Vierschanzentournee: Das Warten auf den ersten Absprung

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ÖSV-Direktor Ernst Vettori, 48, gewann den Schanzenklassiker zweimal und blickt der 61. Auflage dementsprechend „aufgeregt“ entgegen. Der Auftakt am Sonntag ist ausverkauft. 12.000 Zuschauer werden erwartet.

Oberstdorf. Zehn Grad plus, Dauerregen und Abverkauf – dieses Bild bot sich den ersten Besuchern der Vierschanzentournee in Oberstdorf. Den Hoteliers im Allgäuer Kurort ist es recht, alle Zimmer sind ausgebucht, und auch die Veranstalter der 61. Tournee reiben sich zufrieden die Hände. Der Auftakt am Sonntag ist ausverkauft, 12.000 Zuschauer werden erwartet, und die Hoffnung auf den ersten deutschen Sieg seit 2002 will weiterhin nicht schwinden.

Skispringen, speziell die Tournee, versprüht immer seinen ganz eigenen Reiz. Auch in Österreich, vor allem seit die ÖSV-Adler wieder Oberhand haben und Zeiten, in denen Finnen, Norweger oder die Deutschen den Sieger gestellt haben, längst vergessen sind. Vier Siege in Serie stehen zu Buche, und nicht nur Cheftrainer Alexander Pointner glaubt an den fünften Streich, sondern auch Ernst Vettori.

Der ÖSV-Direktor gewann 1986 und 1987 den Schanzenklassiker und weiß genau, was es bedarf, um im richtigen Augenblick Form parat und Nervenkostüm im Griff zu haben. Der Doppelsieger reist daher bester Laune in den Allgäu. Er sagt: „Bei der Tournee ist immer ein gewisses Prickeln da. Und ich bleibe dabei: Für mich ist sie wie die Tour de France! Du arbeitest das ganze Jahr darauf hin, und alles bekommt seinen eigenen Lauf. Am Schluss gibt es einen großen Sieger. Was will man mehr?“ Der große Unterschied ist jedoch, dass sich die Skispringer ihrer Problematik (Stichwort: Magersucht) entledigt haben, der Radsport aber weiterhin von der Doping-Plage überschattet wird.

Dass sich etwas bei den Deutschen getan habe, sagt Vettori, sei gut für das Geschäft. Auch für den Wettkampf, obgleich der Tiroler die ÖSV-Adler „absolut“ im Vorteil wähnt. Schlierenzauer sei im Hoch, Loitzl, Kofler und Jungvater Morgenstern könnten ebenso jederzeit gewinnen. Auch spreche die Bilanz für die Seinen: Sie gewannen zuletzt 13 von 16 möglichen Bewerben. Nur der Schweizer Simon Ammann (2) und der Norweger Tom Hilde verhinderten eine noch bessere Ausbeute.

Vettori, Olympiasieger von 1992, fiebert dem ersten Absprung entgegen. Die Erinnerungen an seine aktive Zeit? „Tournee, es gibt nichts Schöneres. Erst Oberstdorf, dann Philharmoniker und Neujahr, dann die Springen in Österreich. Das ist ein Mythos.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2012)

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