Wenn Federer Nadal anfeuert

Drei Generationen, drei Legenden: John McEnroe, 58, Rod Laver, 79, und Roger Federer, 36, in Prag.
Drei Generationen, drei Legenden: John McEnroe, 58, Rod Laver, 79, und Roger Federer, 36, in Prag. (c) APA/AFP/JUSTIN TALLIS
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Europa gegen den Rest der Welt, Borg gegen McEnroe und Federer an der Seite von Nadal und Thiem: Der neu geschaffene Laver Cup verspricht ein Spektakel. Was aber hält er?

Prag/Wien. Wenn Roger Federer ruft, kommen sie alle. Dann ist keine Rede mehr vom Verletzungsrisiko und übervollen ATP-Turnierkalender, der es nicht mehr ermögliche, Davis Cup zu spielen. So beklagen es die Topspieler immer wieder, darunter auch Dominic Thiem („Mehr eine Belastung als Freude“). Tatsächlich waren am vergangenen Wochenende nur vier der Top 20 in den Länderduellen im Einsatz, der einzige Top-Ten-Spieler war Thiem, er sicherte Österreichs 4:1-Sieg gegen Rumänien. Nun fand sich der Weltranglistensiebente in Prag ein, gemeinsam mit Rafael Nadal (ATP-1.), Roger Federer (2.), Alexander Zverev (4.), Marin Čilić (5.) und Tomáš Berdych (19.) bildet er das Team Europa, von Freitag bis Sonntag stellen sie sich in Anlehnung an den prestigeträchtigen Ryder Cup im Golf den besten Spielern aus dem Rest der Welt.

Das neue Format heißt Laver Cup, benannt nach dem Grand-Slam-Sieger Rod Laver, Roger Federer ist mit seiner Managementagentur Team 8 einer der Veranstalter. Punkte für die Weltrangliste gibt es keine, solche wären derzeit ohnehin nur bei den 250er-Turnieren in Metz und St. Petersburg zu holen, dafür aber ein „substanzielles Preisgeld“ (Federer-Manager Tony Godsick). Zahlen sind nicht bekannt, aber gleich neun aus den Top 20 der Welt sind in Prag mit von der Partie.

So funktioniert der Laver Cup

Aber Geld allein hat die Profis nicht an die Moldau gelotst, das nicht ganz unkomplizierte Format des Laver Cups hat auf jeden Fall seinen Reiz: An allen drei Tagen werden drei Einzel und ein Doppel gespielt, bei 1:1-Sätzen folgt ein Match-Tiebreak, kein Spieler darf mehr als zwei Singles bestreiten, zumindest vier der sechs Teammitglieder müssen Doppel spielen. Siege am ersten Tag sind einen Punkt, am zweiten zwei und am dritten drei Punkte wert. Das Siegerteam muss 13 Zähler erreichen, steht es nach allen zwölf Partien unentschieden, gibt es ein Entscheidungsdoppel. All das geht auf einem gänzlich schwarz gehaltenem Court vor täglich 17.200 Zuschauern über die Bühne, alle Sessions in der Prager O2-Arena waren innerhalb von 45 Minuten ausverkauft.

Vor allem eine Frage beschäftigt die Fans: Werden Federer und Nadal, die größten Rivalen in der jüngeren Tennisgeschichte, gemeinsam Doppel spielen? Die Chancen stehen gut, auch Björn Borg hofft auf das Superstar-Doppel, und er ist immerhin Kapitän der Europa-Auswahl (vier Spieler pro Team qualifizierten sich über ihr Ranking, danach vergab der Kapitän zwei Wild Cards). Das Format lasse Spielraum für Strategie, erklärte der Schwede, 61: „Es ist wichtig zu entscheiden, wer wann und wie oft spielt.“

Borgs Gegenüber ist der US-Amerikaner John McEnroe, 58. Rechtzeitig zum Filmstart von „Borg/McEnroe – Duell zweier Gladiatoren“ wird diese Rivalität (Head 2 Head: 7:7) also neu aufgelegt. Doch McEnroes Weltauswahl ist auf dem Papier unterlegen. Sam Querrey ist als Weltranglisten-16. der Topspieler, bei den Europäern ist nur Berdych (19.) schlechter klassiert. „Als Kapitän musst du vor allem den richtigen Spieler gegen jemanden aufstellen“, meinte McEnroe, er hat mit dem unberechenbaren Nick Kyrgios (20.) zudem ein mögliches Ass im Ärmel.

Die beiden Kapitäne wurden für die ersten drei Auflagen des Laver Cup verpflichtet, der Wettkampf soll im Jahresrhythmus (außer in Olympiajahren) jeweils in einer anderen Stadt ausgetragen werden. „Der Bewerb hat nur eine seriöse Chance zu bestehen, wenn es jeder ganz ernst nimmt. So eine halbe Exhibition wird nicht funktionieren“, meinte Thiem. Darum glaubt er, dass es sehr wohl ein ernsthafter Bewerb wird. Warum auch nicht. Niemand wird sich vor den namhaften Teamkollegen Blöße geben wollen. Auch Federer erklärte, er liebe es, Teil einer Mannschaft zu sein, er wolle so viel Zeit wie möglich mit den Kollegen verbringen. Seine Coaches hat er zu Hause gelassen.


Team Europa:
Nadal (ESP), Federer (SUI), Čilić (CRO), Thiem (AUT), A. Zverev (GER), Berdych (CZE). Kapitän: Björn Borg(SWE).
Team Welt:
Sock (USA), Kyrgios (AUS), Isner (USA), Querrey (USA), Shapovalov (CAN), Tiafoe (USA). Kapitän: John McEnroe (USA).
Zeitplan:
Freitag und Samstag ab 13 Uhr je zwei Einzel, ab 19 Uhr ein Einzel und ein Doppel, Sonntag ab zwölf Uhr drei Einzel, ein Doppel.
Alle Spiele
live und kostenlos auf www.skysportaustria.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2017)

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