Tennis: Ein Abschied ohne Angst vor der Zukunft

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Der US-Amerikaner Mardy Fish erlebte bei den US Open ein versöhnliches Karriereende nach harten Jahren mit Panikattacken und Herzrhythmusstörungen. Andreas Haider-Maurer schied gegen Novak Djoković aus.

New York. Mit Tränen in den Augen verabschiedete sich Mardy Fish bei den US Open von den Fans und dem Tennis-Zirkus, für den US-Amerikaner war es der letzte Turnierauftritt seiner Karriere. Beinahe hätte er sie noch um eine Runde verlängert: Im vierten Satz servierte er gegen Feliciano Lopez auf den Sieg, nach 3:11 Stunden aber musste er sich von Krämpfen gebeutelt mit 6:2, 3:6, 6:1, 5:7, 3:6 geschlagen geben. „Mir war klar, dass ich nicht aufgeben würde. Ich wollte das zu Ende bringen“, sagte der 33-Jährige. „Ich werde diesen Abschied immer in Erinnerung behalten.“

Für Fish war der Abtritt aus freien Stücken der versöhnliche Abschluss mit sich selbst und New York, wo er vor drei Jahren den absoluten Tiefpunkt erreicht hatte. Damals reiste er als großer US-Hoffnungsträger an, im Jahr zuvor hatte er Andy Roddick als amerikanische Nummer eins abgelöst und sich bis auf Platz sieben der Weltrangliste vorgearbeitet. Dennoch wurde ihm sein innerster Antrieb plötzlich zur größten Last. „Ich konnte nicht damit umgehen, sehr gut zu spielen. Ich konnte mich nur darauf konzentrieren, noch besser zu werden“, gestand er in einem sehr persönlichen Text in „The Players Tribune“. Selbstzweifel, Angstzustände, später auch Herzrhythmusstörungen – die Erwartungen, allen voran die eigenen, setzten Fish zu. „Ich bin in der Nacht mit Herzrasen aufgewacht. Ich dachte wirklich, ich sterbe.“

Eine solche Panikattacke ereilte Fish auch 2012 vor dem Achtelfinale gegen Roger Federer, er sagte das Match kurzfristig ab. Fünf Tage lang konnte er wegen Angstzuständen den Heimflug nicht antreten, anschließend begab er sich in Behandlung. Die Rhythmusstörungen bekam man in den Griff, gegen die Ängste muss er bis heute Medikamente nehmen. Im Frühjahr griff Fish erstmals seit August 2013 wieder zum Schläger und startete seine Abschiedstournee. „Uns wird erzählt, Schwäche zu zeigen, sei eine Schande. Aber ich schäme mich nicht“, schrieb er. „Die Angst ist mein Begleiter. Manchmal gibt es Tage, an denen ich feststelle, dass ich nicht daran gedacht habe. Das sind nun Siege für mich.“

Haider-Maurer ohne Chance

Vor großer Kulisse endete das US-Open-Abenteuer für Andreas Haider-Maurer. Österreichs Nummer zwei unterlag vor 23.000 Zuschauern im Arthur-Ashe-Stadion dem Weltranglistenersten Novak Djoković mit 4:6, 1:6, 2:6. „Man ist überwältigt, wenn man da rausgeht. Man fühlt sich wie im Theater.“ Erneut bereitete dem Niederösterreicher das linke Knie große Probleme. „Ich habe schon gekämpft, aber es ist so und so wenig zu holen“, meinte er mit Blick auf den übermächtigen Gegner.

Haider-Maurers Resümee fiel dennoch positiv aus („Ich habe viel Erfahrung gewonnen“), nun gilt die Konzentration der Regeneration und der Hochzeit mit Freundin Iris am nächsten Samstag. (swi)

US Open Ergebnisse

Herren, 2. Runde: Djoković (SRB-1) – Andreas Haider-Maurer (AUT) 6:4, 6:1, 6:2, Ferrer (ESP-7) – Krajinovic (SRB) 7:5, 7:5, 7:6(4), Nadal (ESP-8) – Schwartzman (ARG) 7:6(5), 6:3, 7:5, Cilic (CRO-9) – Donskoj (RUS) 6:2, 6:3, 7:5, Raonic (CAN-10) – Verdasco (ESP) 6:2, 6:4, 6:7(5), 7:6(1). Doppel, 1. Runde: Chardy/Kubot (FRA/POL) – Melzer/Petzschner (AUT/GER) 7:5, 6:3, Russell/Young (USA) – Goffin/ Thiem (BEL/AUT) 6:3, 3:6, 6:3, Johnson/Querrey (USA) – Bryan/Bryan (USA-1) 7:6(4), 5:7, 6:3.

Damen, 2. Runde: S. Williams (USA-1) – Bertens (NED) 7:6(5), 6:3, Bencic (SUI-12) – Doi (JPN) 5:7, 7:6(3), 6:3, Makarowa (RUS-13) – Davis (USA) 6:1, 6:2, Radwanska (POL-15) – Linette (POL) 6:3, 6:2.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2015)

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