Nadal in Krise: Tennisspiele werden im Kopf entschieden

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Rafael Nadal macht die wohl härteste Zeit seiner beeindruckenden Karriere durch. Offen wie selten ein Spitzensportler vor ihm, spricht er über seine Formkrise. Dominic Thiem erreichte in Miami das Viertelfinale.

Von der gewohnten Dominanz des Rafael Nadal war zuletzt nicht mehr viel zu sehen. Beim ATP-1000-Turnier in Miami scheiterte der Spanier schon in der dritten Runde an seinem Landsmann Fernando Verdasco (4:6, 6:2, 3:6). Damit hält er seit seinem Triumph bei den French Open im vergangenen Jahr nur bei einem Turniersieg (Buenos Aires). Als Vorjahresfinalist in Miami wird der Weltranglisten-Dritte außerdem Punkte verlieren und in der Rangliste mindestens auf Platz vier zurückfallen, abhängig vom weiteren Turnierverlauf möglicherweise noch weiter.

Schlechter als auf Rang fünf war Nadal zuletzt vor zehn Jahren klassiert. Nach der zweiten Niederlage gegen Verdasco in 15 Spielen gestand Nadal nun überraschend ehrlich, er kämpfe mit Nervosität und Selbstzweifeln. Wegen einer Handgelenksverletzung und einer Blinddarmoperation war der 28-Jährige erst im Jänner wieder auf die Tour zurückgekehrt. Damals seien die „ängstlichen“ Gefühle aufgekommen, die er nun am Tennisplatz verspürt. Und seither ist es ihm nicht gelungen, sein Spiel wieder zu finden.

"Körperliche Probleme sind Vergangenheit"

Im Vergleich zum Saisonauftakt, als man seine ersten Niederlagen noch auf mangelnde Fitness zurückführen konnte, spielen die Verletzungen nun keine Rolle mehr: „Die körperlichen Probleme sind Vergangenheit. Das ist keine Entschuldigung“, sagt Nadal. Sein Spiel habe sich in den letzten eineinhalb Monaten verbessert, aber gleichzeitig zeige er sich in vielen wichtigen Momenten zu nervös. Es liegt also nicht an seinen Schlägen, sondern am Selbstvertrauen. „Es ist keine Frage des Tennis, sondern ob ich locker bin“, sagt Nadal.

Heuer ist Nadal zwar erst auf zwei Top-Ten-Spieler getroffen, doch diese Bilanz ist beunruhigend: Gegen Tomáš Berdych (7) hatte er im Viertelfinale der Australien Open keine Chance, gegen Milos Raonic (6) unterlag Nadal in Indian Wells ebenfalls im Viertelfinale, nachdem er drei Matchbälle vergeben hatte. „Ich brauche jetzt die Hilfe von meinem Team und vor allem von mir selbst, um die Situation zu lösen. Das ist es, was ich versuche zu tun“, sagt Nadal, der nun die Rückkehr auf europäischen Sand herbeisehnt. Sein nächster Auftritt ist ab 12. April in Monte Carlo, wo der Iberer bereits acht Mal gewinnen konnte.

Thiem: Bestes Tennis

Während Nadal mit mentalen Probleme zu kämpfen hat, kommt Dominic Thiem nach einem mäßigen Saisonbeginn immer besser in Form. Das Achtelfinale gegen den Franzosen Adrian Mannarino entwickelte sich zu einem Krimi, in dem der Niederösterreicher in den entscheidenden Momenten sein bestes Tennis spielte. Durch das 7:6 (5), 4:6, 7:5 steht Thiem erstmals in seiner Karriere im Viertelfinale eines ATP-1000-Turniers, im Vorjahr war er an Ort und Stelle in der zweiten Runde gescheitert. In der Runde der letzten Acht trifft Thiem auf Andy Murray (GBR) oder Kevin Anderson (RSA), gegen beide Spieler weist er eine negative Bilanz auf. (joe/cg)

Masters-1000 Miami

3. Runde: Novak Djokovic (SRB-1) – Steve Darcis (BEL) 6:0, 7:5 David Ferrer (ESP-6) – Lukáš Rosol (CZE-26) 6:4, 7:5 John Isner (USA-22) – Grigor Dimitrow (BUL-9) 7:6, 6:2 Gilles Simon (FRA-12) – Alejandro Falla (COL) 6:3, 6:4.

Achtelfinale: Achtelfinale: Dominic Thiem (AUT) - Adrian Mannarino (FRA-28) 7:6 (5), 4:6, 7:5. Tomas Berdych (CZE-8) - Gael Monfils (FRA-17) 6:3, 3:2 ret.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2015)

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