Roger Federer: Späte und schmerzliche Premiere

File photo of Switzerland´s Federer reacting during his semi-final match against Serbia´s Djokovic at the Australian Open tennis tournament at Melbourne Park
File photo of Switzerland´s Federer reacting during his semi-final match against Serbia´s Djokovic at the Australian Open tennis tournament at Melbourne Park(c) REUTERS (TYRONE SIU)
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Nach 18 Jahren und 1307 Partien hat es Roger Federer erwischt: Mit 34 musste sich der Schweizer nun erstmals in seiner Karriere einer Operation unterziehen.

Bern/Wien. Auch ein Roger Federer ist nicht gänzlich unverwundbar. Der Schweizer erlitt einen Meniskusriss und hat sich am Dienstag in der Schweiz einer arthroskopischen Operation unterzogen. Voraussichtlich einen Monat wird Federer ausfallen, die Turniere in Rotterdam und Dubai hat er abgesagt. „Auch wenn das ein unglücklicher Rückschlag ist, bin ich dankbar, dass ich bis jetzt fast immer in meiner Karriere gesund gewesen bin“, erklärte der 34-Jährige.

Offen bleibt die Frage, wie sich Federer verletzt hat. Denn das Malheur dürfte abseits des Platzes am Tag nach seiner Halbfinalniederlage bei den Australian Open gegen Djoković passiert sein. Auf die genauen Umstände ging der Tennisstar nicht ein, dafür aber auf den Heilungsprozess: „Meine Ärzte haben mir versichert, dass die Operation erfolgreich war und ich mit der notwendigen Rehabilitation bald wieder zurückkehren kann.“

Tatsächlich ist Federer bisher von schweren Verletzungen verschont geblieben, eine Seltenheit auf der ATP-Tour und ein Mitgrund, wieso er die erfolgreichste Karriere in der Tennisgeschichte mit 17 Grand-Slam-Titeln hinlegen konnte. Schließlich hat Federer seit dem Jahr 2000 kein Major-Turnier verpasst, er spielte 65 am Stück. Einzige Einträge in der Verletzungsgeschichte, wenn sie denn als solche bezeichnet werden können: sechs Wochen Pause wegen einer Fußblessur (2005) und gelegentliche Rückenbeschwerden.

Niemals w. o. gegeben

Auf dem Weg zu 88 Turniersiegen und knapp 98 Millionen Dollar Preisgeld hat Federer seit 1998 insgesamt 1307 Partien bestritten (Siegbilanz 1067:240). Erst dreimal ist er in 18 Jahren nicht zu einem Match angetreten: 2008 hatte er in Paris-Bercy auf das Viertelfinale gegen James Blake verzichtet, 2012 auf das Halbfinale von Doha gegen Jo-Wilfried Tsonga; bei den World Tour Finals 2014 in London zwickte erneut der Rücken, kurz vor dem Endspiel gegen Novak Djoković musste er zurückziehen – auch um den Davis-Cup-Triumph wenige Tage später nicht zu gefährden. Während einer Partie hat Federer überhaupt noch nie w. o. gegeben.

Den Rücken, ein Schwachpunkt in der für seine Maßstäbe enttäuschenden Saison 2013, hat Federer inzwischen in den Griff bekommen. Auch aufgrund seiner wohldurchdachten Turnierplanung, die ihm längere Regenerationszeiten erlaubt und die auch der auf vier Kinder angewachsenen Familie geschuldet ist.

Nach den beiden Absagen stünde heuer Indian Wells (ab 7. März) als nächstes Turnier an, danach will Federer bis zu den French Open (ab 23. Mai) eine lange Pause einlegen. Sein Fokus liegt auf der Rasensaison und dem Einzelbewerb bei den Olympischen Spielen in Rio. In der Schweiz hofft man außerdem auf ein Antreten Federers im Mixed-Doppel an der Seite von Martina Hingis.

Durch die Verletzung der Nummer drei der Welt sind Dominator Novak Djoković – zumindest für eine Weile – die beiden härtesten Konkurrenten abhandengekommen. Denn auch der Weltranglistenzweite, Andy Murray, wird wohl eine Pause einlegen, seine Frau steht kurz vor der Geburt des gemeinsamen Kindes. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2016)

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