Australian Open: Die personifizierte Hoffnung einer ganzen Nation

TENNIS - WTA, Australian Open 2015
TENNIS - WTA, Australian Open 2015(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Matthias Hauer)
  • Drucken

Madison Keys, 19, sorgte mit dem Sieg über ihr 15 Jahre älteres Vorbild Venus Williams für Aufsehen, im Halbfinale wartet Serena Williams. Trainerin Lindsay Davenport sagt: „Sie ist die größte Hoffnung im US-Tennis.“

Melbourne/Wien. Madison Keys war ein kleines Mädchen, gerade einmal vier Jahre alt, als sie die Liebe zum Tennis entdeckte. Im Fernsehen wurde ein Spiel aus Wimbledon übertragen, eine der Protagonistinnen hieß Venus Williams, damals 18. Keys hatte ihr Vorbild auserkoren, fortan eiferte sie ihrer ausgesprochen begabten älteren Landsfrau nach. Und tatsächlich, der jungen Dame aus der Kleinstadt Rock Island im US-Bundesstaat Illinois gelang der Sprung zum Profi, sie verbesserte sich stetig und spielt dieser Tage das beste Tennis ihrer Lebens.

Bei den Australian Open hatte sie nun erstmals das Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers erreicht. Eine Überraschung, musste sich doch auf dem Weg dorthin unter anderem die an Position vier gesetzte Tschechin Petra Kvitova bezwingen. In der Runde der letzten acht wartete ausgerechnet Venus Williams. Jene Spielerin, zu der sie schon während ihrer Kindheit aufschaute, die sie regelrecht anhimmelte. Nervosität wäre also durchaus angebracht gewesen, doch Madison Keys, 19, ließ sich vom Duell mit ihrem Idol nicht aus der Ruhe bringen. 6:3, 4:6, 6:4 siegte die Zukunft über die Gegenwart, Keys konnte ihr Glück kaum fassen. „Es ist großartig. Diesen Moment musst du einfach genießen“, sagte der Teenager, der nach dem verwandelten Matchball einen kurzen Freudenschrei in den australischen Himmel entsandte.

Potenzielle Williams-Erbin

Mit Aufschlägen bis zu 200 km/h und ihrer kraftvollen Vorhand erinnert Keys zwangsläufig an die Williams-Schwestern, die seit knapp 15 Jahren das Geschehen auf der Tour wesentlich mitbestimmen. Die USA hoffen, eine potenzielle Nummer eins gefunden zu haben. „Sie ist eine wunderbare Spielerin und ein tolles, tolles Mädchen. Schön, dass wieder junge Amerikanerinnen so weit bei Grand Slams vorstoßen“, bemerkte Venus, die ein Duell mit ihrer jüngeren Schwester Serena (6:2, 6:2 gegen Cibulkova) verpasste. Keys versprühte vor der nächsten Herkulesaufgabe die gewohnte Lockerheit. „Ich muss einfach auf den Platz gehen und mein Bestes geben. Ich habe nichts zu verlieren.“

Wesentlichen Anteil am Erfolg von Keys hat ihre Trainerin, Lindsay Davenport. Die ehemalige Weltranglistenerste und Gewinnerin von drei Grand Slams sei vor allem im mentalen Bereich eine große Hilfe. „Sie hat alles erlebt. Den Stress, den Druck, das Nervenspiel“, sagt Keys, die die Sichtweise Davenports mehr und mehr zu verinnerlichen scheint. Grenzen, so die junge Dame, gebe es keine. Schon gar nicht, wenn man erst einmal das Halbfinale eines großen Turniers erreicht hat. „Ich will das Ende der Australian Open erleben und die Trophäe halten.“

Wawrinka fordert Djoković

In der Herrenkonkurrenz setzten sich am Mittwoch die Favoriten durch. Novak Djoković bezwang den Kanadier Milos Raonic 7:6, 6:4, 6:2 und trifft nun auf Vorjahressieger Stan Wawrinka. Der Schweizer hatte mit US-Open-Finalist Kei Nishikori aus Japan nur wenig Mühe, siegte mit 6:3, 6:4, 7:6. Im direkten Vergleich zwischen Djoković und Wawrinka führt der Serbe mit 16:3-Siegen, bei den letztjährigen Australian Open gewann jedoch der 29-Jährige aus Lausanne.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.