Tennis: Murray, Großbritanniens One-Man-Show

Belgium v Great Britain - Davis Cup Final
Belgium v Great Britain - Davis Cup FinalREUTERS
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Belgien empfängt ab heute Großbritannien zum Daviscup-Finale, einmal mehr liegen alle Hoffnungen der Briten auf Andy Murray. Die Angst rund um die anhaltende Terrorwarnung spielt mehr als nur eine Nebenrolle.

Gent. Unter großen Sicherheitsvorkehrungen geht in Belgien am Wochenende das Daviscup-Finale in Szene. Während in Brüssel tagelang das öffentliche Leben wegen Terroralarms stillgelegt war, geht 50 Kilometer entfernt ein Highlight der belgischen Sportgeschichte über die Bühne. Belgien empfängt in einem geschichtsträchtigen Finale die von Andy Murray angeführten Briten.

„Großbritannien ist meiner Meinung nach der Favorit, weil sie Murray haben“, sagte niemand Geringerer als Vorjahressieger Roger Federer. Und schon vor dem ersten Aufschlag ist klar: Ausschließlich Murrays Leistungen werden dieses Finale entscheiden.

Der Schotte war der Garant für den Finaleinzug seines Teams. Bei acht der neun Matches, die das britische Team auf dem Weg ins Endspiel gewonnen hat, stand Murray auf dem Platz. Der Weltranglistenzweite hat keine Partie verloren, gewann gegen die USA, Frankreich und Australien je beide Einzel, außerdem zwei Doppel an der Seite seines Bruders Jamie Murray. Einzig James Ward hat einen weiteren Sieg gegen die USA beigesteuert. Auch in Gent wird Murray beide Einzel und das Doppel mit seinem Bruder bestreiten. „Andy trägt die Hauptlast. Er ist derjenige, der seine beiden Einzel gewinnen muss“, meint Jamie.

Führt Murray Großbritannien auch im Finale des altehrwürdigen Mannschaftswettbewerbs zum Sieg, wäre er wohl endgültig ein nationaler Sportheld. Der 28-Jährige hat bereits gezeigt, dass er der großen Erwartungshaltung standhalten kann. Vor zwei Jahren triumphierte Murray in Wimbledon, als erster britischer Sieger im Herreneinzel seit dem legendären Fred Perry 1936. Er gewann an gleicher Stelle 2012 Olympia-Gold. Vor knapp 80 Jahren gewann Großbritannien zuletzt den Cup.

Sand, der einzige Ausweg

Für Belgien ist es gar das erste Finale seit 1904. Das Team um David Goffin steht nicht ganz unglücklich im Endspiel. In Runde eins gegen die Schweiz sind weder Federer noch Stan Wawrinka für die Eidgenossen angetreten. Im Viertelfinale musste Kanada auf seine Topspieler Milos Raonic und Vasek Pospisil verzichten, Halbfinalgegner Argentinien hat ohne den verletzten Juan Martin del Potro und seit dem Rücktritt von David Nalbandian an Stärke eingebüßt.

Goffin gehört als 16. der Weltranglisten zwar zur erweiterten Weltklasse, Topmann ist er aber keiner. 0:9 lautet seine Bilanz gegen die Top Ten in dieser Saison. Im direkten Duell mit Murray steht es 2:0 für den Schotten. Vor gut drei Wochen fertigte Murray den Belgier in Paris mit 6:1, 6:0 ab. „Es sind jetzt andere Bedingungen, ein anderer Belag“, versucht Goffin zu relativieren. Die Belgier haben Sand als Untergrund gewählt, Murrays vermeintlich schwächster Belag. Seine Sandbilanz 2015 spricht jedoch eine andere Sprache: 15 Siegen steht eine Niederlage gegenüber.

Weil der Daviscup mit Länderspielstimmung und Best-of-five-Partien seine eigenen Gesetze schreibt, glaubt man in Belgien an das Wunder. Doch auch die 13.000 Fans in der Halle werden nichts daran ändern, dass die Briten alle Trümpfe in der Hand halten. „Eine harte Partie, aber eine, die wir gewinnen können“, sagt also Murray. „Bedenkt man, dass er im Team ist, kann man sagen, dass Großbritannien der Favorit ist“, glaubt auch Novak Djoković. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2015)

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