Der Grasflüsterer von Wimbledon

A groundsman paints the lines onto Centre Court ATP Tennis Herren WTA Tennis Damen Tennis World T
A groundsman paints the lines onto Centre Court ATP Tennis Herren WTA Tennis Damen Tennis World T(c) imago/BPI (imago sportfotodienst)
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Neil Stubley ist als Head Groundman für die Beschaffenheit des heiligen Rasens verantwortlich. Wenn niemand über die Plätze spricht, macht er einen guten Job.

Neil Stubley sitzt auf den Rängen des Centre Courts in Wimbledon. Es ist ruhig. Für gewöhnlich verfolgen während der beiden Turnierwochen tagtäglich 15.000 Fans das Geschehen auf dem Platz, nicht aber heute. Am ersten Sonntag wird im Rasenmekka nicht gespielt. Dabei hat dieser Umstand weniger mit englischer Tradition zu tun; „der Rasen“, sagt Stubley, „braucht diese Auszeit. Er muss zur Ruhe kommen“.

Der 46-Jährige ist im All England Lawn Tennis and Croquet Club seit 1995 einer der 28 Groundmen, ein Hüter des wohl berühmtesten Rasens der Sportwelt. Vor drei Jahren stieg Stubley zum Chef auf, seitdem trägt er die Verantwortung für die Beschaffenheit des pflegeintensiven Untergrunds.

Auf 19 Courts werden in Wimbledon Matches gespielt, am Ende der Veranstaltung werden hier 654 Spiele an 13 Tagen absolviert worden sein. Im Vorjahr wurden allein auf dem Centre Court 77 Stunden Tennis gespielt. Die Qualität des Rasens ist dabei von immenser Bedeutung, Stubley überlässt nichts dem Zufall, jeden Tag werden Messungen des Blattgrüns, der Feuchtigkeit sowie der Bodentemperatur durchgeführt. Der Rasen wird auf acht Millimeter geschnitten – keinen Millimeter mehr oder weniger. Wer Stubley nach der Anzahl der Grashalme auf dem Centre Court fragt, bekommt eine präzise Antwort: „55 Millionen“.

Wimbledon führt über das gesamte Jahr penibel Statistik, ein Forschungszentrum beschäftigt 50 Angestellte, um etwaige Veränderungen festzustellen und den Rasen Jahr für Jahr ein Stück weit besser und widerstandsfähiger zu machen. „Wir müssen sicherstellen, dass unsere Plätze dieser Belastung standhalten.“ Immerhin habe man den Anspruch, „die besten Rasenplätze der Welt“ herzustellen.

Lieber Federer als Djoković

Den Sonntag nutzten Stubley und seine Mitarbeiter, um die Plätze für die zweite Turnierwoche bestmöglich vorzubereiten. Der Rasen wurde bewässert, mit speziellen Nährstoffen versorgt und mit Sonnenlicht geflutet. Es ist ein elementarer Prozess. „Wir reden hier von einer lebenden Spielfläche“, erklärt der Brite. Um die hohe Qualität der Plätze auch mit Fortdauer des Turniers zu gewährleisten, wird jeden Morgen an 15 Stellen des Platzes der Ballabsprung getestet. „Er muss eine gewisse Höhe erreichen“, sagt Stubley. Andernfalls wird, so weit möglich, eingegriffen, mehr oder weniger bewässert.

Die größte Gefahr birgt das Wetter. Es ist oftmals unberechenbar, speziell in London. „Ein sensibles Thema. Wir müssen sehr vorausschauend arbeiten, dürfen nicht zu viel und nicht zu wenig bewässern, um stets einen gewissen Pegel zu erreichen.“ Abgenützte Stellen an der Grundlinie lassen sich nach wenigen Tagen nicht mehr vermeiden, die Beanspruchung sei enorm. Ob es ihn innerlich zerreißt, wenn Novak Djoković oder Rafael Nadal wie auf einem Sandplatz über den heiligen Rasen rutschen? „Nein“, sagt Stubley, „gegen diese unterschiedlichen Spielweisen und Bewegungsabläufe der Spieler kannst du ohnehin nichts machen.“ Entspannter sehe er dennoch Roger Federer bei dessen Arbeit zu. „Er bewegt sich, wie man sich auf Rasen bewegen soll.“

Der Wiener Alexander Peya steht mit dem Brasilianer Bruno Soares im Doppel-Viertelfinale von Wimbledon. Das als Nummer acht eingestufte Duo rang am Montag die 42-jährigen Routiniers Daniel Nestor/Leander Paes (CAN/IND-11) nach 2:42-Stunden 6:3, 7:5, 3:6, 2:6, 6:2 nieder. Damit steht Peya im Herren-Doppel zum insgesamt vierten Mal im Wimbledon-Viertelfinale.


Wimbledon Achtelfinale



Herren:Pospisil (CAN) – Troicki (SRB-22) 4:6, 6:7, 6:4, 6:3, 6:3, Gasquet (FRA-21) – Kyrgios (AUS-26) 7:5, 6:1, 6:7, 7:6.

Damen: Scharapowa (RUS-4) - Dijas (KAZ) 6:4, 6:4 S.Williams (USA-1) – V.Williams (USA-16) 6:4, 6:3; Vandeweghe (USA) – Safarova (CZE-6) 7:6, 7:6; Keys (USA-21) – Goworzowa (BLR) 3:6, 6:4, 6:1.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2015)

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