Tournee: "Das gelingt normal nur den Österreichern"

Gregor Schlierenzauer und Anders Jacobsen
Gregor Schlierenzauer und Anders Jacobsen(c) Dpa Daniel Karmann (Daniel Karmann)
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Anders Jacobsen versetzte das norwegische Team mit seinen beiden Siegen in Freudentaumel. Gregor Schlierenzauer will diesem auf seiner Innsbrucker Hausschanze ein Ende setzen.

Alexander Stöckl musste sich erst einmal hinsetzen und wieder klare Gedanken fassen. Der Tiroler hatte als Coach der norwegischen Skispringer im zweiten Tourneebewerb in Garmisch-Partenkirchen ein Highlight erlebt. Zweiter Sieg von Anders Jacobsen, drei Norweger unter den ersten vier. "Das gelingt normal nur den Österreichern", sagte Stöckl. Den vermeintlichen Vorteil Jacobsens durch speziell verstärkte Schuhe wollte ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner nicht gelten lassen. "Wir schauen auf unsere eigenen Stärken."

Stöckl meinte, es sei schwierig, diesen Level zu halten. "Die Österreicher sind wie hungrige Wölfe, sie werden attackieren. Es wird hart", sagte der 39-jährige Coach. "Dieses Rennen bei der Tournee ist sehr speziell, ich weiß nicht, ob wir sie immer besiegen können." Stöckl glaubt nicht, dass sich Schlierenzauer ob der mäßigen Resultate seiner Kollegen aus dem Rhythmus bringen lässt. "Den Gregor lässt das kalt, er ist sehr fokussiert."

Pointner sieht das Ringen von Titelverteidiger Schlierenzauer um den neuerlichen Tourneesieg als Riesen-Herausforderung. "Gregor ist sehr reif in die Tournee gestartet, er strahlt viel Ruhe aus", erklärte der Tiroler. Schlierenzauer hatte vor der Tournee zweimal auf der Innsbrucker Bergiselschanze trainiert. "Von dort sieht er ins Stubaital, wo er wohnt, dort holt er sich im Training den Feinschliff", strich Pointner den Heimvorteil hervor.

Schlierenzauer: "Topleistung und Glück nötig"

Schlierenzauer selbst meinte, seine Vorfreude sei riesig. "Wenn man in einer so tollen Situation zu seiner Heimschanze kommt, das ist etwas Besonderes. Und wenn man weiß, dass die Zuschauer hinter einem stehen, ist das genial." Er sehe es entspannt und locker. "Ich weiß, dass ich mein Paket beisammen habe. Jetzt gilt es, die Topleistung abzurufen und auch das nötige Glück zu haben."

Der Bergisel-Sieger von 2010 kennt die Vorzüge seines Rivalen Jacobsen. "Anders ist in Topform, er springt technisch auf hohem Niveau und hatte auch das Glück auf seiner Seite", sagte der 22-Jährige. Er hatte im Vorjahr so wie nun der Norweger die ersten zwei Bewerbe gewonnen. Ob das ständige Gerede über den möglichen Grand Slam stören könnte? "Das kommt auf den Typ an", sagte Schlierenzauer. "Mich geilt das eher auf."

Die anderen Springer im ÖSV-Team stünden freilich vor anderen Herausforderungen, gab Pointner zu. "Es gibt so Phasen, wo nicht alles zusammenläuft", sagte der ÖSV-Coach. Andreas Kofler muss als sensibler Athlet die Disqualifikation von Oberstdorf verarbeiten, Wolfgang Loitzl und Martin Koch verpassten in Garmisch das Finale, Thomas Morgenstern verzeichnete in Oberstdorf ein frühes Aus.

Pointner von Teamspirit begeistert

Doch gerade in dieser Situation habe sich der wahre Teamgeist gezeigt, betonte Pointner. "Es herrscht ein unglaublicher Spirit, keiner lässt den Kopf hängen. Das freut mich mehr als so mancher Sieg."

Das Schuh-Thema, das durch Jacobsens Siege in den Vordergrund gerückt war, wollte Pointner nicht überbewerten. "Natürlich machen solche Themen die Tournee sehr interessant. Man muss wachsam sein wegen neuer Entwicklungen, aber wir schauen auf die eigenen Stärken und lassen uns dadurch nicht aus der Bahn werfen", betonte der ÖSV-Coach. Jacobsen und Tom Hilde verwenden vorne bei der Zunge eine Schiene, wodurch der Fuß nicht nach innen oder außen knicken kann.

Alle Trainer wüssten, dass die flachere Führung der Ski eine große Rolle spiele, sagte Pointner. Im ÖSV gebe es auch Prototypen für Schuhe, die in die gleiche Richtung wie jene der Norweger gehen. "Wir haben uns aber entschieden, im physiotherapeutischen und kognitiven Bereich zu arbeiten, weil das längerfristig gewinnbringender ist", erklärte Pointner. Freilich könnten materielle Hilfsmittel rascher zum Ziel führen. "Aber wir werden uns nicht darauf stürzen, wir lassen uns von diesem Weg nicht abbringen."

(ag)

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