Das Weltcupfinale in Lenzerheide beginnt heute mit den Abfahrtsläufen. Die Österreicher wollen im Kampf um die Kristallkugel Aksel Lund Svindal in Zaum halten. Bei den Damen heißt das Duell Fenninger gegen Höfl-Riesch.
Lenzerheide/Wien. Marcel Hirscher wirkt etwas aufgeregt. Dabei besitzt der 24-jährige Salzburger eigentlich schon Erfahrung mit Entscheidungsrennen. Auch heuer hat sich der Kampf um die große Kristallkugel zugespitzt, vier Rennen vor Saisonende liegt der Slalomweltmeister vier Zähler vor dem Norweger Aksel Lund Svindal. Das Duell erlebt also in Lenzerheide einen neuen Höhepunkt, jeder Zähler kann entscheidend sein, weil beide Topfavoriten zuletzt nicht ganz so souverän unterwegs waren. Der Rechenschieber fährt längst mit, was offenbar nicht allzu förderlich ist, wobei Svindal, der bei Olympia in Sotschi keine Medaille gewinnen konnte, etwas im Vorteil ist. Dem Skandinavier kann die Abfahrts- und Super-G-Kugel niemand mehr streitig machen, er kann in den Speed-Disziplinen voll attackieren. Was Marcel Hirscher betrifft, so ist die Ausgangssituation eine ganz andere – er kann letztlich auch noch mit leeren Händen dastehen. „Würde ich nicht selbst am Start stehen“, vermeldet er, „dann hätte ich mir Urlaub für diese Rennen genommen – so spannend ist es diesmal.“
Der Zweikampf ist eine Neuauflage des Vorjahrs, damals aber lag Svindal vor dem Weltcupfinale in Lenzerheide mit 149 Punkten zurück. Abfahrt und Super-G mussten allerdings abgesagt werden, letztlich machte Hirscher das Rennen. Und gewann seine zweite große Kristallkugel. Die erste hatte er sich im Jahr davor in Schladming geschnappt, im Kampf gegen den Schweizer Beat Feuz. Das Bestreiten des Super-G-Rennens war im Ennstal der Schlüssel zum Erfolg.
Die letzten Reserven
In der heutigen Abfahrt (9.30 Uhr, live, ORF eins) ist Hirscher nur Zuschauer, er hofft vor allem auf rot-weiß-rote Schützenhilfe. Vor allem aber auf Matthias Mayer, den Olympia-Sieger. Der Kärntner war im Training Vierter, er soll dafür sorgen, dass Svindal nicht voll punktet. Aber auch Georg Streitberger, der in Kvitfjell gewonnen hat, oder Max Franz sollen den Norweger in Zaum halten.
Die lange Saison und Olympia haben Spuren hinterlassen, die Kräfte schwinden bereits ein wenig, die frühlingshaften Temperaturen machen es Hirscher auch nicht gerade leicht. Im Super-G muss er unter die Top 15 fahren, wenn er punkten will. Im Riesentorlaufweltcup sieht es für den Salzburger an sich ganz gut aus, da beträgt sein Vorsprung auf den US-Amerikaner Ted Ligety 50Zähler. Der Riesenslalom-Olympia-Sieger hat diese Spezialwertung bereits viermal für sich entscheiden können, Marcel Hirscher zweimal. Heuer war er in allen Rennen unter den besten vier Startern. Im Slalom heißt das Duell Marcel Hirscher gegen Felix Neureuther. Bei Olympia wurde Mario Matt zum lachenden Dritten.
Bei den Damen hat Anna Fenninger mit Bestzeit im gestrigen Abfahrtstraining ihre Topform erneut unter Beweis gestellt. Maria Höfl-Riesch hat pausiert, die Deutsche hat in der Nacht Fieber bekommen. Auch hier ist es möglich, dass die Entscheidung erst am letzten Renntag (Riesentorlauf am Sonntag) fällt. Die kleine Kugel für die Abfahrtswertung wird sich Höfl-Riesch aber nicht mehr nehmen lassen. Fenninger liegt 80 Punkte zurück, hat noch theoretische Chancen. Da müsste Höfl-Riesch heute allerdings leer ausgehen.
Im Super-G spricht alles für die Schweizerin Lara Gut, im Riesentorlauf trotz Führung von Lindell-Vikarby (SWE) einiges für Anna Fenninger. Entschieden ist nur der Slalom: Gegen die junge US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin war kein Kraut gewachsen. Sie hat heuer vier Torläufe gewonnen, obendrein Olympia-Gold geholt.
Bei den Paralympics in Sotschi liegt der Österreicher Roland Rabl in der alpinen Super-Kombination nach dem Slalom in Führung, Philipp Bonadimann wurde disqualifiziert. Der zweite Teil des Rennens (Super-G) findet am Freitag statt. Bei den Damen liegt Claudia Lösch auf dem dritten Platz, der Slalom soll heute ausgetragen werden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2014)