Haas tritt in Linz mit einem Schatz an Erfahrungen an

Barbara Haas versucht als erste ÖTV-Dame seit Patricia Mayr-Achleitner 2013 in Linz ein Einzel zu gewinnen.
Barbara Haas versucht als erste ÖTV-Dame seit Patricia Mayr-Achleitner 2013 in Linz ein Einzel zu gewinnen.(c) Seth Wenig / AP / picturedesk.co (Seth Wenig)
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Dank der verstärkten Unterstützung von Österreichs letzter Weltklassespielerin Sybille Bammer möchte auch die aktuelle ÖTV-Nummer-eins, Barbara Haas, der Spitze näherkommen.

Linz. Um das österreichische Damentennis war es in der Vergangenheit schon besser bestellt. Vorbei sind die Zeiten, als 1995 sechs ÖTV-Damen zugleich den Top 100 angehörten, Barbara Schett-Eagle 1999 die Nummer sieben der Rangliste und Rotweißrot permanent bei Grand-Slam-Turnieren vertreten war. Die letzte heimische Top-20-Spielerin war Sybille Bammer, sie beendete ihre Karriere vor mittlerweile sechs Jahren. Seitdem sucht man beim ÖTV händeringend nach einem Aushängeschild von internationalem Format, die Höhenflüge der seit Monaten rekonvaleszenten Tamira Paszek (Nummer 26 im Februar 2013) waren stets nur von kurzer Dauer.

Die größten Hoffnungen ruhen hierzulande gegenwärtig auf Barbara Haas. Die Oberösterreicherin ist als 171. der Weltrangliste Österreichs Nummer eins und dank einer Wildcard die einzige ÖTV-Spielerin im Hauptbewerb der Upper Austrian Ladies in Linz. Siege über Top-100-Spielerinnen haben Haas gezeigt, dass der eingeschlagene Weg stimmt, Potenzial vorhanden ist, allein es fehlt an der nötigen Konstanz. „Sie hat sich in dieser Saison noch nie in einen Rausch gespielt“, sagt ihr Trainer Jürgen Waber, der einst Bammer betreute. Bammer wiederum steht heute Waber beim gemeinsamen Training mit Haas zur Verfügung. Eine vielversprechende Kombination.

Schon ab der kommenden Saison soll Bammer, 37, ihre potenzielle Nachfolgerin vermehrt auf Turnieren begleiten, nicht bloß auf zwei Reisen wie in der laufenden Saison. „Es taugt mir, wenn sie mit dabei ist. Ihre Erfahrung ist unbezahlbar, sie hat das alles schon mitgemacht“,sagt Haas im Gespräch mit der „Presse“. Auch Waber würde diese verstärkte Zusammenarbeit gutheißen. „Grundsätzlich gibt es Sybilles Commitment.“

Keinerlei Zeitdruck

Die 21-jährige Haas hat in der Weltrangliste über zwei Dutzend jüngere Spielerinnen vor sich. Zusätzlichen Druck verspüre sie deshalb aber nicht: „Ich sehe mich im Normbereich, bin weder ganz jung noch alt.“ Waber verweist darauf, dass Spielerinnen wie Jelena Ostapenko – die Lettin hat heuer mit 20 Jahren die French Open gewonnen – die Ausnahme seien. „Nur 0,8 Prozent schaffen es zwischen dem 18. und 23. Lebensjahr in die Top 100“, bemerkt der ÖTV-Fed-Cup-Captain. Tatsächlich ist das Durchschnittsalter in den Top 100 bemerkenswert hoch, es liegt aktuell bei 28,6 Jahren. „Ich höre also keine Uhr ticken. Wenn Babsi es mit 23 in die besten 100 schafft, dann ist das gut. Die Chance besteht.“ Abgesehen davon müsse man es sich ins Bewusstsein rufen, dass in einer Weltsportart wie Tennis etliche junge Spielerinnen dasselbe Ziel verfolgen. Waber: „Gerade auf der Challenger-Tour gibt es viele Ostapenkos da draußen.“

Spielerisch, diesen Eindruck bestätigen Waber und Bammer, sei Haas keine Lichtjahre von der Weltspitze entfernt. Aufholbedarf bestehe aber vor allem im physischen Bereich. Auch deshalb wird die Saison etwas verfrüht beendet, möchte man im November und Dezember einen ungewöhnlich langen Aufbau für 2018 vornehmen. „Wir werden gezielt im Kraft und Schnellkraftbereich arbeiten“, erläutert Waber. Ziel sei es, dass Haas „drei bis vier Kilo“ an Muskelmasse“ zulege. Ein notwendiger Schritt, ist doch der Sport in den vergangenen Jahren körperlich immer anspruchsvoller geworden.

Haas gehört mit 1,65 Metern zu den kleinsten Spielerinnen auf der Tour, das allein sei aber kein Hindernis auf dem Weg zu großen Erfolgen, wie die Weltranglistenerste Simona Halep (1,68 m) belegt. Die Rumänin gilt als Kraftpaket. Waber: „Sie ist in dieser Hinsicht sicherlich ein Vorbild.“

AUF EINEN BLICK

Die Oberösterreicherin Barbara Haasbestreitet heute beim Upper Austria Ladies in Linz (Übertragung ab 14 Uhr, live in ORF Sport Plus) ihr Auftaktspiel. Gegnerin ist die Deutsche Carina Witthöft, Nummer 73 der Rangliste.
Ergebnisse, 1. Runde: Buzarnescu (ROU/Q) - Kontaveit (EST/4) 7:6, 6:3. Maria (GER/7) - Jabeur (TUN) 6:1, 6:4. Tomowa (BUL/Q) - Broady (GBR/LL) 3:6, 7:6, 6:4.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2017)

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