Thiem und der ÖTV: eine unendliche Geschichte

TENNIS - ATP, Barcelona Open 2015
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Das Verhältnis zwischen Österreichs Nummer eins, Dominic Thiem, und dem Verband bleibt angespannt. Ein Antreten des 21-Jährigen im Daviscup gegen die Niederlande ist fraglich, eine Lösung derzeit nicht absehbar.

Wien. Die Causa um Dominic Thiem und das österreichische Daviscup-Team geht in eine erneute Verlängerung. Seit Jahren liegen beide Partien im Clinch, es geht – natürlich – mitunter um Geld. Der Thiem-Clan fühlte sich in der Vergangenheit nicht angemessen unterstützt, Österreichs Nummer eins sagte am Mittwoch im ORF-Kurzsport: „Meine Familie hat einfach extreme Bürden aufbringen müssen, um mir das zu finanzieren, was anders sicher leichter gewesen wäre.“

Im Herbst 2013 schienen die finanziellen Differenzen endlich ausgeräumt, als ein Fördervertrag (46.000 Euro per anno) über drei Jahre abgeschlossen wurde. Vater Wolfgang Thiem bezeichnete diesen „als eine Art Wiedergutmachung“. Nicht einmal ein Jahr später aber kam es erneut zum Bruch. Der ÖTV bediente sich einer Ausstiegsklausel, kündigte den Vertrag „aufgrund der finanziellen Selbstständigkeit des Sportlers“, wie der damalige Präsident, Ronnie Leitgeb, erklärte. Thiem hatte zu diesem Zeitpunkt knapp 430.000 Euro an Karrierepreisgeld eingespielt.

Die folgenden Länderkämpfe gegen Lettland und Schweden fanden ohne Beteiligung des 21-Jährigen statt, offiziell nicht wegen monetärer Ungereimtheiten. Nun, drei Monate vor dem Duell des ÖTV-Teams gegen die Niederlande – heute wird der Austragungsort bekannt gegeben –, ist die alte Debatte neu entbrannt. Leitgeb-Nachfolger und Präsident Robert Groß betonte in einer ersten Stellungnahme: „Erpressen lassen wir uns sicher nicht. Wir wollen nicht streiten, sondern eine harmonische Lösung.“ Für Thiem-Trainer und Manager Günter Bresnik ist nicht das liebe Geld die treibende Kraft in dieser Causa, vielmehr die Arbeitsweise des Verbands. „Die nervt mich genauso wie Dominic“, sagt Bresnik. „Der ÖTV arbeitet schlecht, und das seit zehn Jahren. Unter dem neuen Präsidenten hat sich dahingehend bislang nichts verändert.“

Bresnik sei Daviscup-Einsätzen seines Schützlings, so sagt er, grundsätzlich nicht abgeneigt, „das ist ein interessanter Bewerb, aber auch kein Muss“. Dass Thiems Image durch die öffentliche Diskussion nachhaltig Schaden tragen könnte, glaubt er nicht. „Dominic tritt bei jedem Turnier auf der Welt als Österreicher an. Ein Patriot bist du das ganze Jahr, nicht nur während einer Daviscup-Woche. Für mich wird dieses Thema hochgeschaukelt.“

Während hinter dem Daviscup-Antreten von Thiem also weiter ein großes Fragezeichen steht, hat sich Andreas Haider-Maurer grundsätzlich dazu deklariert. Am Donnerstag verlor er das Bukarest-Achtelfinale gegen den Italiener Simone Bolelli mit 4:6, 4:6.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2015)

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