Shiffrin: Die Sehnsucht nach Medaillen und Rekorden

(c) GEPA pictures/ Christian Walgram
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Die 19-jährige Mikaela Shiffrin, die Slalom-Weltmeisterin und Olympiasiegerin, will auch bei der Heim-WM in Vail große Erfolge feiern. Ihr Vorbild ist Lindsey Vonn. "Sie hat den Weg für den Damenrennsport geebnet."

Altenmarkt. Auch Mikaela Shiffrin hat vor, im alpinen Skirennsport Rekorde zu brechen. „So viele wie möglich“, sagte die 19-jährige Slalom-Weltmeisterin und Olympiasiegerin aus den USA dieser Tage beim Medientag ihres Skiausrüsters Atomic in Altenmarkt. Außerdem möchte Shiffrin ihren ersten Weltcup-Riesentorlauf gewinnen. Die erste Gelegenheit dazu hat der Teenager gleich beim Saisonstart in Sölden.

Der Sommer nach Olympiagold war für Shiffrin von vielen Reisen wegen PR-Terminen für Sponsoren geprägt. „New York, Los Angeles, alles war dabei“, erzählte Shiffrin. „Es waren aber weniger Interviews als ich gedacht habe.“

Die junge Amerikanerin hat zwei unglaubliche Saisonen hinter sich. „Vor zwei Jahren war ich noch ein Rookie. Damals hatte ich schlotternde Knie, wusste nicht, was ich sagen sollte und zu wem“, erinnerte sie sich. Dann wurde das Super-Talent aber in Schladming 2013 Weltmeisterin, in Sotschi 2014 Olympiasiegerin und gewann zwei Mal in Folge den Slalom-Weltcup. „Diese zwei Saisonen waren wirklich unglaublich spektakulär. Wahnsinn!“, schüttelte Shiffrin den Kopf.

Über 2000 Punkte

Shiffrin ist zehn Jahre jünger als Landsfrau Lindsey Vonn, die nach ihrer Verletzung soeben auf die Pisten zurückgekehrt ist und sich bekanntlich als erfolgreichste Rennläuferin aller Zeiten ein Denkmal setzen will. Shiffrin tickt ähnlich. „Natürlich denke ich daran, die meisten Rennen zu gewinnen, 2000 Weltcup-Punkte zu übertreffen und so viele Medaillen wie möglich zu gewinnen“, gab sie in einem Interview unumwunden zu.

Ihre Erklärung dafür klingt simpel. „Jeder, der einmal den Erfolg gekostet hat, will mehr. Das ist im Skisport nicht anders als in anderen Sportarten.“ Ihr Vorbild ist auch diesbezüglich Lindsey Vonn. „Lindsey hat da den Weg für den Damenrennsport geebnet, weil sie mit ihrem Siegeswillen nicht hinter dem Berg gehalten hat und sich nicht dafür schämt, gewinnen zu wollen.“

Bei den Gründen für ihren raketenhaften Aufstieg muss Shiffrin nicht lange suchen. „Ich wusste bald, dass ich Weltcuprennen gewinnen kann. Ich habe aber versucht, keine allzu hohen Erwartungen zu haben. Dann ging aber alles sehr schnell. Deutlich schneller als ich erwartet habe“, gab sie zu.

Das Timing sei aber auch günstig gewesen. „Gleich meine zweite Saison war die der WM in Schladming, in der dritten war Olympia und jetzt kommt schon wieder eine WM. Das ist auch etwas Glück. Ich war und bin derzeit stets im richtigen Moment an der richtigen Stelle und hatte auch ein hervorragendes Umfeld, das mir sehr geholfen hat.“

Ihr Siegeswille sei durch die bisherigen Erfolge aber nur noch größer geworden. „Ich will niemand vor den Kopf stoßen oder unterschätzen, denn die anderen Mädchen sind unglaublich stark. Aber natürlich will ich meine Karriere mit den meisten Slalomsiegen beenden. Aber auch mit den meisten im Riesentorlauf.“ Nachsatz: „Vielleicht ist es arrogant, aber du musst einfach groß träumen!“

Shiffrin will schon im kommenden Winter auf drei Disziplinen aufstocken und auch bei der Heim-WM in Vail/Beaver Creek will sie neben dem Slalom und dem Riesenslalom auch im Super-G antreten. Sofern sie sich dafür teamintern qualifiziert. Den ersten Versuch dafür unternimmt sie voraussichtlich in Val-d'Isère. „Wenn ich bereit bin, werde ich bei der WM starten, sonst nicht.“

Heimvorteil

Hauptziel bei der Heim-WM sei natürlich, den Slalom-Titel erfolgreich zu verteidigen. „Aber auch eine zweite Medaille möchte ich holen.“ Shiffrins Vorteil: Sie wohnt vor der Haustür in Eagle-Vail und ist mit dem Auto in knapp zehn Minuten im WM-Ort.

Shiffrin bestreitet im kommenden Winter ihre letzte Saison als Teenager. „20 zu werden wird ein Riesenschritt“, sagte sie lachend. „Jetzt werde ich alt...“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2014)

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