Ein goldenes Stück Tennisgeschichte

Olympiasieger Andy Murray.
Olympiasieger Andy Murray.(c) APA/AFP/JAVIER SORIANO
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Der Brite Andy Murray bezwang im Finale Juan Martin del Potro und feierte als erster Profi bei Olympia seinen zweiten Einzelsieg. Der unterlegene Argentinier belohnte sich für seinen Kampf gegen das Verletzungspech mit Silber.

Rio de Janeiro. Es war ein hartes Stück Arbeit, doch nach 4:02 Stunden hatte Andy Murray das historische Kunststück vollbracht. Der Schotte bezwang im Finale Juan Martin del Potro (ARG) mit 7:5, 4:6, 6:2, 7:5 und gewann als erster Tennisprofi zum zweiten Mal das olympische Einzelturnier. „Das bedeutet mir sehr viel. Ich bin stolz, der Erste zu sein, der das schafft“, sagte Murray. „Das war eines der schwierigsten Matches, ich musste unglaublich hart kämpfen.“

Vor Murray war es nur der Deutschen Steffi Graf gelungen, es im Einzel vier Jahre nach dem Olympia-Sieg 1992 noch einmal auf das Podest zu schaffen. Die erfolgreichsten Tennisprofis bei Olympia sind die Williams-Schwestern, die beide jeweils bei einem Einzel-Gold sowie dreimal Doppel-Gold halten – wie Murray selbst betonte, als ihn ein BBC-Reporter fälschlicherweise als ersten Profi mit zwei Goldmedaillen bezeichnete.

Mit der erfolgreichen Titelverteidigung in Rio krönte Murray eines seiner erfolgreichsten Jahre. „Ich habe in den vergangenen zwei Jahren sehr schwere Niederlagen einstecken müssen. Heuer zwei große Turniere (Olympia und Wimbledon, Anm.) gewonnen zu haben, bedeutet mir viel“, sagte der 29-Jährige. „Die vergangenen zehn Tage waren mit Emotionen aufgeladen. Ich bin stolz, die britische Flagge bei der Eröffnung getragen und nun die Goldmedaille gewonnen zu haben.“

Silber statt Grillparty

Mit seinem Sieg beendete Murray den Lauf von Rückkehrer del Potro, der sich nach drei Handgelenksoperationen in den vergangenen Jahren zurückgekämpft und in der ersten Runde den Topfavoriten Novak Ðoković (SRB) und im Halbfinale mit Rafael Nadal (ESP) einen weiteren Medaillenanwärter ausgeschaltet hatte. „Als ich die Auslosung gesehen habe, dachte ich, dass ich eher zu Hause grillen werde, als eine Medaille um den Hals zu haben“, erzählte der Argentinier.

Die Atmosphäre im Olympic Tennis Center in Barra glich einem hitzigen Daviscup-Match, unter den rund 9000 Zuschauern waren zahlreiche Gauchos, die del Potro lautstark anfeuerten. Die beiden Protagonisten belohnten die Fans mit einem verbissenen Kampf um jeden Punkt. Allein der erste Satz dauerte 1:14 Stunden, danach schienen del Potro die Kräfte zu verlassen. Der 27-Jährige stemmte sich gegen die Niederlage, gab im vierten Satz jedoch eine 5:3-Führung noch aus der Hand und musste sich letztlich mit Silber, seiner zweiten Olympia-Medaille nach Bronze 2012 in London, begnügen. „Die Müdigkeit war von Beginn an da, aber ich habe alles gegeben. Kein Schmerz der Welt hätte mich bremsen können“, meinte del Potro. „Die Woche war wie ein Traum für mich. Ich bin glücklich und dankbar, auch für die großartige Unterstützung meiner Landsleute.“

Im kleinen Finale setzte sich überraschend der Japaner Kei Nishikori gegen Rafael Nadal mit 6:2, 6:7(1), 6:3 durch. Der spanische Olympia-Sieger von 2008 durfte sich mit Doppel-Gold trösten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2016)

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