"Slalomkönigin" Marlies Schild beendet Karriere

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Die 35-fache Slalom-Rekordsiegerin erklärte nach 13 Weltcupsaisonen ihren Rücktritt. Für die Salzburgerin steht nun die Familienplanung im Vordergrund. ÖSV-Sportdirektor Hans Pum: "Sie war ein Vorbild in vielerlei Hinsicht."

Wien. Marlies Schild verabschiedet sich vom Skirennsport. Nach 37 Weltcupsiegen und elf WM- und Olympia-Medaillen erklärte die 33-Jährige am Dienstag ihren Rücktritt. „Ich habe meinen Traum, den ich als kleines Mädchen hatte, gelebt. Ich denke, es ist an der Zeit, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen“, sagte die sichtlich gerührte Salzburgerin auf der Pressekonferenz. Nach 13 Jahren im Weltcup schlägt Schild ein neues Lebenskapitel auf. Die Spezialistin bezeichnete ihren Rücktritt aber als reiflich überlegt und nannte die Gründung einer Familie als vordringlichsten Wunsch. „Die Prioritäten haben sich verschoben und im richtigen Alter wäre ich. Ich habe mir für die Entscheidung gründlich Zeit genommen und nachgedacht“, versicherte Schild. „Deshalb ist es Zeit, mit dem heutigen Tag meine aktive Karriere im Skirennsport zu beenden.“

Mit 35 Slalomsiegen hinterlässt Schild eine Bestmarke, die wohl noch einige Jahre bestehen bleiben wird. Der rekordbringende und gleichzeitig letzte Weltcuperfolg im Dezember 2013 in Lienz war lange Zeit das große Ziel und die treibende Kraft, auch nach der insgesamt zehnten Knieoperation im Dezember 2012 noch einmal das Comeback zu wagen.

Verletzungen waren Teil von Schilds herausragender Karriere. Bereits 2008 hätte ein komplizierter Trümmerbruch im linken Bein diese beinahe vorzeitig beendet. Schon damals bewies die Saalfeldnerin außerordentlichen Kampfgeist und wurde dafür belohnt. Nach einjähriger Pause feierte sie im Dezember 2009 ebenfalls in Lienz ihren Comebacksieg und stand fortan über zwei Jahre lang bei jedem FIS-Slalom, bei dem sie das Ziel erreichte, auf dem Podest.

Tränen und Dank

Sichtlich aufgewühlt bedankte sich Schild nun bei Betreuern, Verband und Unterstützern, in erster Linie aber bei ihren Eltern Rosi und Josef, die bei der Pressekonferenz ebenso anwesend waren wie Lebenspartner Benjamin Raich. „Meine Eltern haben mich zum Skirennsport gebracht, Benni teilt seit zehn Jahren Leid und Freud als Sportler mit mir“, sagte Schild, ehe sie von ihren Emotionen überwältigt wurde. „Es war eine schöne und sehr intensive Zeit. Es waren 20 Jahre, in denen ich den Sport mit aller Konsequenz ausgeübt und gelebt habe.“

Ein, zwei herausragendes Ereignisse gebe es aber dennoch, erklärte Schild und nannte vor allem den Weltmeistertitel in Garmisch 2011. Drei Tage nachdem sie die schwere Verletzung ihres Lebenspartners Raich hatte mitansehen müssen, holte sie damals Slalom-Gold. „Darauf bin ich wirklich stolz. Und dass ich es immer wieder geschafft habe, mich nach vorn zu kämpfen. Daraus werde ich sehr viel für mein weiteres Leben mitnehmen.“ Dieses sieht nach 212 Weltcupstarts, bei denen sie ein Drittel ihrer Slalomrennen gewonnen hat, nun deutlich mehr Ruhe vor. „Es gibt Pläne und Wünsche. Der größte ist aber, eine Familie zu gründen.“

ÖSV lobt herausragende Rolle

Obgleich der Rücktritt alles andere als überraschend erfolgte, klang auch beim ÖSV-Vorstand ein wenig Wehmut durch. „Es hat in den vergangenen Jahren viele sensationelle Sportler im ÖSV gegeben, einige davon ragten heraus. Eine davon ist Marlies Schild“, betonte Sportdirektor Hans Pum. „Sie ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Ihre Konsequenz, ihr Trainingseifer, ihre Erfolge und dass sie immer wieder von den Verletzungen zurückgekehrt ist. Damit war sie ein Vorbild in jeder Hinsicht.“

Zum Abschluss gab Pum Schild für den weiteren Lebensweg noch einen Wunsch mit auf den Weg: „Vergiss nicht, dass wir im ÖSV immer Nachwuchs brauchen. Bei den Genen von dir und Benni wird es am skifahrerischen Talent sicher nicht fehlen...“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2014)

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