Tennis: Haider-Maurer gewinnt kurioses Duell

Andreas Haider-Maurer
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Der Niederösterreiche stand wegen seiner Schmerzen im Knie fast vor der Aufgabe. Nun trifft er auf den Weltranglistenersten Novak Djokovic.

Andreas Haider-Maurer hat am Montagabend (Ortszeit) nach einem kuriosen Match, in dem er schon auf der Verliererstraße war, noch die zweite Runde der US Open erreicht. Der 28-jährige Niederösterreicher rang den starken Kanadier Vasek Pospisil, der besonders im vierten Satz von Krämpfen geplagt wurde, nach 3:21 Stunden mit 6:4,3:6,6:7(0),6:0,6:1 nieder.

Dabei stand Haider-Maurer gedanklich zu Beginn des vierten Satzes fast selbst vor der Aufgabe, weil sein linkes Knie schon den ganzen Tag geschmerzt hatte und in dieser Phase besonders wehtat. Als Lohn seiner Mühen hat er sich nun nicht nur 68.600 Dollar (61.168,08 Euro) erarbeitet, sondern ein Duell auf ganz großer Bühne: Voraussichtlich in der Night Session und sicher in einer der ganz großen Arenen wird Haider-Maurer am Mittwoch auf niemand Geringeren als den Weltranglistenersten Novak Djokovic treffen.

Haider-Maurer stand aber zunächst freilich noch unter dem Eindruck des vielleicht kuriosesten Matches seiner Laufbahn. "Wie ich im vierten Satz eher unten war, habe ich gesehen, wie er auf einmal so massive Krämpfe bekommen hat. Es war trotzdem, glaube ich, eine Belohnung von den ersten drei Sätzen", resümierte ein glücklicher Haider-Maurer, der im dritten Satz viele Chancen ausgelassen hatte, selbst mit 2:1 in Sätzen in Führung zu gehen. Darunter auch u.a. bei 5:4 als er zwei Satzbälle nicht verwerten konnte. Als er dann das Tiebreak ohne Punkt abschloss und zu Beginn des vierten Satzes eine medizinische Auszeit nahm, sah es nach dem Aus der österreichischen Nummer zwei aus.

Knie macht Haider-Maurer zu schaffen

Haider-Maurer war nicht fit in die Partie gegangen, sein linkes Knie hatte ihn so geschmerzt, dass er das Match mit Schmerztabletten bestritt. Ein zu Beginn des vierten Satzes angelegter Tapeverband, machte es zwischendurch sogar eher noch schlimmer, "AHM" entfernte einen Teil davon während eines Games.

Es ist das gleiche Problem, dass der Niederösterreicher, der am 12. September seine Freundin Iris Khanna heiratet, schon in Wimbledon gehabt hatte. "Es ist der Ansatz der Quadrizepssehne. Auf Sand habe ich es im Griff, auf Hardcourt muss ich da extrem viel arbeiten."

Das tat an diesem Tag auch Pospisil, der vielleicht auch wohlwissend, dass Krämpfe mitunter auch wieder verschwinden, tapfer weiter spielte. Im vierten Satz bei 3:0 und 40:0 für Haider-Maurer, ließ der Kanadier sogar sozusagen die Uhr laufen, um zum Seitenwechsel zu kommen. Die nächsten fünf Punkte gingen also auf das Konto des Niederösterreichers, eine kurze Massage beim Seitenwechsel verhinderte für Pospisil das 0:6 im vierten Durchgang aber auch nicht mehr.

Haider-Maurer kämpft sich durch

"Im fünften Satz habe ich das Gefühl gehabt, je länger es dauert, umso mehr erholt er sich wieder", hatte Haider-Maurer eine Wiedererstarkung des Gegners befürchtet. Wohl auch mit der Erinnerung im Kopf, dass er vor einem Jahr - ebenfalls in der ersten Runde in Flushing Meadows - gegen Bautista Agut bei einer 2:1-Satzführung noch in fünf Sets verloren hatte. Der Spanier hatte damals ebenfalls Krämpfe, arbeitete aber mit allen Tricks und holte noch den Sieg.

Dieses Mal passierte Haider-Maurer das aber nicht und er darf sich auf das zweite Duell mit Novak Djokovic freuen, der sich seiner Erstrunden-Aufgabe beim 6:1,6:1,6:1 über Joao Souza (BRA) in nur 71 Minuten entledigte. "Es ist super. Ein Wahnsinn und ganz etwas Großes, ich freue mich voll darauf", sagte der ÖTV-Davis-Cup-Spieler.

Schon unmittelbar nach der Pressekonferenz am späteren Montagabend (Ortszeit) wollte Haider-Maurer mit der Behandlung des Knies beginnen. "Ich muss jetzt hart arbeiten, dass ich da auch fit reingehe. Ich weiß, was ich zu tun habe, kenne die Übungen."

Nun Djokovic ärgern

Und trotz der haushohen Favoritenrolle von Djokovic sowie seiner Probleme: Abschießen lassen will sich "AHM" natürlich nicht. "Ich will versuchen, aggressiv zu spielen. Ich will ihm trotzdem mit meinen Schlägen wehtun, und schauen, dass nicht nur er spielt. Ich habe nichts zu verlieren gegen ihn."

Schwierig werde es für ihn auch, weil ihm halt auf so ganz großen Plätzen die Erfahrung fehlt. Schon in Monte Carlo in diesem Jahr, beim bisher einzigen Aufeinandertreffen im Achtelfinale beim 4:6,0:6, sei er zu Beginn sehr nervös gewesen, erinnerte sich Haider-Maurer.

Erst am Dienstag (Ortszeit) sind die weiteren beiden Österreicher im Herren-Einzel im Erstrunden-Einsatz: Der als Nummer 20 gesetzte Dominic Thiem trifft im 3. Match nach 17.00 Uhr MESZ auf den Spanier Daniel Gimeno-Traver, Qualifikant Jürgen Melzer spielt um 17.00 Uhr MESZ gegen den US-Amerikaner Denis Kudla.

(APA)

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