Serena Williams: Die Folgen einer Niederlage

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Serena Williams wird heuer nicht mehr zum Schläger greifen. Der verpasste Grand Slam zeigt große Wirkung, ihr Herz sei „verletzt“.

Wuhan. Die Weltranglistenerste, Serena Williams, beendet die Tennissaison vorzeitig. Die für sie so enttäuschende Halbfinal-Niederlage bei den US Open in New York am 11. September gegen Roberta Vinci war das letzte Match für die 34-Jährige in diesem Jahr. Dass die US-Amerikanerin mit diesem Aus ihren Traum vom Kalender-Grand-Slam begraben musste, ist sicher ein Mitgrund für ihr vorzeitiges Saisonende.

Offiziell waren gesundheitliche Probleme für den Entscheid ausschlaggebend. Die 21-fache Major-Siegerin meinte in einem Statement, sie habe das ganze Jahr über Verletzungen mitgeschleppt. Williams gab aber auch zu, dass das überraschende Aus bei den US Open vor allem mental geschmerzt habe. „Meine Tennisreise war dieses Jahr aufregend und manchmal enttäuschend“, erklärte Williams. „Ich habe fast das ganze Jahr verletzt gespielt. Entweder war es mein Ellbogen, mein Knie oder in den letzten Momenten nach einem bestimmten Match in Flushing, mein Herz.“

Nach den Siegen bei den Australian Open, den French Open und in Wimbledon hätte Williams in ihrer Heimat Tennisgeschichte schreiben können. Die Amerikanerin wäre die erste Spielerin seit Steffi Graf (1988) gewesen, die den Kalender-Grand-Slam vollendet. Doch ausgerechnet in New York, wo sie zuvor dreimal in Folge triumphiert hatte, machte ihr eine Gegnerin, gegen die sie zuvor nicht einen Satz verloren hatte, einen Strich durch die Rechnung.

Am Druck zerbrochen

Schon nach ihrem Triumph in Wimbledon gestand Williams überraschend ihre Selbstzweifel: „Ich fühle mich jedes Mal verwundbar, wenn ich auf den Platz gehe. Ich bin immer eine meiner härtesten Gegnerinnen und kann mich jederzeit selbst stoppen.“ In New York ist sie tatsächlich an sich selbst gescheitert, letztlich konnte sie dem selbst auferlegten Druck nicht standhalten. Verständlich, dass Williams seitdem frustriert ist.

An ein Karriereende denkt sie offenbar noch nicht. Sie sei eine „leidenschaftliche Wettkämpferin“ und möchte so lang wie möglich weitermachen. „Das ist eine sehr schwierige Entscheidung, aber ich habe sie vor allem aus Liebe zu diesem Spiel getroffen“, verlautete Williams.

Zuvor hatte bereits ihr Trainer öffentlich über ein vorzeitiges Saisonende spekuliert. „Ich denke nicht, dass sie Turniere spielen sollte, wenn ihre Motivation nicht hoch genug ist“, sagte Patrick Mouratoglou. Jede Niederlage sei für sie sehr schmerzhaft, aber die bei den US Open sei noch schmerzhafter als sonst gewesen, erklärte der Coach. „Sie braucht einfach noch Zeit, um sich davon zu erholen. Ich weiß nicht, wie groß ihre Motivation ist.“

Williams beendet die Saison nun mit 53 Siegen und nur drei Niederlagen, fünf Titeln (davon drei Grand Slams) und über zehn Millionen Dollar Preisgeld. Obwohl die China Open und das WTA-Finale der acht besten Spielerinnen des Jahres in Singapur mit 4,7 bzw. sechs Millionen Dollar Preisgeld keine unbedeutenden Wettbewerbe sind, wird Williams auf die beiden Turniere verzichten. Für das Tourfinale ist ihre Absage ein herber Schlag. In Singapur bangt man bereits um die Teilnahme der angeschlagenen Maria Sharapowa. Die Nummer drei der Welt hat wegen einer Unterarmverletzung ebenfalls für Peking abgesagt.

Durch Williams' Absenz ist für das Tourfinale ein Platz frei geworden. Neben der fehlenden Nummer eins haben sich bisher nur Simona Halep und eben Scharapowa das Ticket für das Damen-Masters gesichert. Im Kampf um die weiteren Startplätze entwickelt sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, auch Caroline Wozniacki, die Nummer eins beim Generali Ladies in Linz (10. bis 18. Oktober), mischt noch mit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2015)

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