Der lange Weg zur großen Mannschaft

Am Dienstag testet das ÖFB-Team gegen Bosnien, Teamchef Marcel Koller wird dabei auf große Experimente verzichten. Für Zlatko Junuzović wird das Spiel gegen sein Geburtsland ein besonderes werden.

Wien. Ebenso wie Österreich reist auch die Nationalmannschaft Bosnien und Herzegowinas mit einem Erfolgserlebnis zum Freundschaftsspiel am Dienstag (20.30 Uhr, live ORFeins) nach Wien an. Beim Debüt von Neotrainer Mehmed Baždarević gelang mit dem 3:0 gegen Fußballzwerg Andorra der erste Sieg in der laufenden EM-Qualifikation. „Die Bosnier haben eine spielerisch starke, robuste Mannschaft mit vielen großen Einzelspielern und hoher individueller Qualität. Sie haben drei, vier Spieler, die ein Match allein entscheiden können“, warnte ÖFB-Teamchef Marcel Koller vor der Nummer 30 der Welt.

Vom überzeugenden Auftritt in Vaduz war sogar der sonst zurückhaltende Koller hellauf begeistert und bescheinigte seinen Spielern, „auf dem Weg zu einer großen Mannschaft“ zu sein. „Jetzt ist es wichtig, dass wir noch mehr Konstanz hineinbringen, aber wir sind auf einem guten Weg“, sagte der Schweizer, der am Dienstag auf große Experimente verzichten wird, sowohl im personellen als auch im taktischen Bereich. „Dafür fehlt die Zeit.“ Auch an der Anfangsformation sollte sich wenig ändern, allerdings könnten im Verlauf der Partie viele Spieler eine Chance bekommen, die zuletzt wenig eingesetzt wurden. „Unsere Idee ist schon, dass wir uns den einen oder anderen anschauen.“ Veli Kavlak fällt wegen Schulterproblemen allerdings aus.

Ein Spiel mit spezieller Bedeutung wird es für Zlatko Junuzović. Der Bremen-Legionär kam im heutigen Serbien nahe der bosnischen Grenze zur Welt und war bis zum 15. Lebensjahr im Besitz der bosnischen Staatsbürgerschaft. Als Fünfjähriger floh er mit seiner Familie vor dem Bosnien-Krieg nach Österreich. „Deshalb ist das Spiel natürlich etwas Besonderes, vor allem für meine Familie“, sagte Junuzović, für den die Frage nach der Verbandszugehörigkeit eigentlich immer klar war. „Meine Wurzeln sind in Bosnien, aber ich fühle mich hauptsächlich als Österreicher, weil ich hier aufgewachsen bin und wenig Bezug zu Bosnien habe“, erklärte der 27-Jährige.

Aufseiten des Gegners steht Anel Hadžić, der eine ähnliche Lebensgeschichte vorzuweisen hat. Der Sturmspieler wurde 1989 in der bosnischen Stadt Velika Kladusa geboren und wuchs nach der Flucht in Oberösterreich auf. Nach einigen Einsätzen in ÖFB-Nachwuchsauswahlen entschied sich Hadžić allerdings für den Verband Bosnien und Herzegowinas. „Ich bin in Österreich dafür dankbar, was es mir ermöglicht hat. Aber in meiner Brust schlägt ein bosnisches Herz“, erklärte Hadžić. Von der ÖFB-Auswahl hat er aber eine hohe Meinung. „Ich bin überzeugt, dass sich die Österreicher für die EM qualifizieren. Die Arbeit von Marcel Koller trägt Früchte. Jetzt sieht man, dass die Ergebnisse kommen, wenn man Geduld hat.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2015)

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