Vergoldeter Skipionier, der auch ins Schwarze traf

Othmar Schneider
Othmar Schneider(c) APA (PETER HECHENBERGER)
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Der ÖSV trägt Trauer: Othmar Schneider, Olympiasieger 1952 im Slalom, ist im Alter von 84 Jahren verstorben. Die Skilegende aus Lech am Arlberg hat auch als Sportschütze Karriere gemacht.

Wien. Er hat eine Sportkarriere gemacht, die es heutzutage gar nicht mehr gibt. Er hatte Pokale und Medaillen in großer Vielzahl daheim in Lech am Arlberg, er war Sportler des Jahres, hat Olympia-Gold gewonnen – und wären die Zeiten anders gewesen, es hätte noch mehr sein können. Othmar Schneider, Slalom-Olympiasieger 1952 in Oslo, hätte sicher auch als Schütze bei Sommerspielen ins Schwarze getroffen. Bei Welt- und Europameisterschaften hat der vielfache Staatsmeister jeweils Bronze geholt, wegen seiner vorangegangenen Skilehrertätigkeit aber blieb ihm eine Teilnahme bei Sommer-Olympia verwehrt. In der Nacht auf 25. Dezember ist Schneider im Alter von 84 Jahren nach längerer Krankheit verstorben. Dies teilte der Vorarlberger Skiklub mit.

Allrounder und Pionier

Othmar Schneider, Absolvent der Handelsakademie Bregenz, der später ein Pharmaziestudium in Angriff nahm, feierte seine ersten Erfolge im Skisport Ende der 1940er-Jahre. Er war ein Allrounder, dem im Winter 1950 der Durchbruch gelang. Er gewann Slalom und Kombination in Chamonix, die Abfahrten in Davos und St. Moritz. Im Jahr darauf triumphierte Schneider im Slalom von Lech auf seinem Hausberg, obendrein siegte er in Abfahrt und Kombination. Auch das Lauberhorn eroberte er, siegte im Arlberg-Kandahar-Rennen. Einige Erfolge konnte der Lecher dann auch noch wiederholen.

Die große Stunde schlug Othmar Schneider im hohen Norden, in Oslo gewann er zunächst Olympia-Silber, in der Abfahrt und im Slalom wurde es letztlich Gold, weil sein Landsmann Hans Senger disqualifiziert wurde. „Überraschend“, wie Schneider später berichtete. „Denn meine Liebe gehörte eigentlich der Abfahrt. Leider gab es keine Kombination, sonst hätte ich auch eine zweite Goldene gewonnen.“

1953 brach Schneider sein Studium ab, er verlegte sich nach Nordamerika, beteiligte sich am Aufbau einer Skischule in Boyne Mountain, Michigan. Er kehrte dann wieder heim nach Europa, ging bei der Weltmeisterschaft 1954 in Åre allerdings als Vierter (Riesentorlauf) leer aus. Auch Olympia in Cortina d'Ampezzo 1956 brachte ihm kein Glück. Schneider wechselte ins Profilager, er widmete sich wieder seiner Skilehrertätigkeit, leitete obendrein eine Skischule in Chile (Portillo), war dort auch Pistenchef bei der WM 1966.

Gemeinsam mit Christian Pravda und Toni Spieß hat sich Othmar Schneider als Skipionier gesehen. „Weil wir damals die Technik revolutioniert haben. Wir waren die Ersten, die den Schwung aus den Knien heraus eingeführt haben. Das war aber nicht etwas, was die Trainer uns beigebracht haben, das war für uns einfach natürlich.“

Der Olympiasieger baute in Lech ein Hotel (Kristiania), startete eine zweite Sportkarriere als Schütze. Insgesamt wurden es 34 Staatsmeistertitel (17 Einzel, 17 Team), zwei WM-Teilnahmen, dreimal war er bei Europameisterschaften dabei. Später trainierte er Österreichs Sportschützen, war bei den Sommerspielen 1976 dafür verantwortlich, dass Rudolf Dollinger Bronze mit der Freien Pistole gewann. 2001 wurde Schneider mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik ausgezeichnet.

Klassiker in Bormio

Der ÖSV trägt Trauer, für Mannschaften aber ist die Weihnachtspause traditionell kurz. Für die Herren geht es weiter mit dem Abfahrtsklassiker in Bormio (Samstag), am heutigen Donnerstag findet das erste Training statt. Die Stelvio-Piste gilt als extrem, der letzte österreichische Triumphator dort hieß Michael Walchhofer (2010). Rot-Weiß-Rot ist in der Abfahrt (und im Super-G) in diesem Winter noch sieglos.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2012)

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