Hirscher verteidigte seinen Thron

Hirscher verteidigte seinen Thron
Hirscher verteidigte seinen Thron(c) GEPA pictures (GEPA pictures Erwin Scheriau)
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Der 23-jährige Salzburger Marcel Hirscher übernahm mit dem Slalomsieg in Zagreb die Führung im Gesamtweltcup. Mario Matt löste als Dritter sein WM-Ticket.

Wien/Zagreb. Die Weltcuprennen in Zagreb sind etwas Besonderes, dort herrscht auch absolute Gleichberechtigung. Am Freitag ritterten die Damen um den Titel der Snow Queen, am gestrigen Sonntag waren die Herren an der Reihe – an der Bezeichnung änderte sich allerdings nichts. Marcel Hirscher, Österreichs Ausnahmetalent in den technischen Disziplinen, kennt dieses Ritual. Siegerin und Sieger bekommen eine kleine Kristallkrone und einen Pelzumhang. Der Salzburger hat beides vom Vorjahr noch zu Hause, damals hat er auf dem Sljeme, dem Zagreber Hausberg, triumphiert – und erstmals die Führung im Gesamtweltcup übernommen. Der Winter endete dann damit, dass sich der 23-jährige Hirscher zum Gesamtweltcupsieger krönte.

Auf dem Thron nie ohne Brille

Marcel Hirscher ist auch bei den Siegerehrungen längst zum Profi gereift, der Champagnerdusche auf dem Thron stellt er sich mit Skibrille, um nicht den Durchblick zu verlieren. In den technischen Disziplinen aber ist das kleine Kraftpaket nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. In diesem Winter stand er nun bereits zum neunten Mal auf dem Podest – im neunten Rennen. Nur im Super-G von Beaver Creek hat er den Sprung aufs Stockerl nicht geschafft. Der Sieg in Zagreb war der bereits 15. Weltcuperfolg, die Abreise trat er obendrein mit dem roten Trikot des Gesamtführenden an. Wieder eine Parallele zum Vorjahr. Auch in der Slalomwertung liegt der Salzburger voran.

Die Bedingungen beim Bärenberg-Spektakel, das wieder fast 20.000 Zuschauer anlockte, waren nicht einfach. Plusgrade setzten der Piste zu, obendrein setzte Niederschlag ein, Nebelfetzen durften auch nicht fehlen. Dies alles führte dazu, dass der erste Durchgang zu einer wahren Ausfallsorgie avancierte. Marcel Hirscher reihte sich mit seiner günstigen Startnummer drei hinter dem Schweden Jens Byggmark auf dem zweiten Platz ein. Der Rückstand war allerdings nur ein Wimpernschlag (eine Hundertstel). Dahinter lauerte Stefano Gross (It).

Marcel Hirscher hat vor dem entscheidenden Lauf den Schweden André Myhrer auf dem Monitor verfolgt. „Ich habe gewusst, wenn ich eine Chance haben will, dann muss ich brutal andrücken“, sagte er glücklich im Ziel. Die drittbeste Laufzeit sollte reichen. Auch, weil Byggmark strauchelte. „Ich habe von oben bis unten Vollgas gegeben. Ein Wunder, dass man hier ein Rennen fahren konnte.“ Ohne Salz wäre die Piste davongeschwommen. Aber letztlich hat der beste Techniker dieses Winters gewonnen.

Dass Hirscher die Führung im Gesamtweltcup erobert hat, das will er selbst nicht überbewerten. „Schön, eine Bestätigung“, meinte er. „Aber lieber wäre mir, wenn ich dann im Frühling auch noch vorn wäre. Schauen wir einmal, wie sich das weiterentwickelt. Aber jetzt lebe ich vom Moment, ich genieße diesen Sieg. Es ist mir gelungen, gut Ski zu fahren. Toll, wie die Kroaten hier eine riesige Party feiern.“ Im Vorjahr hatte es nach dem Rennen den Vorwurf des Einfädelns gegeben. Von Animositäten aber war gestern keine Spur. Ivica Kostelić, der in Zagreb noch nie gewinnen konnte, wurde übrigens Achter.

Mit Erfolg getestet

Stark auch die Vorstellung von Mario Matt, der sich vor Großereignissen immer zu Höchstleistungen aufschwingt. Der Doppelweltmeister kurvte auf Rang drei, hatte aber in beiden Läufen nicht unkritische Situationen zu überstehen. Matt hat über die Weihnachtsfeiertage viel trainiert und noch mehr getestet, in Zagreb hat er dafür die ersten Früchte geerntet. Mit dem Podestplatz hat der Routinier, Achter in Val d'Isère, auch sein Ticket für die WM in Schladming gelöst. Benjamin Raich (12.) hingegen muss auf Adelboden, Wengen und Kitzbühel hoffen.

Herrenslalom Zagreb

1. Marcel Hirscher (AUT) 1:56,17 58,66 57,51

2. André Myhrer (SWE) +00,57 59,17 57,57

3. Mario Matt (AUT) +01,09 59,15 58,11

Weiters: 4. Stefano Gross (ITA) +01,15 58,79 58,53 5. Felix Neureuther (GER) +01,31 59,20 58,28 6. Alexis Pinturault (FRA) +01,33 59,54 57,96 7. Manfred Mölgg (ITA) +01,73 59,84 58,06 8. Ivica Kostelić (CRO) +01,78 58,88 59,07 9. Steve Missillier (FRA) +02,34 1:01,14 57,37 10. Patrick Thaler (ITA) +02,38 11. Fritz Dopfer (GER) +02,41 12. Markus Larsson (SWE) +02,55 und Benjamin Raich (AUT) +02,55 19. Reinfried Herbst (AUT) +03,08.

Slalomweltcup: 1. Marcel Hirscher (AUT) 420 2. Felix Neureuther (GER) 341 3. André Myhrer (SWE) 330 4. Alexis Pinturault (FRA) 208 5. Manfred Mölgg (ITA) 155 6. Jens Byggmark (SWE) 150.

Gesamtweltcup: 1. Marcel Hirscher (AUT) 740 2.Aksel Lund Svindal (NOR) 689 3. Ted Ligety (USA) 552 4. Felix Neureuther (GER) 441 5. André Myhrer (SWE) 334 6. Kjetil Jansrud (NOR) 322.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2013)

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