Franz Klammer: "Entweder es haut mich raus, oder ich gewinne"

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Der Kärntner Franz Klammer feiert am Dienstag seinen 60. Geburtstag. Seine 25 Weltcup-Abfahrtssiege sind heute noch klare Bestmarke.

Wien. Wenn Franz Klammer am morgigen Dienstag seinen 60. Geburtstag begeht, dann erinnern sich ältere Skifans vor allem an ein markantes Ereignis seiner Karriere. An die Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck, bei denen der damals 22-Jährige trotz des Drucks als favorisierter Lokalmatador nach verwegener Fahrt Gold eroberte.

„Dieser Erfolg hat mein Leben total verändert“, sagte der Kärntner. „Ich habe geglaubt, ich fahre da runter, gewinne, und das war's. Dass das so nachhaltig ist, so intensiv, das hätte ich mir nie träumen lassen. Dieser Erfolg war der Grundstein, er hat mir viele Möglichkeiten eröffnet.“

Klammers Karriere beschränkte sich freilich nicht auf diesen grandiosen Erfolg allein, wenngleich er sonst bei Großereignissen mit Ausnahme der 1974 errungenen WM-Goldmedaille in der Kombination und Abfahrtssilber leer ausging. Denn mit 25Weltcup-Abfahrtssiegen ist Klammer in dieser Alpindisziplin bei den Herren klar die Nummer eins, und er wird es noch lange bleiben. Bode Miller (USA) hält als erfolgreichster aktiver Fahrer bei acht ersten Plätzen. „Das macht mich schon stolz. Aber vielleicht war es damals auch einfacher“, merkte Klammer kürzlich an.

Immer spektakulär

Der am 3.Dezember 1953 geborene Bergbauernbub aus Mooswald kam nach Erfolgen in lokalen Rennen in den ÖSV-C-Kader. Einen Schub erhielt seine Laufbahn 1971 durch den Sieg in der Europacup-Abfahrt in Bad Kleinkirchheim, wo am kommenden 7.Dezember zu Ehren Klammers eine große Feier mit Legendenrennen in Szene gehen wird. Trainer „Charly“ Kahr holte ihn in das Weltcup-Abfahrtsteam, und der 19-Jährige nützte die Chance. Wenige Tage vor Weihnachten 1972 gewann er in Schladming sein erstes Weltcuprennen – es war der Start zu einer beinahe unheimlichen Serie.

Immer risikobereit fahrend und scheinbar oft in Sturzgefahr zog Klammer die Massen in seinen Bann, wurde als Seriensieger (1974/75 gewann er acht von neun Rennen und verpasste den Sieg im Gesamtweltcup nur knapp) zum nationalen Sporthelden. In Wengen setzte er sich 1975 mit dem Rekordvorsprung von 3,54 Sekunden vor dem Südtiroler Herbert Plank durch.

Gold bei den Winterspielen in der Heimat wurde förmlich gefordert vom Triumphator von Kitzbühel, der Druck war immens. „Entweder man hat es – oder man hat es nicht“, sagte Klammer rückblickend. „Ich habe unter Druck immer gut funktioniert, immer gute Leistungen gebracht.“

Aber unmittelbar vor dem Bewerb vom Patscherkofel am 5.Februar 1976 erlebte er doch eine Hochschaubahn der Gefühle. „Vor dem Rennen habe ich mir gesagt, entweder es haut mich raus, oder ich gewinne“, erinnert sich Klammer. Angesichts der klaren Bestzeit Bernhard Russis habe er sich gedacht, „das geht sich nie aus“, um dann den Kämpfer hervorzukehren. „Beim Wegfahren habe ich gewusst, ich gewinne“, betont Klammer heute. Er holte im Schlussteil den Rückstand auf und gewann mit 0,33 Sekunden Vorsprung. „Ohne Patscherkofel wäre ich nicht die Person, die ich heute bin“, gab Klammer schon anlässlich seines 50.Geburtstags zu.

Natürlich erlebte Österreichs dreifacher Sportler des Jahres auch Rückschläge, im sportlichen und privaten Bereich. Der Sturz seines 17-jährigen Bruders Klaus bei einen Rennen in Lienz hatte eine Querschnittlähmung zur Folge, das war mit ein Grund für den Rückfalls des Stars.

Nach seiner Karriere gründete der „Abfahrtskaiser“ die Franz Klammer Foundation, die seither rund eine halbe Million Euro an Unfallopfer des Sports, aber auch an sozial benachteiligte Jugendliche weitergegeben hat. „Mein Bruder meistert sein Leben bestens, er ist Steuerberater“, erzählte Klammer. „Diese Menschen sind die wahren Vorbilder.“

Klammer selbst fand als Rennläufer nach fast vier sieglosen Jahren im Dezember 1981 in Val d'Isère in die Erfolgsspur zurück. „Wenn es so lange nicht funktioniert hat, beginnt man zu zweifeln. Dann geht's auf einmal los, und man hat wieder die Chance zu gewinnen, das ist ein besonderes Gefühl. Das macht einen noch stolzer, wenn man aus einem Tief herauskommt“, sagte er. Jeweils eine Saison später ließ Klammer in Gröden bzw. Kitzbühel die Siege Nummer 24 und 25 folgen. Es war sein vierter Erfolg auf der Streif.

Konsulent und Skiguide

Nach seiner Skiweltcup-Karriere (letztes Rennen im März 1985 in Aspen) war Klammer im Motorsport als Tourenwagenpilot erfolgreich und sammelte ab 1988 als Skiprofi in Nordamerika Siege und Dollars. Dadurch machte er sich auch in den USA einen Namen, die „Trademark Franz Klammer“ vermarktet der begeisterte Golfer bis heute. Als Konsulent, aber auch als Skiguide für Kunden großer Firmen.

Klammer lebt seit seiner Hochzeit mit Eva 1979 und zwei Töchtern in Wien. „Meine Heimat ist Kärnten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2013)

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