Roger Federer, 35, schreibt mit seinem Sieg in Indian Wells neue Sportgeschichte.
Indian Wells. Das schier unglaubliche Comeback des Roger Federer hält an. Der Schweizer, 35, der im Jänner erst nach einem halben Jahr Verletzungspause bei den Australian Open sein 18. Major-Turnier gewonnen hatte, siegte nun auch in Indian Wells. Mit dem 6:4, 7:5 im Finale des ersten Masters-1000-Turniers des Jahres über Landsmann Stan Wawrinka feierte Federer seinen – 90. – Titel.
„Es war einfach eine märchenhafte Woche“, erklärte der Schweizer, der seit 1998 auf der ATP-Tour aufschlägt und bei 101,6 Millionen Dollar Karrierepreisgeld hält. Sein Glück, wieder gewonnen zu haben, kann der vierfache Familienvater trotzdem kaum fassen: „Das Comeback nach der Pause verläuft weiter wie ein Traum. Besser könnte es gar nicht laufen.“
Erster Sieg vor 17 Jahren
Wenn große Sportler Tränen vergießen, ist das zumeist mit großem Schmerz oder ungeheurer Erleichterung verbunden. Es ist allerdings auch ein Indiz von Demut, von Dankbarkeit über das Erreichte. Denn Federer erinnerte auch daran, dass er 2016 kein einziges Turnier gewonnen hat und Beobachter, ja sogar einige Wegbegleiter, ihm den Abschied schon nahegelegt hatten. Dass ein „Kaliber“ dieser Größenordnung aber erst abtritt, wenn es das selbst will – manchmal ist es dann allerdings zu spät –, versteht sich von selbst.
Vor 17 Jahren war Federer erstmals zu einem seiner Lieblingsturniere in Kaliforniens Wüste gekommen, jetzt hat er es zum fünften Mal gewonnen. Auf Masters-1000-Ebene ist Federer der älteste Sieger, er löste Andre Agassi, der mit 34 in Cincinnati gewonnen hat, ab. Der Doyen ist nun Sechster der Weltrangliste, in einer Form wie dieser ist er, wenn der Körper mitspielt, auch diese Woche in Miami Topfavorit. Hinzu kommt, dass mit Andy Murray (Nr. 1) und Novak Djoković die topgereihten Spieler abgesagt haben; Dominic Thiem (Nr. 8) spielt mit. (fin)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2017)