Der 16-jährige Wiener Mario Mendel hebt bei der Vierschanzentournee als Vorspringer ab. Vor zwei Jahren hat Mendel den Sprung ins Skigymnasium Stams geschafft und kommt nur noch an den Wochenenden nach Hause.
Innsbruck/DAT. Ein Skispringer aus Wien? Unmöglich, möchte man meinen, es gibt weder Schanzen noch Berge. Doch der 16-jährige Mario Mendel aus Mariahilf verfolgt diesen Traum. Als er 2004 bei einer Fahrradtour mit seinem Vater auf der Donauinsel eine Skisprungschanze entdeckte, war er sofort von dieser Vision begeistert. Seitdem trainiert er ehrgeizig, vor zwei Jahren hat er den Sprung ins Skigymnasium Stams geschafft und kommt nur noch an den Wochenenden nach Hause.
An diesem Samstag und Sonntag trifft sich die Familie aber in Bischofshofen. Mario Mendel ist beim Tourneefinale als Vorspringer am Start. Ein Wiener bei der Vierschanzentournee . . .
In Stams, der Ski-Traumfabrik
Auch Christian Moser, 40, ist aufgeregt. Der ehemalige Skispringer und Bronzemedaillengewinner von Lillehammer 1994 startete auf der Donauinsel das Projekt und gründete den Klub „Stadtadler“, in dem sich mittlerweile über 40 Kinder tummeln. Moser ist vom Aushängeschild im OMV Scoutcenter Ost überzeugt. „Man muss aber vorsichtig sein“, sagt Moser. „Viel hängt von Marios körperlicher Entwicklung und seinem Willen ab. Er hat jedoch das Potenzial, eines Tages im Weltcup zu springen.“
Stams ist die Traumfabrik, wenn es darum geht, Skisportler in Österreich auszubilden. Fast jeder ÖSV-Star drückte hier die Schulbank. Mendel empfahl sich auch mit Auftritten im „Austria Cup“, der Nachwuchs-Eliteserie, die er 2012 auf Platz 5 beendete.
Der Start als Vorspringer auf der Tournee ist ein erster Bonus. Moser erinnert sich, als sich 2004 der siebenjährige Mendel mit den Worten „Ich will Olympiasieger werden“ bei ihm vorstellte. 2013 schnuppert er erstmals Tourneeluft – als Skispringer aus Mariahilf.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2013)