Dominic Thiem hatte zum Auftakt mit dem Spanier Iñigo Cervantes lange Zeit Mühe, er siegte schlussendlich in vier Sätzen. Gerald Melzer schied aus.
Paris/Wien. Wie schon im Vorjahr war Dominic Thiem als Turniersieger von Nizza zu den French Open nach Paris gereist, die Erwartungen heuer sind aber ungleich höher.
Vor zwölf Monaten trug sich der Niederösterreicher erstmals in die Siegerliste eines ATP-Turniers ein, mittlerweile hält er bei sechs Triumphen und hat national nur noch Thomas Muster (44 Titel) vor sich. Muster war es auch, der in den 1990er-Jahren nicht zuletzt aufgrund seines French-Open-Triumphs 1995 in Österreich einen echten Tennisboom auslöste. An selbigem arbeitet in Ansätzen seit einiger Zeit auch Thiem.
Der 22-Jährige spielt 2016 die beste Saison seiner noch jungen Karriere, 37 Siege stehen zehn Niederlagen gegenüber. Einzig Branchenprimus Novak Djoković hat mehr Matches (38) gewonnen. Manch Fan und Wettanbieter sieht Thiem sogar schon im erweiterten Favoritenkreis für das zweite Grand-Slam-Turnier des Jahres, zunächst aber musste die Auftaktrunde überstanden werden. ?ñigo Cervantes erwies sich dabei lange Zeit als zäher Kontrahent. Auf dem Weg zum 3:6-6:2-7:5-6:1-Erfolg galt es durchaus, Schreckmomente zu überstehen. Etwa, als sich der Weltranglisten-15. im dritten Satz mit einem 3:5-Rückstand konfrontiert sah. Nach 2:38 Stunden stand schließlich der Einzug in die zweite Runde fest, das Vorjahresergebnis hat Thiem damit bereits egalisiert. Nächster Gegner ist der Spanier Guillermo García-López, Nummer 51 der Rangliste.
Melzer gescheitert
Thiem ist der einzig verbliebene Österreicher im Einzel, scheiterte zuvor doch Gerald Melzer bei seiner Premiere in einem Grand-Slam-Hauptbewerb. Der Weltranglisten-129. – er hatte sich erfolgreich durch die Qualifikation gespielt – unterlag dem Briten Aljaž Bedene 6:4, 3:6, 4:6, 4:6 und zeigte sich danach enttäuscht. „Das war heute einfach zu wenig. Er war der Bessere, er hat besser serviert und einfach mehr freie Punkte bei seinem Aufschlag gehabt.“
Für den 25-jährigen Melzer geht es nun zurück auf die kleinere Tennisbühne, es warten drei Challenger in Deutschland, Tschechien und der Slowakei, ehe er die Wimbledon-Qualifikation in Angriff nimmt.
Mit noch größerem Aufwand als der Auftaktsieg von Thiem war jener von Andy Murray verbunden. Der Schotte rang Radek ?těpánek, mit 37 Jahren der älteste Spieler auf dem Feld, nach 3:41 Stunden mit 7:5 im fünften Satz nieder. ?těpánek hatten nur zwei Punkte auf den Matchgewinn gefehlt. Eiliger hatte es der neunmalige Paris-Champion Rafael Nadal, er überließ dem Australier Sam Groth nur drei Games. Keine Mühe hatte auch Djoković gegen Lu (TPE).
Die Damenkonkurrenz erlebte mit dem Aus von Australian-Open-Siegerin Angelique Kerber ihre erste große Überraschung. Die Deutsche unterlag der Niederländerin Kiki Bertens (WTA 58) in drei Sätzen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.5.2016)