Ski alpin: Versöhnung mit dem Zauberberg

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Anna Fenninger feierte beim Riesentorlauf am Semmering ihren ersten Saisonsieg und führte die Konkurrenz regelrecht vor. Zuvor hatte die 23-jährige Salzburgerin bei keinem der vier Zauberberg-Läufe Punkte geholt.

Semmering/Wien. Eigentlich schienen der Zauberberg und Anna Fenninger keine Freunde mehr zu werden. Je einmal schied die 23-Jährige im Riesentorlauf und Slalom aus, je einmal konnte sie sich in den beiden technischen Bewerben nicht für das Finale der besten 30 qualifizieren. Ein zwingender Grund für die Misserfolgsserie war nicht auszumachen.

Als am 28. Dezember 2011 im gewohnten Zwei-Jahres-Rhythmus Lienz den Semmering im Weltcupkalender ersetzte, war Fenninger keineswegs unglücklich darüber. In Osttirol carvte die Salzburgerin zu ihrem ersten Weltcupsieg – auf den Tag genau ein Jahr später zu ihrem zweiten. Diesmal auf dem „ungeliebten“ Semmering. Fenninger absolvierte zwei fehlerfreie Läufe und markierte jeweils Laufbestzeit.

Nach dem ersten Durchgang hatte Fenninger auf die zweitplatzierte Französin Tessa Worley bereits 0,56 Sekunden Vorsprung. Damit stand die Super-Kombi-Weltmeisterin von Garmisch erstmals in ihrer Karriere als Führende eines Weltcuprennens im Starthaus.
„Es war eine ungewohnte Situation. So waren eben weniger Leute um mich herum“, schmunzelte Fenninger, nachdem sie die Konkurrenz in Durchgang zwei regelrecht vorgeführt hatte. Saison-Dominatorin Tina Maze, die im sechsten Riesentorlauf des Winters zum sechsten Mal auf dem Podest landete, lag als Zweite 1,1 Sekunden zurück. „Sie war heute unschlagbar“, streute die Slowenin ihrer Kollegin Rosen. Und auch Titelverteidigerin Worley, die auf Platz drei zurückfiel, verbeugte sich verbal. „Anna ist den Hang regelrecht hinuntergeflogen.“

Selbstvertrauen einer Siegerin

Fenninger machte am Semmering dort weiter, wo sie zuletzt aufgehört hatte. Nach starken Leistungen in den Riesentorläufen in Courchevel (4.) und Are (2.) war diesmal allerdings niemand schneller. Der Gesamtweltcup-Vierten gelingt, woran andere scheitern: starke Trainingsleistungen im Rennen umzusetzen. „Ich habe momentan das Selbstvertrauen, das man unbedingt benötigt, um zu gewinnen“, sagte Fenninger, die als einzige ÖSV-Dame im Spitzenfeld landete.

Lokalmatadorin Kathrin Zettel wurde Siebente, Elisabeth Görgl Neunte. Zettel hatte ihre Siegchancen schon im ersten Lauf verspielt, nachdem sie 1,86 Sekunden hinter Fenninger lag. In der Entscheidung blieb die große Aufholjagd zur Enttäuschung der zahlreich erschienenen Fans der Göstlingerin aus. Mit Platz sieben war die Niederösterreicherin letztlich dennoch nicht unzufrieden.

„Wenigstens habe ich ein paar Punkte gehamstert“, meinte Zettel, die sich im heutigen Slalom „gute Chancen“ ausrechnet. Görgl ließ in einer bislang völlig verpatzten Saison einen Aufwärtstrend erkennen. „Im zweiten Lauf hatte ich endlich wieder ein gutes Gefühl“, betonte die Doppelweltmeisterin, die im Riesentorlauf um einen von vier Startplätzen für die WM in Schladming kämpft. Görgl landete einen Punktsieg: Michaela Kirchgasser (15.), Stefanie Köhle (21.) und Eva-Maria Brem (26.) landeten deutlich hinter der Steirerin.

München-Event gesichert

Einigen Topathletinnen ist nach dem Semmering-Slalom nur eine kurze Verschnaufpause gegönnt. Am Neujahrstag findet in München trotz der Wetterkapriolen der vergangenen Tage ein Parallelslalom statt. „Es war ein echter Kraftakt, aber mit der tatkräftigen Unterstützung aller Beteiligten ist es uns gelungen, eine weltcuptaugliche Strecke am Olympiaberg zu bauen“, sagte Frank Seipp, Chef des Organisationskomitees.
Für den letzten Schliff der Strecke sorgte ein Schneeimport aus dem Chiemgau. Im Vorjahr musste das Event im Olympiapark abgesagt werden.

Skiweltcup in Zahlen

Riesenslalom Semmering: 1. Anna Fenninger (AUT) 2:13,09 2. Tina Maze (SLO) +1,10 3. Tessa Worley (FRA) +1,18 4. Maria Höfl-Riesch (GER) +1,67 5. Viktoria Rebensburg (GER) +1,91 6. Jessica Lindell-Vikarby (SWE) +2,39 7. Kathrin Zettel (AUT) +2,40 8. Mikaela Shiffrin (USA) +2,68 9. Elisabeth Görgl (AUT) +3,00 10. Maria Pietilä-Holmner (SWE) +3,08 11. Frida Hansdotter (SWE) +3,09 12. Nadia Fanchini (ITA) +3,23 13. Dominique Gisin (SUI) +3,30 14. Marie-Michele Gagnon (CAN) +3,39 15. Michaela Kirchgasser (AUT) +3,52 16. Irene Curtoni (ITA) +3,57 17. Anemone Marmottan (FRA) +3,64 18. Veronique Hronek (GER) +3,67 19. Denise Karbon (ITA) +3,70 20. Tanja Poutiainen (FIN) +3,81 21. Stefanie Köhle (AUT) +3,97 26. Eva-Maria Brem (AUT) +4,20.

RTL-Weltcup: 1. Tina Maze (SLO) 540 2. Kathrin Zettel (AUT) 342 3. Viktoria Rebensburg (GER) 301 4. Anna Fenninger (AUT) 275 5. Tessa Worley (FRA) 270 6. Irene Curtoni (ITA) 164

Gesamtweltcup: 1. Tina Maze (SLO) 999 2. Maria Höfl-Riesch (GER) 582 3. Kathrin Zettel (AUT) 502 4. Anna Fenninger (AUT) 450 5. Lindsey Vonn (USA) 414.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2012)

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