„Asian Swing“: Dominic Thiems Jagd nach dem Finalticket

Dominic Thiem schlägt ab heute in Chengdu auf.
Dominic Thiem schlägt ab heute in Chengdu auf.(c) APA/AFP/MICHAL CIZEK
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In China und Japan ist es für Dominic Thiem noch nie gut gelaufen, heuer aber soll alles anders werden. In Asien gilt es, so bald wie möglich die Teilnahme an den ATP-Finals zu fixieren. Zum Auftakt wartet heute eine Doppelpartie.

Wien/Chengdu. 2:11 lautet Dominic Thiems Siegbilanz heuer – im Doppel allerdings. Für die Nummer sieben der Einzel-Weltranglisten keine Katastrophe, aber doch ein ausbaufähiger Wert. Gerade in Hinblick auf Teambewerbe wie den Davis Cup, in dem Österreich 2018 den Wiederaufstieg in die Weltgruppe anpeilt, oder auch den Laver Cup, bei dessen erfolgreicher Premiere Thiem nicht zufällig zu keinem Doppeleinsatz für Team Europa gekommen ist. Dabei wurde in Prag einmal mehr deutlich, welch ausgezeichnete Doppelspieler Jack Sock und Nick Kyrgios, zwei Spieler der Thiem-Generation, oder allen voran Roger Federer und Rafael Nadal sind. Aufschlag, Return und Netzspiel machen auch in Einzelpartien den Unterschied aus. Ein Beispiel: Auf dem Weg zu seinem US-Open-Triumph hatte Nadal unter jenen Spielern, die zumindest 30 Mal ans Netz stürmten, die beste Erfolgsquote (96 Punkte bei 120 Netzangriffen, also 80 Prozent). Neben seinem Olympiasieg im Doppel 2016 hat der Spanier auch schon zehn ATP-Doppeltitel gesammelt.

Thiem selbst aber sieht sich auch gar nicht als Doppelspieler. „Ich will natürlich gut Doppel spielen, vor allem im Davis Cup ist der Siegeswille voll da. Sonst ist das Doppel eher zu Trainingszwecken, so soll es auch bleiben“, erklärte er, nachdem er vor eineinhalb Wochen im Länderduell gegen Rumänien das Doppel (mit Philipp Oswald) verloren und damit die Vorentscheidung verpasst hatte. Eine Karriere wie einst Jürgen Melzer, der in Einzel und Doppel in den Top Ten der Weltrangliste stand, peilt Thiem ohnehin nicht an. „Wenn man heuer neun Erstrundenniederlagen in Folge hat, dann sieht man es auch irgendwann ein, dass man es nicht besser kann. Die Hoffnung gebe ich langsam auf, dass ich noch ein Doppelspieler werde“, meinte er.

Nummer eins in Chengdu

Seine 2:11-Bilanz aber kann Thiem heute aufbessern. Zum Auftakt seiner Asien-Tour bestreitet er in Chengdu ein Erstrundendoppel mit dem Deutschen Jan-Lennard Struff. Gegner ist das Duo Albert Ramos-Vinolas/Leonardo Mayer (ESP/ARG), beide keine ausgewiesenen Doppelspezialisten, eine durchaus machbare Aufgabe also. An der Seite von Kei Nishikori hatte Thiem zu Beginn der Saison immerhin schon Henri Kontinen/John Peers (FIN/AUS) besiegt, die beiden aktuellen Anführer der Doppel-Weltrangliste.

Thiems Fokus in China liegt allerdings auf der Partie am Donnerstag gegen Guido Pella. Der Argentinier (ATP-72.) hat in Runde eins Jungstar Borna ?orić (55.) mit 6:4, 7:6 verabschiedet, gegen Thiem führt er im direkten Duell 1:0. Klarer Favorit ist dennoch der Niederösterreicher, Thiem ist die Nummer eins und der einzige Top-Ten-Spieler beim mit 1,139 Millionen Dollar nach Doha höchstdotierten 250-Turnier (zum Vergleich: Kitzbühel schüttet 540.310 Dollar Preisgeld aus). Im Vorjahr hatte Chengdu (Freiluft, Hartplatz) als viertes chinesisches ATP-Turnier den „Asian Swing“ erweitert, Karen Chatschanow gewann die Premiere. Der Titelverteidiger (RUS, ATP-32.) gehört neben Ramos-Viñolas (ESP, 25.) und US-Open-Viertelfinalist Andrej Rublew (RUS, 37.) zu den Titelanwärtern.

Nach Chengdu wechselt Thiem nach Tokio (500er, Erstrundenniederlage 2014), danach wartet mit dem Masters-1000 in Shanghai das Asien-Highlight. Das Masters-Turnier mit dem schnellsten Belag lag Thiem bisher nicht besonders, 2014 und 2015 kam in der zweiten Runde das Aus, im Vorjahr musste er wegen Fiebers absagen. Doch schon zuvor war der Asientrip 2016 misslungen, in Chengdu schied Thiem topgesetzt im Viertelfinale aus, in Peking war in Runde eins gegen Zverev Endstation.

London 2017: „Es schaut sehr gut aus“

Heuer ist das Ziel der Asienreise, so bald wie möglich die zweite Teilnahme an den ATP-Finals in London (12. bis 19. November) zu fixieren. Nadal und Federer sind bereits qualifiziert, Zverev (diese Woche beim 250er in Shenzen im Einsatz) und Thiem sind im Jahresranking die ersten Verfolger. Im Vorjahr hatte Thiem die Qualifikation erst wenige Tage vor dem Event in der O2-Arena fixiert. „Hoffentlich wird es nicht so wie letztes Jahr. Aber das ist jetzt nicht primär in meinem Kopf, weil es sehr gut ausschaut. Ich muss einfach wieder schauen, dass ich richtig gut spiele.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2017)

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