US Open: Selbstverständlichkeit der Schläge

TENNIS - ATP, US Open 2016
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Dominic Thiem, 22, spekuliert trotz durchwachsenen Spiels beim Auftaktsieg bereits mit dem Einzug in die dritte Runde. „Es wird sicher wieder viele Duelle von der Grundlinie geben.“

New York. Tief durchatmen war angesagt bei Dominic Thiem. Sein Start in die US Open, dem letzten Grand Slam dieser Tennissaison, war alles andere denn ein Spaziergang für die Nummer acht des Turniers. Erst nach 3:05 Stunden hatte der 22-jährige Niederösterreicher den Australier John Millman mit 6:3, 2:6, 5:7, 6:4, 6:3 besiegt. Am Donnerstag spielt Thiem nun gegen den Litauer Ričardas Berankis um den neuerlichen Vorstoß in die dritte Runde. „Es war ein sehr guter Fight, ich bin damit zufrieden.“

Dennoch, es war kein souveräner Auftritt. Schnellen Bällen und Punkten folgte zu oft das Versuchen von Slice-Bällen, das unterbrach den Spielfluss. Das Gesamtwerk stockte, und Thiem merkte sogar selbst später auch an, dass ihm ein „bisserl“ die Selbstverständlichkeit gefehlt habe. Die Schläge würden ihn weniger stören als der eigentliche Punktaufbau, er hat sich oft zurückfallen lassen, in diesem Punkt besteht Klärungsbedarf.

Es war Thiems dritter Sieg in bislang fünf Fünf-Satz-Partien. Den ersten hatte der siebenfache ATP-Turniersieger ebenfalls in New York, 2014, in der zweiten Runde gegen „Stallkollegen“ Ernests Gulbis gefeiert. Damals schied der ÖTV-Spieler im Achtelfinale aus, im Vorjahr in Runde drei. Er könnte am Donnerstag also zum dritten Mal en suite die Runde der letzten 32 beim vierten Major des Jahres erreichen. Im Weg steht der Litauer Ričardas Berankis. Auch gegen die aktuelle Nummer 89 im ATP-Ranking ist der Weltranglistenzehnte natürlich Favorit. Doch Thiem ist gewarnt: „Die nächste Partie wird auch schwer, es gibt sicher wieder viele Rallyes von der Grundlinie.“

Der Rat von Ivan Lendl

Olympiasieger Andy Murray beendete die zweite Night Session mit einem sicheren Drei-Satz-Sieg über Lukáš Rosol um 23.09 Uhr Ortszeit. Der als Nummer zwei gesetzte Schotte, der sich sogar Hallen-Grand-Slam wünscht, ist hochzufrieden. Nach dem 6:3, 6:2, 6:2 über den Tschechen zeigte sich Murray angetan von den Bedingungen. „Da ist überhaupt kein Wind mehr. Es fühlt sich fast wie in einer Halle an.“ New York sei ein Erlebnis, nahezu perfekt.

Seit dem Comeback von Ivan Lendl als Coach hat Murray 23 von 24 Partien gewonnen, bei der einzigen Niederlage – im Finale von Cincinnati – war Murray vom Olympiaturnier noch müde. Der zweifache Olympiasieger ist übrigens nicht der einzige Brite in Runde zwei: Fünf von acht Damen und Herren schafften den Sprung unter die letzten 64. Neben Murray auch Dan Evans, Naomi Broady, Johanna Konta und Kyle Edmund. So viele Briten gab es in der zweiten US-Open-Runde seit 1987 nicht mehr.

Noch gar nicht gegeben hat es 61 Asse in einem US-Open-Match. Verantwortlich dafür ist einmal mehr der 37-jährige Ivo Karlović. Der 2,11-Meter-Riese benötigte gegen Lu Yen-hsun zwar fünf Sätze, knackte aber den US-Open-Rekord von Richard Krajicek (49 Asse).

Entgleisung da, Sportstil dort

Eine verbale Entgleisung sondergleichen, wenngleich provoziert durch einen dreisten Zuschauer, leistete sich – wieder einmal – der Australier Bernard Tomic. Der Weltranglisten-19. verstand als Sohn eines Kroaten und einer Bosnierin gegen den Bosnier Damir Džumhur die Worte der gegnerischen Fans nur zu gut. Es folgte eine nicht druckreife Insultierung. Tomic hat nicht nur Partie und Sympathiepunkte verloren, auch eine hohe Geldstrafe ist ihm sicher.

Mit unterschiedlicher Intensität, aber doch beide erfolgreich, sind die Geschwister Williams in die zweite Runde eingezogen. Die topgesetzte Topfavoritin Serena, die in New York ihren 23. Major-Titel anstrebt, hat Jelena Makarova beim 6:3, 6:3 keine Chance gelassen. Ihre 15 Monate ältere, 36-jährige Schwester Venus besiegte Kateryna Kozlova (UKR) mit 6:2, 5:7, 6:4.

US OPEN ERGEBNISSE

Herren, 1. Runde: Džumhur (BIH) – Tomic (AUS-17) 6:4, 6:3, 4:6, 7:6. Simon (FRA-30) – Štěpánek (CZE) 6:3, 6:1, 6:4. Del Potro (ARG) – Schwartzman (ARG) 6:4, 6:4, 7:6, Granollers (ESP) – Monaco (ARG) 7:6, 7:6, 6:4, Young (USA) – Struff (GER) 6:3, 7:5, 4:6, 7:5, Zeballos (ARG) – Mayer (GER) 6:3, 6:4, 7:6, Wawrinka (SUI-3) – Verdasco (ESP) 7:6, 6:4, 6:4, Ferrer (ESP-11) – Dolgopolov (UKR) 6:5 w.o., Mahut (FRA) – Kohlschreiber (GER-25) 6:3, 7:5, 1:0 w.o., Zverev (GER-27) – Brands (GER) 3:6, 6:1, 6:4, 7:6.
Damen, 1. Runde:
Radwańska (POL-4) – Pegula (USA) 6:1, 6:1, Plíšková (CZE-10) – Kenin (USA) 6:4, 6:3, Siegemund (GER) – Ţig (ROU) 3:6, 6:3, 6:2, Lepchenko (USA) – Shuai (CHN) 4:6, 7:6, 6:3, Mladenovic (FRA) – Hibino (JPN) 6:4, 7:5, King (USA) – Lottner (GER) 7:6, 6:3, González (PAR) – Kovinic (MNE) 7:5, 6:2, Janković (SRB) – Duque-Mariño (COL) 6:4, 6:1, Pawljutschenkova (RUS-17) – Chirico (USA) 6:1, 6:4, Görges (GER) – Wickmayer (BEL) 6:3, 6:2

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2016)

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