Skispringen: Der Computer ermittelt den Sieger

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Gregor Schlierenzauer steht als Rekordhalter in der Olympiasaison ebenso auf dem Prüfstand wie die groteske Anlaufregelung, die diesen Sport unbegreifbar macht.

Klingenthal/Wien. Gregor Schlierenzauer träumt von Olympia-Gold. Thomas Morgenstern ist nach privaten Turbulenzen auf dem Sprung zurück an die Weltspitze. Andreas Kofler, Wolfgang Loitzl, Manuel Fettner und Stefan Kraft wollen sich im Weltcup empfehlen, und Cheftrainer Alexander Pointner strebt danach, die nach acht Jahren an Norwegen verlorene Herrschaft im Nationencup zurückzugewinnen – selten bot eine Skisprungsaison vor dem Auftakt so viele Ziele. Und geht es nach Pointner, der seine zehnte Saison als Cheftrainer bestreitet, werden alle Vorgaben auch erfüllt.

Der Internationale Skiverband hat sich in der Olympia-Saison, die ihren Höhepunkt bei den Winterspielen in Sotschi 2014 finden wird, ebenfalls neuen Herausforderungen gestellt. Am Freitag hebt erstmals die Saison in Klingenthal an, in Deutschland ist der Zuschauerzuspruch weitaus größer als im einsamen finnischen Kuusamo. Damit ist die beste Werbung für diesen Sport gewiss.

Auch sollte das Skispringen verständlicher, wieder begreifbarer werden. Doch im Fall der umstrittenen Anlaufverkürzung und der Gier nach Bonuspunkten wurde es sogar noch grotesker. Nun muss ein Athlet bei verkürztem Anlauf 95 Prozent der Hillsize erreichen, sonst gibt es Abzüge. Es siegt weiterhin nicht der Weiteste und stilistisch Beste; der Gewinner wird vom Computer ermittelt...

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Neuer Assistent, altbekannte Ziele

In Klingenthals Vogtland-Arena absolvieren die meisten Athleten die ersten Sprünge dieser Saison auf Schnee. Für Pointner und seine Ko-Trainer, Alexander Diess und Andreas Widhölzl, sei das kein Problem, jeder ÖSV-Springer sei erfahren genug, dieses Handicap zu meistern. Der frühe Saisonstart führt jedoch dazu, dass das Adler-Team vor der Tournee fünf anstatt vier Konkurrenzen zu bestreiten hat. Konstanz ist daher gefragt. 30Bewerbe, Tournee, das Skifliegen auf dem Kulm, Olympia und eine Skiflug-WM stehen auf dem Programm.

Pointner wollte, nein, er konnte gar nicht tiefstapeln: In Sotschi sind Medaillen das erklärte Ziel, immerhin leite er die erfolgreichste Equipe der vergangenen Jahre. Dass Österreich keinen der vergangenen sechs Teambewerbe gewinnen konnte, darf in diesem Zusammenhang allerdings nicht unerwähnt bleiben. Am Samstag (16h, ORF eins) bietet sich mit dem ersten Bewerb gleich die Gelegenheit, diese Negativserie zu beenden.

Während der Schweizer Simon Ammann wohl seine letzte Spielzeit oder der Finne Janne Ahonen (nur der Winterspiele wegen) sein zweites Comeback bestreiten wird, blieb die Flugkurve für Gregor Schlierenzauer unverändert. Der 50-fache Weltcupsieger kokettiert sogar mit dem dritten Gesamtweltcupsieg – das schafften vor ihm nur Matti Nykänen, Andreas Goldberger und Adam Malysz. Auch stehen der dritte Tourneesieg en suite, Gold bei der Skiflug-WM in Harrachov und vor allem der Olympia-Sieg ganz oben. „Denn diese Medaille fehlt noch in meiner Sammlung“, sagt der Tiroler stolz. Dass die Erwartungen hoch seien, wisse er, Angst vor dem Versagen oder Verletzungen habe er jedoch keine. „Ich bin vorbereitet, werde es auch probieren – nur versprechen kann ich es nicht.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2013)

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