Tennis: Wenn die Selbstverständlichkeit fehlt

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Das Turnier in der Wiener Stadthalle verabschiedete im Achtelfinale Dominic Thiem und Jürgen Melzer. Andy Murray gewann nach Kampf.

Wien. Die Zuschauer waren zahlreich erschienen zum ausgerufenen „Super Thursday“, der tatsächlich ein solcher war. Andy Murray, Jo-Wilfried Tsonga und David Ferrer verliehen der Veranstaltung internationalen Glanz, Dominic Thiem und Jürgen Melzer sollten für die emotionalen Höhepunkte sorgen. Allerdings, es wurde ein schwarzer Tag für Rotweißrot.

Thiem unterlag dem Serben Viktor Troicki in seinem Achtelfinalspiel mit 2:6, 5:7. Die Leistung des 23-Jährigen war, gemessen an den hohen Erwartungen, unterdurchschnittlich, ja schwach. Die Statistik verstärkte diesen Eindruck: Bei nur zehn direkten Gewinnschlägen unterliefen dem Lichtenwörther 44 unerzwungene Fehler.

Thiem suchte am Center Court verzweifelt nach Antworten auf die krachenden Aufschläge seines Kontrahenten, doch viel zu selten fand er sie. Mal riskierte er zu viel, dann wieder zu wenig. „Ich habe nie die richtige Mitte in meinem Spiel gefunden.“ Mit dem Druck, sich vor Heimpublikum besonders gut präsentieren zu wollen, habe das Ausscheiden „nichts zu tun“, versicherte Thiem, der zwar enttäuscht, aber nicht gänzlich überrascht wirkte. „Wenn man sieht, wie ich seit den US Open spiele, wäre es eine Riesenüberraschung gewesen, wenn ich hier alles niedergerissen hätte.“

Nach dem Erreichen des Achtelfinales in New York und der verletzungsbedingten Aufgabe hat der Bresnik-Schützling bei vier Turnierstarts nur in Metz (Finale) zwei Matches in Folge gewonnen. Das Hochgefühl der ersten Saisonhälfte ist passé, seinen Schlägen fehle es an der Selbstverständlichkeit. „Es geht mir nicht mehr so leicht von der Hand.“ Baldige Besserung ist erwünscht, schon kommende Woche schlägt Thiem beim ATP-1000-Event in Paris auf, dort und auch bei den ATP World Tour Finals (ab 13. November) gibt es viel Geld und, noch wichtiger, viele Punkte zu sammeln. Eine Teilnahme in London als einer der acht besten Spieler des Jahres gilt derzeit als durchaus wahrscheinlich, sie wäre „die absolute Krönung einer super Saison“.

Bitteres Ende für Melzer

Unmittelbar vor Thiem war Jürgen Melzer gescheitert. Der Routinier, zum Auftakt sensationell über den Weltranglisten-14. Roberto Bautista Agut siegreich, unterlag dem Spanier Albert Ramos-Vinolas mit 6:3, 4:6, 0:6. Melzer hatte bereits mit 4:3 im zweiten Satz geführt, verlor anschließend aber neun Games in Folge und das Match. „Ich hatte meine Chancen, habe aber zu viele dumme Fehler gemacht. Mir ist das Spiel aus der Hand geglitten“, kommentierte der Niederösterreicher sein Ausscheiden.

Das siebente Wien-Viertelfinale blieb Melzer also verwehrt, es wäre aus vielerlei Hinsicht wichtig gewesen. Die 45 zusätzlichen ATP-Punkte hätten dem Routinier den erhofften Aufstieg in der Weltrangliste wesentlich erleichtert, so wird sich Melzer nach dem Turnier rund um Position 330 wiederfinden. Ein konkretes Rankingziel setzt sich der ÖTV-Daviscupper nicht mehr: „Aber es wäre toll, noch ein paar 250er-Turniere zu spielen.“

Murrays Kampfgeist wird belohnt

Das Turnier drohte neben den beiden Lokalmatadoren am späten Abend auch noch Andy Murray zu verlieren, der britische Topstar setzte sich nach 2:41 Stunden Kampf letztlich aber doch mit 4:6, 6:2, 6:2 durch. Murray trifft heute auf den US-Amerikaner John Isner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28. Oktober 2016)

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