Thiem vs. ÖTV: Ein Match mit harten Bandagen

ATP TENNISTURNIER KITZBUeHEL:  THIEM (AUT)
ATP TENNISTURNIER KITZBUeHEL: THIEM (AUT)APA/Robert Parigger
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ÖTV-Präsident Robert Groß möchte kommende Woche in Gesprächen mit Trainer und Eltern eine Einigung in der Daviscup-Causa rund um Dominic Thiem erzielen. Indes sorgt die Wahl des Schauplatzes Kitzbühel für Diskussionen.

Wien. Robert Groß spricht unaufgeregt, in ruhigem Ton, aber direkt. „Ich bin ein sehr harter Verhandler“, sagt der Präsident des Österreichischen Tennisverbandes. Verhandlungsgeschick wird der Oberösterreicher auch brauchen, wenn es zum runden Tisch mit den Eltern von Dominic Thiem, Karin und Wolfgang, sowie Trainer Günter Bresnik kommt. Nächste Woche soll es soweit sein. „Ich werde ihnen die Hand reichen und schauen, was dabei rauskommt.“ Notwendig ist dieses Gespräch, weil sich der ÖTV und das Team Thiem in Sachen Daviscup zum wiederholten Male nicht einigen konnten.

In knapp drei Monaten, von 17. bis 19. Juli, empfängt Österreich auf Kitzbüheler Sand in der Europa-Afrika-Zone I die Niederlande. Ein Antreten von Österreichs Nummer eins ist ungewiss, es spießt sich – wieder einmal – an vergangenen Fördergeldern in, aus Thiem-Sicht, unangemessener Höhe.

Melzer äußert Bedenken

Groß stellt gegenüber der „Presse“ klar: „Dieselben Probleme hatten doch auch die Melzer-Eltern oder jene von Andreas Haider-Maurer. Ich werde deshalb sicher niemanden besonders behandeln, mir stellt niemand die Rute ins Fenster.“ Es ist ein Kräftemessen auf dünnem Eis, beide Parteien sehen sich im Recht, und persönliche Interessen werden in den Vordergrund gerückt. Eine rasche Lösung wäre im Sinne des heimischen Tennissports. Groß: „Ich bin optimistisch, aber wenn Thiem nicht spielt, dann werden es andere tun.“

Dabei wäre Kitzbühel als Austragungsort für den Daviscup wie zugeschnitten auf den 21-Jährigen. An Ort und Stelle erreichte er im Vorjahr sein erstes Finale auf der ATP-Tour, agierte in Hochform. Thiem liebt Kitzbühel, die Ascheplätze und das Gefühl, vor heimischem Publikum einzulaufen. Die Tiroler Bewerbung hatte sich ÖTV-intern gegen St. Pölten, Pörtschach und Gleisdorf durchgesetzt. Ob der Faktor Thiem insgeheim eine Rolle bei der Entscheidungsfindung gespielt hat? Groß winkt ab: „Das hat damit rein gar nichts zu tun.“ Ein klein wenig skurril wirkt die Wahl pro Kitzbühel aufgrund der Tatsache, dass sie von der aktuellen Daviscup-Mannschaft, die in Schweden mit 3:2 gewann, am wenigsten präferiert wurde. Jürgen Melzer zeigte sich „sehr überrascht“ und hielt fest: „Wenn Dominic nicht spielen sollte, war es ein blöder Schachzug. Der ÖTV wird diese Entscheidung vertreten müssen.“

Der 67-jährige Groß verteidigte eben diese: „Wir können es nicht jedem Recht machen. Dass Jürgen Melzer keine Freude damit hat, ist verständlich, nachdem er in der Vergangenheit in Kitzbühel nicht immer gut gespielt hat. Aber der ÖTV hat auch ein finanzielles Risiko zu tragen, man muss die betriebswirtschaftliche Seite sehen.“ Diese habe letztlich einen Zuschlag für Pörtschach, die favorisierte Destination von Melzer, verhindert. „Dort haben wir immer gut gespielt, sind ungeschlagen“, erklärt der Routinier, der auf einen womöglich entscheidenden Umstand verweist.

Kitzbühel befindet sich auf über 700 Meter Seehöhe. Das Spiel in Höhenlage ist ein anderes, ein schnelleres. Dies kommt den aufschlagstarken Niederländern mehr entgegen als den Österreichern, vor allem Robin Haase wird die Entscheidung des ÖTV mit Freude registrieren. Die Nummer eins der Gäste kann auf eine 12:2-Bilanz in der Gamsstadt verweisen. Bereits zwei Mal gewann er das zwei Wochen nach dem Daviscup stattfindende ATP-Turnier in den Alpen. Robert Groß sagt: „Kitzbühel ist die beste Entscheidung für das österreichische Tennis.“ Der Daviscup wird die Antwort geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2015)

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