur wenig dringt von der Zusammenarbeit an die Öffentlichkeit, der dreimalige Wimbledon-Sieger aus Deutschland hält sich zumeist im Hintergrund. „Von ihm kommen die wichtigsten Ratschläge“, hielt Djoković fest. Becker selbst will seinen Auftrag nicht überbewerten: „Novak will das Turnier gewinnen. Meine Aufgabe ist es, ihm dabei zu helfen. Ich kann beurteilen, wie es sich anfühlt, an einem Finalmorgen aufzuwachen.“

Derartige Ratschläge haben durchaus ihren Wert, schwächelte Djoković doch zuletzt etwas, wenn es um die ganz großen Titel ging. Von den letzten acht Grand-Slam-Endspielen gewann er „nur“ drei, der Triumph über Roger Federer in Wimbledon im Juni war der erste nach drei Niederlagen in Folge. In New York wäre ein Auftritt am kommenden Montag für Djoković das bereits fünfte Finale in Folge, allerdings gewann er davon nur eines – 2011 gegen Rafael Nadal.

Murray hat gute Erinnerungen

Etwas mehr Mühe hatte Andy Murray mit Jo-Wilfried Tsonga. In zwei Sätzen musste der Schotte einen Rückstand drehen, ehe er sich schließlich mit 7:5, 7:5, 6:4 durchsetzte. Nach wackligem Auftakt fühlt sich der Weltranglistenneunte an der Stätte seines ersten Grand-Slam-Triumphs nun bereit für den nächsten großen Schritt. „Gegen Novak wird es ein ganz hartes Match. Ich erinnere mich noch gern und gut an unser letztes Finale hier“, meinte Murray. „Ich habe das Gefühl, dass mir nicht mehr viel zu meinem besten Tennis fehlt. Vor einer Woche habe ich mich nicht gut gefühlt, aber jetzt stehe ich im Viertelfinale. Alles kann passieren.“

US OPEN ERGEBNISSE

Herren, Achtelfinale: Stan Wawrinka (SUI-3) – Tommy Robredo (ESP-15) 7:5, 4:6, 7:6(7), 6:2, Kei Nishikori (JPN-10) – Milos Raonic (CAN-5) 4:6, 7:6 (4), 6:7 (6), 7:5, 6:4. Viertelfinale:Djoković (SRB-1) – Murray (GBR-8), Wawrinka (SUI-3) – Nishikori (JPN-10).

Damen, Achtelfinale: Serena Williams (USA-1) – Kaia Kanepi (EST) 6:3, 6:3, Jekaterina Makarowa (RUS-17) – Eugenie Bouchard (CAN-7) 7:6 (2), 6:4, Flavia Pennetta (ITA-11) – Casey Dellacqua (AUS-29) 7:5, 6:2, Victoria Asarenka (BLR-16) – Aleksandra Krunic (SRB) 4:6, 6:4, 6:4. Viertelfinale: Williams (USA-1) – Pennetta (ITA-11), Asarenka (BLR-16) – Makarowa (RUS-17), Bencic (SUI) – Peng (CHN), Wozniacki (DEN-10) – Errani (ITA-13).

Doppel, Achtelfinale: Alexander Peya/Bruno Soares (AUT/BRA-2) – Kukuschkin/ Venus (KAZ/NZL) 6:3, 6:4.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2014)

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