Fenninger: Saisonstart einer Olympia-Siegerin

Anna Fenninger hat in der letzten Saison großes geleistet und startet mit einem ganz neuen Gefühl in den Winter.
Anna Fenninger hat in der letzten Saison großes geleistet und startet mit einem ganz neuen Gefühl in den Winter.(c) GEPA pictures
  • Drucken

Auftakt Skiweltcup. Die 25-jährige Salzburgerin Anna Fenninger wächst zunehmend in die Rolle des Superstars.

Sie strahlt. Und sieht dabei so natürlich aus. Ganz so, als hätte sie sich kein bisschen verändert. Dabei hat die vorige Saison ihr Leben verändert. Anna Fenninger geht im heutigen Riesentorlauf auf dem Rettenbachferner oberhalb von Sölden, dem traditionellen Weltcupauftakt, als Titelverteidigerin an den Start. Als Titelverteidigerin im Gesamtweltcup. Und obendrein als Olympia-Siegerin im Super-G von Sotschi. Silber im Riesenslalom war dann auch noch dabei. Am Donnerstag in den Abendstunden wurde die 25-Jährige von den internationalen Ski-Journalisten mit dem Skieur d'Or ausgezeichnet, nächste Woche könnte sie zu Österreichs Sportlerin des Jahres gekürt werden. Fenninger steht in der engeren Wahl. Und das alles macht sie doch ein wenig stolz. „Jetzt habe ich meine erste internationale Auszeichnung bekommen.“ Die Trophäe soll ihren Angaben nach einen Ehrenplatz bekommen.
Anna Fenninger ist gefragt. Nicht nur bei den Fotografen, sondern auch bei den Sponsoren. „Der Weltcup braucht Athletinnen wie sie“, sagt Patrick Lang, dessen Vater Serge einst den Weltcup gegründet hat. In Sölden genießt Fenninger die größte Aufmerksamkeit – auch, weil Lindsey Vonn ihr Comeback vorerst auf die Überseerennen verschoben hat. Und Maria Höfl-Riesch, interessierter Zaungast im Ötztal, hat ihre Karriere beendet. Die Salzburgerin Fenninger gilt auch in diesem Winter als eine der Favoritinnen auf die große Kristallkugel. Auf dem Weg dorthin warten 34 Rennen. Und die 25-Jährige warnt vor zu hohen Erwartungen. „Die Außenstehenden werden sich denken, die Fenninger wird das schon machen. Aber das ist nicht so einfach.“ Auch wenn Vonn erst später (in Lake Louise) einsteigt und damit weniger Gelegenheiten hat, um zu punkten, so gibt es noch genug Konkurrenz.
US-Youngster Mikaela Shiffrin will nicht nur im Slalom und Riesentorlauf auftrumpfen, sondern auch im Super-G aufzeigen. Die Slowenin Tina Maze ist eine echte Allrounderin, auch Lara Gut und Tina Weirather muss man auf der Rechnung haben. Anna Fenninger sieht das Rennen in Sölden als erste Standortbestimmung. „Ich freue mich, dass es wieder losgeht“, sagt sie. Grund für Veränderungen hat sie im Sommer nicht gesehen. „Ich habe hart gearbeitet, aber das tun die anderen sicher auch.“

(c) Die Presse

Ein Objekt der Neugierde

Ganz ideal waren die Trainingsbedingungen nicht, auf dem Mölltaler Gletscher wurde eine Verkühlung zum Spielverderber, in Chile hat die Schneesituation kein Training zugelassen. Südamerika ist eben kein Garant für traumhafte Bedingungen. Das war im Vorjahr schon so. „Dann muss man eben improvisieren.“ Wie in Zermatt. Oder anderswo. „Ich habe jedenfalls schon mehr Schneetraining in den Beinen gehabt als diesmal.“ Die Salzburgerin hat im Vorjahr vier Weltcuprennen für sich entschieden, nach dem Rücktritt von Marlies Schild ist der Damenmannschaft eine Siegläuferin abhandengekommen. „Das macht mir keinen zusätzlichen Druck“, sagt sie. „Mir ist schon klar, dass die Leute jetzt noch mehr auf mich schauen. Aber damit muss man umgehen. Ich bin vielleicht ein Objekt der Neugierde geworden, dabei bin ich der gleiche Mensch geblieben. Das sind so Dinge, die mich schon auch nachdenklich machen.“ Dass ein Großteil der Privatsphäre dahin ist, „das ist Teil des Spiels“. Und auch in Sölden hat sie kaum eine ruhige Minute. „Früher waren Heimrennen eine Belastung für mich“, gibt Fenninger unumwunden zu. „Ich habe viel Mut gebraucht, um das zu überwinden.“ Das lässt sich auch aus den Ergebnissen interpretieren. Auf dem Rettenbachferner konnte sich die 25-Jährige viermal in Serie nicht für den zweiten Durchgang qualifizieren, dann ging es bergauf – Sechste, Fünfte, Vierte. Folgt nun das Podest?

Der nächste Schritt

Damencheftrainer Jürgen Kriechbaum will sich überraschen lassen. „Anna Fenninger war den ganzen vergangenen Winter über konstant. Es ist viel möglich. Dass sie nicht ganz so gut und so konstant sein wird oder aber, dass sie gewisse Dinge ausmerzt und noch stärker wird. Ich denke, sie wird noch einmal einen Entwicklungsschritt machen. Mit ihr ist zu rechnen. Wenn es nicht nach Wunsch laufen sollte, muss man ein passendes Rezept haben.“
Fenninger startet übrigens mit einem neuen Helmdesign in den Winter, statt des umfassenden Gepardenprints sind die Raubkatzenflecken auf dem in Braun gehaltenen Kopfschutz nur noch in zwei Sternen auf den Seiten zu finden. Der Goldhelm von den Olympischen Spielen in Sotschi befindet sich mittlerweile in Namibia, er ist im Besucherzentrum des Cheetah Conservation Fund (CCF) ausgestellt. Europa-Botschafterin Fenninger brachte zudem 10.000 Euro aus dem Verkauf ihrer Kalender für die Artenschutzorganisation zusammen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.