Rassismus-Opfer Serena Williams: Zeit der Vergebung

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2001 erlebte Serena Williams mit rassistischen Beleidigungen in Indian Wells den dunkelsten Moment ihrer Karriere. Nun kehrte die Weltranglistenerste nach 13 Jahren zurück und für sie ist „diese Rückkehr der größte Erfolg“.

Indian Wells. Serena Williams' Comeback in Indian Wells nach dreizehn Jahren verlief bislang erfolgreich. Allerdings konnte die Weltranglistenerste im Damen-Tennis gegen die Rumänin Monica Niculescu (WTA 68) ihre Nervosität nicht verbergen. Williams mühte sich bis zum Schluss, nach über zwei Stunden gelang ihr mit 7:5, 7:5 dennoch der Sieg. Am Ende flossen Tränen. Auch vor dem Spiel wurde die 33-Jährige von ihren Emotionen überwältigt. Als sie das erste Mal seit 2001 das Stadion in der kalifornischen Wüste betrat, wurde sie mit Standing Ovations begrüßt. Dabei sah es über ein Jahrzehnt so aus, als sei eine Rückkehr ausgeschlossen.

Es gibt zwei Versionen der Ereignisse von 2001: Fakt ist, dass die damals 19-jährige Serena Williams beim Finale gegen die Belgierin Kim Clijsters heftig ausgebuht wurde. Einige behaupten, das sei der schwärzeste Moment der amerikanischen Tennisgeschichte gewesen. Williams' Vater gehört zu dieser Gruppe, er sprach von blankem Rassismus und behauptete, niemals wäre eine weiße Spielerin so behandelt worden. Andere meinen, die Zuschauer wären wütend gewesen, weil man sie hinters Licht geführt hatte. Denn vor dem geplanten Halbfinalspiel zwei Tage zuvor zwischen Serena und ihrer älteren Schwester Venus hat es geheißen, Venus sei verletzt und könne nicht spielen. Fans hatten den Verdacht, es gebe gar keine Verletzung, sondern Vater Richard hätte seine Hände im Spiel gehabt, um ein direktes Duell der Schwestern zu verhindern.

Vom Ghetto auf den Thron

Serena gewann das Endspiel, fühlte sich aber beschimpft und beleidigt. Seitdem hat sie nicht mehr in Indian Wells gespielt, auch die Schwester hat das prestigeträchtige Turnier konsequent boykottiert. „Ich dachte, ich würde niemals wieder herkommen“, sagt Serena.

In den seither vergangenen eineinhalb Jahrzehnten hat Serena Williams eine historische Karriere hingelegt: 19 Grand-Slam-Titel, vier olympische Goldmedaillen, 65 Einzel- und 22 Doppeltitel und 66 Millionen Dollar Preisgeld. Williams kann in naher Zukunft die erfolgreichste Tennisspielerin in der Geschichte des Sports werden, nur Steffi Graf gewann mehr Grand-Slam-Turniere (22).

Williams' Biografie ist dabei ein Sinnbild des amerikanischen Traums: Nach jahrelanger harter Arbeit und unkonventioneller Methoden hat Williams den Sprung aus Compton, einem Schwarzen-Ghetto von Los Angeles, auf den Tennis-Thron geschafft. Vater Richard Williams, ein ehemalige Baumwollpflücker, sagte einst, Serenas Karriere sei schon geplant gewesen, bevor sie geboren war. Mit ihrem aggressiven, kraftvollen Spiel und ihrem enormen Selbstbewusstsein ist sie die dominierende Spielerin im Damentennis. „Ich bin an einem Punkt meiner Karriere, an dem ich keinem mehr etwas beweisen muss“, sagt Williams.

Turnierchef und Software-Milliardär Larry Ellison hat Williams nun nach Indian Wells zurückgeholt. Sie ist nicht zurück, weil sie das Turnier unbedingt gewinnen will, sondern weil es an der Zeit sei, „zu vergeben und zu vergessen“. Nach dem hart erkämpften Sieg zum Auftakt sagte Williams sichtlich gerührt: „Dass ich es geschafft habe, hierher zurückzukehren, ist vielleicht der größte Erfolg meiner Karriere.“ (joe)

WTA (Premier, Hartplatz) indian wells

3. Runde: Serena Williams (USA-1) – Zarina Diyas (KAZ) 6:2, 6:0, Maria Scharapowa (RUS-2) – Viktoria Asarenka (BLR-32) 6:4, 6:3, Belinda Bencic (SUI-31) – Caroline Wozniacki (DEN-4) 6:4, 6:4, Caroline Garcia (FRA-25) – Ana Ivanovic (SRB-5) 6:2, 5:7, 6:2.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2015)

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