Unübliche Erziehungsmaßnahmen: Zwangspause für Tennisrüpel

Tennis - Japan Open men´s singles semifinal match
Tennis - Japan Open men´s singles semifinal match(c) REUTERS (ISSEI KATO)
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Tennis-Rüpel Kyrgios soll geformt werden – mit Sperren und Geldstrafen. Er leistet sich in einer erstaunlichen Regelmäßigkeit Eskapaden.

London/Wien. Experten aus aller Welt sind sich einig: Nick Kyrgios wird in nicht allzu ferner Zukunft um die großen Trophäen spielen. Kyrgios, 21 Jahre jung und in der Weltrangliste schon an Position 14 zu finden, hat unbestritten großes Talent, einzig er selbst dürfte den Weg an die Spitze zu verhindern wissen. Der exzentrische Australier machte in seiner noch jungen Karriere längst nicht nur mit harten Aufschlägen Schlagzeilen, er leistete sich in einer erstaunlichen Regelmäßigkeit Eskapaden, zuletzt in Shanghai.

Im Spiel gegen den Deutschen Mischa Zverev präsentierte sich Kyrgios auffällig lustlos, mit einem Zuschauer führte er eine verbale Auseinandersetzung, das Publikum pfiff ihn für seine unsportliche Vorstellung aus. „Wenn es ihnen nicht gefällt, dann sollen sie eben gehen. Ich habe sie nicht eingeladen, zuzusehen“, sagte der Gewinner von drei ATP-Turnieren auf der anschließenden Pressekonferenz. In einer ersten Reaktion belegte die Spielervereinigung ATP den „bad boy“ mit einer 16.500-Dollar-Strafe.

Die Causa Kyrgios beschäftigte in weiterer Folge auch Turniersieger Andy Murray, er stellte die Methoden der ATP infrage: „Ich weiß nicht, ob eine Geldstrafe die beste Variante ist, um einen jungen Spieler zu disziplinieren. Wird sie ihn davon abhalten, es wieder zu tun? Ich bin nicht davon überzeugt.“ Der Brite forderte mehr Fingerspitzengefühl und das Ziehen der richtigen Schlüsse. „Die Spieler brauchen etwas mehr Schutz. Manchmal geht er (Kyrgios, Anm.) in Pressekonferenzen und sagt Dinge, die er später bereut. In solchen Situationen braucht er vielleicht etwas mehr Führung.“

Montagvormittag fällte die ATP ihr finales Urteil. Kyrgios wurde für acht Turnierwochen bis zum 15. Jänner 2017 gesperrt und muss zudem weitere 25.000 Dollar wegen des Verstoßes gegen den Verhaltenskodex zahlen. Die Sperre würde sich auf drei Wochen reduzieren, wenn sich der 21-Jährige aus Canberra in sportpsychologische Behandlung begäbe. Auf dieses Angebot ging Kyrgios zunächst nicht ein, auf seiner Homepage aber schrieb er: „Ich verstehe und respektiere die Entscheidung der ATP und werde diese Auszeit nutzen, um mich auf und abseits des Platzes zu verbessern.“ (cg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2016)

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