Williams gegen Scharapowa: Schlagabtausch mit Dezibel

TENNIS - WTA, Australian Open 2015
TENNIS - WTA, Australian Open 2015(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Matthias Hauer)
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Das Damen-Endspiel von Serena Williams gegen Maria Scharapowa gilt bei den Australian Open als das Traumfinale, dabei versprechen Statistik und Lautstärke ein anderes Schauspiel.

Melbourne. Tennisspielerin, Topverdienerin im Sport, Model, Porsche-Fan – wo auch immer die Russin Maria Scharapowa auftritt, breites Interesse, Blitzlichter und die zumeist gleichen Fragen sind ihr gewiss. Doch es sind nicht nur ihr Antlitz oder der sich massiv Platz verschaffende Vorstoß ihrer Entourage, die Beobachter faszinieren. Es ist auch weiterhin das profunde Spiel der ehemaligen Nummer eins der Welt, das zu begeistern vermag.

Die 27-Jährige erreichte bei den Australian Open in Melbourne das Finale, sie bezwang ihre Landsfrau Ekaterina Makarowa mit 6:3 und 6:2. Im Endspiel trifft sie am Samstag (9.30 Uhr, MEZ) auf Serena Williams, die sich an US-Nachwuchstalent Madison Keys mit 7:6, 6:2 schadlos hielt.

Laut Papierform ist die Amerikanerin – mit 33 Jahren die älteste Melbourne-Finalistin – Favoritin. Die bereits fünffache Australian-Open-Siegerin hat alle 15 Duelle gegen Scharapowa seit 2004 gewonnen. Dazu zählt unter anderem auch die Demontage im Olympia-Finale 2012 – 0:6, 1:6. Nur drei Sätze konnte Scharapowa gegen die 18-malige Grand-Slam-Siegerin überhaupt gewinnen. Allerdings, einen ihrer fünf Grand-Slam-Titel gewann die Russin 2008 in Melbourne. Dass sie in der zweiten Runde zwei Matchbälle gegen eine Qualifikantin abwehren musste, ist von statistischem Belang.

Queen of Scream

Scharapowa ist ein Weltstar, das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ berechnete ihre Jahresgage mit 24,6 Millionen Dollar; doch ob diese Summe angesichts der Werbeverträge wirklich stimmt? Über 110 Millionen Dollar soll sie verdient haben, doch es ist weiterhin nicht der Wohlstand, der sie antreibt. „Es ist trotz der seit zehn Jahren andauernden Karriere noch immer der Sport“, sagt sie. 34 Turniersiege, fünf Grand-Slam-Triumphe, sie war Nummer eins der Welt – und als aktuelle Nummer zwei kennt sie kein anderes Ziel. Passend, dass Serena Williams als Nummer eins geführt wird – ein Traumfinale.

Es wird definitiv sehr laut am Samstag in der Rod-Laver-Arena. Scharapowas Rekord liegt bei 101 Dezibel, Williams wird mit 88,9 dB geführt. Davor sowie vor den immens kraftvollen Schlägen hat wohl sogar die Russin Respekt, sie sagt: „Ich glaube, ihre Power und Aggressivität haben mich selbst immer ein bisschen zu aggressiv gemacht. Ich wollte wahrscheinlich immer zu schnell zu viel – ich will aber auch diesen Titel unbedingt.“ Die Negativbilanz gegen ihre Gegnerin ist der Russin nicht entgangen und sie versprach, sich davon nicht blenden zu lassen. Sie wolle gewohnt selbstbewusst, unabhängig auftreten, sie verstehe sich als „Kämpferin“. Es wird also laut.

Eine Rechnung hat auch der Schotte Andy Murray seit mehreren Jahren offen. Er ist aber nicht wie Scharapowa nur an einem Kontrahenten interessiert; der Olympia-Sieger hat noch nie die Australian Open gewonnen. Dreimal stand er bereits im Finale, verlor aber gegen Roger Federer (2010) und Novak Djoković (2011, 2013). Nun hat es Murray zum vierten Mal geschafft, der 27-Jährige besiegte im Halbfinale Nadal-Bezwinger Tomas Berdych mit 6:7, 6:0, 6:3, 7:5. Sein Gegner? Entweder erneut der Weltranglistenerste Djoković oder der Schweizer Titelverteidiger Stan Wawrinka.

Murray hat bewiesen, dass er Serien brechen kann. Er beendete die 77 Jahre anhaltende Sieglosigkeit der Briten in Wimbledon, zudem hat er diesmal einen ganz speziellen Trumpf. Murray wird seit Juni 2014 von einer Frau trainiert – die Französin Amélie Mauresmo gewann 2006 in Melbourne, mit immens harten Schlägen. Nun sind ihre Anweisungen sein Schlüssel zum Erfolg. (fin)

Ergebnisse Australian Open:

Damen, Halbfinale: S. Williams (USA-1) – Keys (USA) 7:6, 6:2, Scharapowa (RUS-2) – Makarowa (RUS-10) 6:3, 6:2.

Herren, Doppel, Halbfinale: Bolelli/Fognini (ITA) – Rojer/Tecau (NED/ROM-6) 6:4, 3:6, 6:3, Herbert/Mahut (FRA) – Dodig/Melo (CRO/BRA-4) 6:4, 6:7, 7:6.

Mixed, Viertelfinale: Mladenovic/Nestor(FRA/CAN-3) – Black/Cabal (ZIM/COL-5) 6:2, 6:3, Su-wei/Cuevas (TPE/URU) – Srebotnik/Melo (SLO/BRA-2) 6:1, 6:2.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2015)

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