Thiem besiegt Federer und steht im Stuttgart-Finale

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3:6, 7:6, 6:4 - Dominic Thiem feiert eine Überraschung auf Rasen, er besiegte im Halbfinale Roger Federer. Im Endspiel wartet Philipp Kohlschreiber.

Dominic Thiem hat am Samstag seiner großartigen Entwicklung einen neuen Meilenstein hinzugefügt: Der 22-jährige Niederösterreicher bezwang am Samstag im Halbfinale beim MercedesCup in Stuttgart sensationell auch „Rasenkönig“ Roger Federer. Nach Abwehr von zwei Matchbällen besiegte Thiem den Weltranglisten-Dritten mit 3:6,7:6(7),6:4. Am Sonntag kämpft Thiem gegen den Deutschen Philipp Kohlschreiber (6:3, 6:4 gegen Juan Martin del Potro) bereits um seinen vierten Saison-Titel.

Wer hätte das gedacht? Nur eine Woche nach dem bereits sensationellen Lauf bis ins Halbfinale der French Open hat Thiem, der mit einer 2:6-Rasenbilanz in seiner Karriere nach Stuttgart gereist war, den siebenfachen Wimbledonsieger Federer bezwungen - auf Gras. Er ist damit einer der wenigen auf der Tour, der mit 2:1-Siegen sogar eine positive Bilanz gegen den Rekord-Grand-Slam-Sieger aufweist. Alle drei Matches gegen Federer fanden in diesem Jahr statt, nach dem 1:6,4:6 im Halbfinale auf Hardcourt in Brisbane, freute sich Thiem im Rom-Achtelfinale über einen 7:6(2),6:4-Erfolg auf Sand.
Im Endspiel am Sonntag (13.30 Uhr/live Eurosport) kämpft Thiem um seinen bereits vierten Titel allein in diesem Jahr nach Buenos Aires, Acapulco und Nizza und auf dem dritten Belag (!).

Thiem war selbst fast am meisten überrascht über diesen Triumph und sprach von einem der besten Tennis-Tage seines Lebens. „Es fühlt sich natürlich unwirklich an, dass ich da wirklich als Sieger rausgegangen bin. Ich habe eigentlich gar nicht gewusst, dass ich auf Rasen so gut Tennis spielen kann“, sagte Thiem. Wahrscheinlich habe es auch ein bisschen damit zu tun, dass er ohne Erwartungen ins Match reingegangen war.

Das Halbfinale war, abgesehen von zwei Regenunterbrechungen, vor allem in den Sätzen zwei und drei hochdramatisch und über weite Strecken auch hochklassig verlaufen. Thiem musste gleich im ersten Satz erkennen, dass Federer unbarmherzig seine Chancen nutzt. Seine erste Breakchance zum 3:1 verwertete der Schweizer, der in der Folge in Satz eins unantastbar war. Thiem ließ sich aber nicht rausbringen und nutzte auch eine gewisse Schwächephase Federers perfekt zu einer völlig unerwarteten 5:0-Führung im zweiten Satz.
Der zweite Durchgang verlief äußerst dramatisch. „Ich habe ein bisserl einen schweren Arm bekommen beim Ausservieren im zweiten Satz“, gestand Thiem. Federer schaffte die zwei Rebreaks und glich zum 5:5 aus. Obwohl Thiem da doch auch etwas patzte, steigerte er sich in der Folge wieder. Im Tiebreak hatte Federer allerdings bei 6:5 und 7:6 zwei Matchbälle, vor allem den zweiten wehrte Thiem mit einer sensationellen Rückhand ab. Er selbst nutzte den ersten Satzball zum 9:7.

Gleich danach kam es zur ersten Regenunterbrechung. Thiem gestand danach: „Im Tiebreak war natürlich eine Riesenportion Glück dabei, die bei Siegen über solch große Spieler auch dazugehört.“  Im dritten Durchgang vermied Thiem trotz eines sehr aggressiv agierenden Federers, der in zwei Aufschlagspielen Thiems vier Breakbälle hatte, einen frühen Serviceverlust. Er selbst schaffte das Break zum 4:3, ehe eine weitere kurze Regenpause folgte. „Das Niveau von mir war wirklich sehr gut, die ganzen Umstände machen das wahrscheinlich zu meinem persönlich glücklichsten Moment in meinem bisherigen Tennis-Jahr.“

Thiem spielt am Sonntag um seinen heuer vierten Turniersieg auf dem dritten Belag. „Das ich auf Sand und Hartplatz weit kommen kann, das habe ich von mir selber auch erwartet, aber auf Gras hätte ich es mir nicht in den kühnsten Träumen erwartet. Schon gar nicht in der ersten Woche nach einem wirklich anstrengenden Paris-Turnier. Das macht das ganze extrem speziell“, freute sich Thiem.
Gewinnt er auch noch am Sonntag, dann wartet neben dem Siegerscheck in Höhe von 107.900 Euro auch ein Mercedes SL 500 im Wert von rund 150.000 Euro auf Thiem.

Der Sieg über Federer war für Thiem aber mit Sicherheit von größerer Bedeutung. „In Rom war er nicht fit. Es hat nicht so viel wie jetzt bedeutet - auf seinem besten Belag.“ Die Art und Weise wie sich der Schützling von Günter Bresnik gefühlt hat, sei „wahrscheinlich eines der besten Gefühle, die ich je im Tennis gehabt habe“.

Federer war „ein bisschen enttäuscht“, doch das sei klar, wenn man mit Matchbällen verliere. „Es war ein gutes Match von beiden Seiten unter schwierigen Bedingungen. Er hat wirklich tolle Schläge ausgepackt, als es nötig war, und so kam ein ziemlich gutes Match heraus“, sagte der Schweizer und das größte Lob für Thiem kam eigentlich indirekt: „Ich habe alles richtig gemacht, die Dinge wären alle gut, wenn ich den einen Punkt gemacht hätte.“
Thiem hat übrigens laut ATP eine großartige Bilanz in Entscheidungssätzen (also im dritten Satz bei „best of three“ bzw. fünften bei „best of five“): 18:1-Siege. Dies zeugt nicht nur von enormem Kampfgeist und körperlicher Fitness, sondern überzeugt auch in mentaler Hinsicht.

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