Ski alpin: Aufholbedarf bei Speed und Courage

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Die Rennen in Nordamerika preisen die Siegesserie von Lindsay Vonn und die RTL-Dominanz von Ted Ligety. Die ÖSV-Herren sind nach sieben Saisonrennen weiterhin sieglos, auch Damenchef Herbert Mandl erwartet mehr.

Beaver Creek/Wien/FIN. Ein Sieg und neun Podestplätze in zehn Rennen – mit dieser ansehnlichen Bilanz ging die Nordamerika-Tournee für Österreichs Skiteam zu Ende. Und trotzdem, es herrscht nicht vollends Freude über das Erreichte nach vier Abfahrten, drei Super-G und drei Technikläufen mit dem Aspen-Sieg von Kathrin Zettel. Denn erstmals seit drei Jahren blieben die ÖSV-Herren sieglos, und zudem scheinen die Abstände auf die im Weltcup führenden Aksel Lund Svindal (Nor) und Tina Maze (Slo) oder auf die wieder in Hochform auftretende Lindsay Vonn (USA) letztlich zu deutlich.

Was US-Alpinchef Patrick Riml imponiert – vier Siege und acht Podestplätze hinterlassen einen klaren Eindruck –, sorgt bei Cheftrainer Mathias Berthold für Kopfzerbrechen. Die ÖSV-Teams haben Aufholbedarf. Trotz der nur drei Technikrennen kam fast die Hälfte der rot-weiß-roten Podestplätze aus diesem Bereich. Dass die Herren nach sieben Saisonrennen noch immer sieglos sind, schmerzt doppelt. „Natürlich hätten wir gern gewonnen“, sagt Berthold. „Aber Svindal war in den Speed-Bewerben extrem stark. Wir werden bei den nächsten Rennen couragierter zur Sache gehen müssen. Ich bin überzeugt, dass wir in Gröden eine sehr starke Leistung unseres Teams sehen werden.“

Ob Österreichs Speed-Herren am Wochenende in Schladming auf der WM-Piste Planai trainieren können, war vorerst offen. Rennmäßig geht es für Hirscher und Co. am 8. und 9. Dezember in Val d'Isere mit Riesentorlauf und Slalom weiter. Die Abfahrer haben Pause bis Gröden.

Im Schatten von Ted Ligety

Angesichts des schweren Sturzes von Max Franz im Super-G von Beaver Creek wollte auch niemand zu hart mit den Athleten ins Gericht gehen. Der Kärntner sei, sagt Speed-Trainer Rainer Gstrein, das „heißeste Eisen“ im ÖSV, wenn es darum geht, richtig schnell zu sein. Das Risiko sei aber nicht aufgegangen, „er fährt zwischen Genie und Wahnsinn“, sagt Gstrein.

Auch der nicht sonderlich erfolgreich verlaufene Super-G-Ausflug von Marcel Hirscher – er wurde 32. und blieb ohne Weltcuppunkt – hinterließ keine nervenden Fragen. Es sei ein absolut lehrreicher Versuch gewesen, mehr nicht. Platz zwei im Riesentorlauf habe schnell darüber hinweggetröstet, sagt Hirscher, der auch die verlorene Weltcupführung nicht als Belastung empfand. Ligety sei im RTL einfach überlegen, dennoch habe „ich Zeit gutgemacht und auch den Punkteabstand verringert“, fügt Hirscher hinzu. Wann er den Amerikaner besiegen werde, wusste der Gesamtweltcupsieger nicht, aber „selbst wenn es ein Jahr dauern wird: Eines Tages werde ich ihn schlagen.“ Vielleicht lasse man Ligety drei, vier Tore mehr fahren. Oder er, Hirscher, erwische eben zwei perfekte Läufe. Vorzugsweise am 14. Februar 2013, dann steigt der RTL bei der WM in Schladming.

Nur ein Sieg, kein Ruhmesblatt

Auch bei den ÖSV-Damen herrschte gewisses Unbehagen nach der Analyse ihrer Übersee-Ausbeute. Cheftrainer Herbert Mandl wollte respektive konnte daher, etwaige Probleme mit Wetterkapriolen außer Acht lassend, nichts schönreden. Er stellt klar: „Das war sicher nicht das, was wir uns erhofft haben.“

Anna Fenninger verhinderte mit Platz drei im Super-G eine Nullnummer in den Speed-Bewerben. Mit dem Slalom-Double Zettel vor Marlies Schild sorgten seine „Ladys“ jedoch für den einzigen Sieg im Rahmen der US-Tournee. Das sei für Mandl allerdings kein Ruhmesblatt: „Ich hoffe, dass wir in Europa mehr dermachen.“ In St. Moritz gibt es ab Freitag mit der Super-Kombination, dem Super-G und einem Riesentorlauf jedenfalls schon Gelegenheit zur Revanche.

Lindsay Vonn fährt allen davon

Gegen Lindsay Vonn sei bei ihren Heimrennen kein Kraut gewachsen gewesen. „Es ist frustrierend – für alle anderen. Aber sie fährt einen Speed, bei dem niemand mitkommt“, sagt Mandl. Die Amerikanerin nähert sich unaufhaltsam dem ewigen Weltcuprekord. Die 28-Jährige gewann in Lake Louise innerhalb von drei Tagen drei Rennen, seit Sonntag hat zählt sie 56 Weltcupsiege und nur noch sechs weitere fehlen auf den Rekord von Annemarie Moser-Pröll.



Ski-Herren, RTL in Beaver Creek

1. Ted Ligety (USA) 2:25,59 (1:13,49/1:12,10)
2. Marcel Hirscher (AUT) 1,76
3. Davide Simoncelli (ITA) 2,07
Weiters, 4. Mölgg (ITA) 2,56 5. Pinturault (FRA) 2,60 6. Svindal (NOR) 2,75 7. Dopfer (GER), Jansrud (NOR) 3,09 9. Blardone (ITA) 3,28 10. Nösig 3,31 12. Reichelt 3,60 16. Mayer 3,86.
Gesamtweltcup: 1. Svindal 400 2. Ligety 320 3. Hirscher 220 4. Jansrud 195 5. Mölgg 180.
RTL-Weltcup: 1. Ligety 200 2. Hirscher 140 3. Mölgg 130 4. Reichelt 62 5. Simoncelli 60.
Mannschaft: 1. Österreich 1233 2. Italien 915 3. Norwegen 649.

Ski-Damen, Super G in Lake Louise

1. Lindsey Vonn (USA) 1:22,82
2. Julia Mancuso (USA) 0,43
3. Anna Fenninger (AUT) 0,45
Weiters, 4. Maze (SLO) 0,62 5. Höfl-Riesch (GER) 1,16 6. Gut (SUI) 1,25 7. Gisin (SUI) 1,47 8. Smith (USA) 1,59 9. Moser (AUT) 1,65 10. Suter (SUI) 1,66; 14. Görgl 1,87 17. Fischbacher 2,14 21. Sterz 2,24.
Gesamtweltcup: 1. Maze 397 2. Höfl-Riesch 319 3. Vonn 310 4. Zettel 260 5. Cook 162.
Super-G: 1. Vonn 100 2. Mancuso 80 3. Fenninger 60 4. Maze 50 5. Höfl-Riesch 45.
Mannschaft: 1. Österreich 946 2. USA 878 3. Deutschland 624.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2012)

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