Jackpot Thiem: „Er ist ein Segen“

Dominic Thiem spielte zuletzt vor zwei Jahren in Kitzbühel, sein großes Ziel bleibt der Titel. „Ich will unbedingt einmal die Gams gewinnen.“
Dominic Thiem spielte zuletzt vor zwei Jahren in Kitzbühel, sein großes Ziel bleibt der Titel. „Ich will unbedingt einmal die Gams gewinnen.“(c) APA picturedesk
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Kitzbühel-Turnierdirektor Alexander Antonitsch hält nichts von Vergleichen zwischen Thomas Muster und Dominic Thiem. Der 24-Jährige begeistert ihn: „Österreich muss profitieren!“

Kitzbühel/Wien. Das österreichische Tennis erwartet in den kommenden drei Monaten etliche Highlights. Mitte September empfängt das Daviscup-Team im Kampf um den Aufstieg in die Weltgruppe in Graz Australien, im Oktober gibt sich die Weltklasse bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle ein Stelldichein, zwei Wochen zuvor lockt das WTA-Turnier Upper Austria Ladies nach Linz. Und schon ab Samstag (Beginn der Qualifikation, Hauptbewerb ab Sonntag) laden die Generali Open nach Kitzbühel.

Der Vorverkauf für das Sandplatzturnier läuft „so gut wie nie zuvor“, berichtet Alexander Antonitsch stolz. Der Kärntner geht in sein bereits achtes Jahr als Turnierdirektor, er hat das Event nach einer Talfahrt wieder auf gesunde Beine gestellt. Das diesjährige Starterfeld liest sich vielversprechend, der Star der Veranstaltung ist unbestritten Dominic Thiem. Im Vorjahr hat der 24-Jährige einen weiten Bogen um Tirol gemacht. Stattdessen war der Schützling von Günter Bresnik früher nach Nordamerika gereist, die Hartplatztournee aber verlief enttäuschend. Für 2018 hat Thiem seinen Turnierplan also adaptiert, vor Kitzbühel schlägt er diese Woche noch in Hamburg auf.

Trainermangel

Für Antonitsch und Kitzbühel ist Thiems Antreten ein Jackpot. Im Sog der Erfolge des Niederösterreichers haben Zigtausende Kinder und Jugendliche in den vergangenen Jahren zum Tennisschläger gegriffen, Vereine melden starke Mitgliederzuwächse. Angebotene Kinderkurse sind stark frequentiert, vor allem am Land gebe es sogar einen Trainermangel, herrsche also mehr Nachfrage als Angebot, erklärt Antonitsch.

sterreich hat schon einmal einen vergleichbaren Tennisboom erlebt, als Thomas Muster in den Neunzigerjahren die Massen bewegte. Thiem, Muster und all die positiven Nebenwirkungen zu vergleichen, davon hält Antonitsch nichts. Mittlerweile können sich viele jüngere Tennisfans gar nicht mehr an den ehemaligen Weltranglistenersten aus Leibnitz erinnern, glaubt der Villacher. Das legendäre Daviscup-Duell gegen die USA im Praterstadion vor mehr als 40.000 Fans etwa liegt 28 Jahre zurück.

Speziell der Daviscup habe damals eine Strahlkraft gehabt, „die weit über das Tennis hinausging. Die Leute sind mit der Zeitung in der Hand im Stadion gesessen und haben sich informiert, was eine Vorhand und was eine Rückhand ist.“ Es war eine Veranstaltung für jedermann, es herrschte „echte Länderspielatmosphäre“. Die wahren Auswirkungen des Thiem-Booms auf den österreichischen Spitzensport seien jetzt noch gar nicht zu registrieren. Ob es Kinder, die dem Weltranglistenachten gegenwärtig nacheifern, in die Weltspitze schaffen, wird sich „erst in zehn Jahren zeigen. Aber man muss alles unternehmen, um von diesem Boom zu profitieren. Sein Tennis, seine Erfolge, seine Art – der Bursche ist ein Segen.“

„Brutale“ Wildcard-Frage

Natürlich hofft Antonitsch, dass Thiem dem Turnier bis zum Finaltag am 4. August erhalten bleibt. Neben dem Zugpferd steht mit Dennis Novak dank Wildcard ein zweiter Österreicher fix im Hauptbewerb, ein dritter wird noch in den Genuss einer solchen kommen. Die „brutal schwere“ Entscheidung, wer die Wildcard bekommt, wird heute getroffen. In die engere Auswahl dürften Gerald Melzer (28 Jahre, ATP 115) und Vorjahreshalbfinalist Sebastian Ofner (22, ATP 207) kommen. Jurij Rodionov (19, ATP 284) bekam laut „Presse“-Informationen eine Wildcard für die Qualifikation.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2018)

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