Stefan Koubek: Eine Frage der Ehre

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Nach 22 Länderkämpfen kehrt Stefan Koubek kommende Woche als Kapitän in das Daviscup-Team zurück. Der Kärntner will in seiner Rolle Emotionen zeigen: "So wie einst Muster."

Seinen ersten und letzten Daviscup als Spieler würde Stefan Koubek liebend gern vergessen. 1998 hat die lange Reise begonnen. Als 21-Jähriger kam er unter Kapitän Günter Bresnik in Israel zu seinem Debüt für Österreich, beide Einzel gingen verloren. 13 Jahre später, gegen Frankreich, griff der Kärntner ein letztes Mal für Rot-Weiß-Rot zum Schläger. Gilles Simon fügte Koubek in Schwechat die 19. Niederlage im Daviscup zu, dem gegenüber stehen 20 Siege.

„Auf die knapp positive Bilanz bin ich schon ein bisschen stolz“, sagt Koubek, der beim Gespräch mit der „Presse am Sonntag“ an einem Nebentisch im Wiener Hotel Intercontinental auch seinen Freund Alexander Antonitsch antrifft. „Alex“, erinnert sich Koubek, „habe ich schon 1988 im Daviscup spielen gesehen.“ Damals traf Österreich mit Antonitsch, Thomas Muster und Horst Skoff in Villach auf Nigeria. Koubek, ein elfjähriger Bursche, fungierte für das Trio als Balljunge. Eine für ihn einzigartige Erfahrung. „Das war richtig aufregend.“

Vom Balljungen zum Spieler und nun zum Kapitän. Vor wenigen Wochen wurde der 38-Jährige zum Nachfolger von Clemens Trimmel ernannt. Ursprünglich trat der Österreichische Tennisverband mit der Bitte an ihn heran, vorerst nur gegen Schweden (6. bis 8. März) auszuhelfen. Koubek winkte ab. „Wenn, dann möchte ich zumindest eine ganze Saison als Kapitän fungieren.“ Der Villacher bringt als ehemaliger Profi viel Erfahrung mit. Er gewann drei Turniere, war in seiner Hochzeit Nummer 20 der Weltrangliste. An Talent und Ballgefühl hat es ihm nie gefehlt. Experten waren sogar überzeugt davon, dass Koubek noch mehr erreichen hätte können. Koubek will dies erst gar nicht verneinen. „Mit dem heutigen Wissen ist mir vollauf bewusst, dass ich mich im Training manchmal noch mehr hätte reinhängen müssen. Besser geht es immer, aber ich will nicht jammern. Ich war weltweit einer der 20 Besten in meinem Beruf.“

Anfang 2003 war Koubek kurze Zeit sogar der Beste. Nach seinem letzten Turniersieg beim Millionenevent in Katar übernahm er die Führung im damaligen Champions Race, der Jahreswertung der ATP. Koubek nippt kurz an seinem Kaffee. „Einmal die Nummer eins sein. Das war schon lässig . . .“

Muster als Vorbild

Die Rolle als Kapitän ist für Koubek Neuland. Er weiß selbst noch nicht, was ihn genau erwarten wird, spricht von einer „gewissen Anspannung und Vorfreude“. Als ihn die Anfrage des ÖTV erreichte, musste er nicht lange überlegen. „Diesen Job macht man nicht des Geldes wegen, da geht es um die Ehre.“

Koubek ist ein gutes Klima innerhalb des Teams besonders wichtig. Deshalb sprach er vor seiner Bestellung auch mit den Spielern darüber, ob sie ihn als Kapitän auch gutheißen würden. „Sonst hat das ja alles keinen Sinn“, betont der Linkshänder, der in seiner aktiven Daviscup-Karriere den Kommandos von Bresnik (bis 2004), Thomas Muster (2004 bis 2006) und Gilbert Schaller (2007 bis 2011) lauschte. Muster hat bleibenden Eindruck hinterlassen. „Er ist für mich ein Vorbild. So wie er auf der Betreuerbank mitgelebt hat, voller Emotionen, das war speziell.“ Nun ist Koubek gewiss ein anderer Typ Mensch als Muster, weniger impulsiv. „Aber das bedeutet ja nicht, dass ich mir von ihm nicht etwas abschauen kann.“

Die „T-Frage“

Seine Feuertaufe erlebt Koubek von Freitag bis Sonntag im schwedischen Örebro. Im Duell der Europa-Afrika-Zone I gilt Österreich als Favorit, mit den nominierten Andreas Haider-Maurer sowie Jürgen und Gerald Melzer stehen alle drei Einzelspieler in der Weltrangliste vor dem besten Schweden, Elias Ymer. Dennoch, Koubek warnt vor dem 18-jährigen Teenager aus Stockholm, der als größtes Talent Schwedens gilt. „Der kann schon Tennis spielen und der Daviscup hat bekanntlich oft seine eigenen Gesetze. Aber unabhängig davon: Wir sind der klare Favorit.“ Die Vorzeichen wären noch eindeutiger, wäre auch Österreichs Nummer eins, Dominic Thiem, Teil der Mannschaft. Doch der 21-Jährige sagte ab, er legt seinen Fokus nach einem mäßigen Saisonbeginn auf die dem Daviscup folgenden Turniere in Nordamerika. Koubek zeigt sich verständnisvoll, „aber natürlich hätte ich ihn lieber dabei“.

Thiem verzichtet nicht zum ersten Mal auf einen Daviscup. Es wird künftig eine der Aufgaben Koubeks sein, die „T-Frage“ positiv zu klären. Das Wort von Günter Bresnik, Koubeks früherem und Thiems heutigem Trainer, hat dabei großes Gewicht. Für den neuen Kapitän bleibt eine Teilnahme an Länderkämpfen eine Frage der Ehre. „Wenn man Daviscup spielen will, findet man immer einen Weg. Genauso wie man einen Weg findet, wenn man nicht spielen will.“ Sollte Österreich in Schweden bestehen, würde Mitte Juli ein Heimspiel gegen die Niederlande warten. Der Termin wäre perfekt. „Dann gibt es keine Ausreden mehr.“

Steckbrief

Stefan Koubek
wurde am 2. Januar 1977 in Klagenfurt geboren. 1993 nahm ihn Günther Bresnik, heutiger Trainer von Dominic Thiem, unter seine Fittiche. Ein Jahr später gab der Kärntner sein Debüt auf der ATP-Tour.

Koubek konnte in seiner Karriere drei Einzeltitel gewinnen: 1999 in Atlanta, 2000 in Delray Beach und 2002 in Doha. Seine höchste Platzierung in der Weltrangliste erreichte er im März 2000 als 20.

Im Daviscup weist Koubek bei 22 Länderkämpfen eine 20:19-Bilanz auf. Vor wenigen Wochen wurde er als Kapitän und Nachfolger von Clemens Trimmel präsentiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2015)

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