Streitfall Scharapowa

Maria Sharapova.
Maria Sharapova.(c) REUTERS (MAX ROSSI)
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Die French Open luden Maria Scharapowa nach ihrer Dopingsperre nicht ein und ernteten dafür Kritik von der WTA.

Rom. Aus sportlicher Sicht war Maria Scharapowas Auftritt beim Masters-1000-Turnier in Rom ein kurzer, kaum spektakulärer. Im Zweitrundenmatch gegen Mirjana Lucic-Baroni musste sie beim Stand von 4:6, 6:3, 2:1 wegen einer Oberschenkelverletzung aufgeben. Dennoch war die Russin die meist diskutierte Personalie. Ausgangspunkt war die Entscheidung der Organisatoren der French Open, der ehemaligen Nummer eins nach Ende ihrer 15-monatigen Dopingsperre (Meldonium) keine Turniereinladung zu erteilen.

„Es kann eine Wildcard für die Rückkehr nach Verletzungen geben. Aber es kann keine Wildcard für eine Rückkehr nach Doping geben“, erklärte Bernard Giudicelli Ferrandini, Präsident des französischen Tennis-Verbandes. „Es tut mir sehr leid für Maria und ihre Fans, aber es ist meine Verantwortung und Mission das Spiel und seine hohen Werte zu wahren.“

Vorwurf der Zusatzstrafe

Diese Begründung sorgte für Unmut bei der Tennisvereinigung WTA. Die Vergabe der Wildcards falle allein in die Verantwortung der Turnierorganisatoren, doch „es gibt keinen Grund einen Spieler oder eine Spielerin über die verhängte Sanktion hinausgehend zu bestrafen“, ließ WTA-Chef Steve Simon am Mittwoch in einer Aussendung ausrichten.

Scharapowa selbst umging durch die Absage der Pressekonferenz nach der Partie den Wirbel um ihre Person geschickt und meldete sich erst via Twitter zu Wort. „Wenn es das ist, was es braucht um wieder aufzustehen, dann bin ich bereit dazu. Keine Worte, Spiele oder Handlungen werden mich jemals davon abhalten können, meine Träume zu verwirklichen. Und ich habe viele“, schrieb die fünffache Grand-Slam-Siegerin.

Seit ihrer Rückkehr Ende April hält Scharapowa die Tennisszene in Aufruhr, sieht sich bei Kollegen, Fans und Experten zwei Fronten gegenüber. Auf der einen Seite diejenigen, die wie der Internationale Sportgerichtshof den Meldonium-Missbrauch als „nicht vorsätzliches Doping“ und den Fall mit Absitzen der Sperre abgeschlossen sehen. Sie verweisen wie auch die Turnierveranstalter in Stuttgart und Rom auf den Starfaktor der Russin, der dem Frauentennis wichtige Aufmerksamkeit beschert.

Murray gegen Major-Einladung

Die Gegner bezweifeln, dass eine von einer Ärzteschar betreute Leistungssportlerin Informationen zu Mitteln auf der Dopingliste einfach übersehen konnte. Eugenie Bouchard hat sie als „Betrügerin“ abgestempelt und soll laut eigenen Angaben viel Zuspruch von den Kolleginnen geerntet haben. Öffentlich haben sich die meisten Aktiven zurück gehalten. Andy Murray, den in Rom das Auftaktaus ereilte (2:6, 4:6 gegen Fabio Fognini), sprach sich jedoch gegen Major-Einladungen für Scharapowa aus. Im Gegensatz zu kleineren Turnieren würden Grand Slams den zusätzlichen Medienansturm nicht brauchen, so die Nummer eins.

Als Weltranglisten-211. ist Scharapowa vorläufig weiter von der Gunst anderer abhängig. Für Wimbledon hat sie sich sportlich zumindest den Qualifikationsplatz gesichert, für das nächste WTA-Turnier in Straßburg liegt – sofern sie fit ist – die Wildcard bereit. (swi)

TURNIER IN ROM ERGEBNISSE

Männer, 2. Runde: Nadal (ESP-4) – Almagro (ESP) 3:0, Aufgabe, Nishikori (JPN-7) – Ferrer (ESP) 7:5, 6:2, Del Potro (ARG) – Edmund (GBR) 7:5, 6:4, Zverev (GER-16) – Troicki (SRB) 6:3, 6:4.

Frauen, 2. Runde: Kontaveit (EST) – Kerber (GER-1) 6:4, 6:0, Pliskova (CZE-2) – Davis (USA) 6:1, 6:1, Halep (ROM-6) – Siegemund (GER) 6:4, 6:4, Switolina (UKR-8) – Cornet (FRA) 6:4, 7:6(11), Görges (GER) – Jankovic (SRB) 2:6, 7:6(2), 6:1.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2017)

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