Skispringen: Neustart mit gehörigen Turbulenzen

GERMANY SKI JUMPING WORLD CUP
GERMANY SKI JUMPING WORLD CUPAPA/EPA/HENDRIK SCHMIDT
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Nach dem blamablen achten Platz im Teambewerb rettet Kraft als Zweiter im Klingenthal-Einzel den ÖSV-Saisonauftakt. Hayböck wurde Neunter, Schlierenzauer (15.), doch Kofler, Diethart und Loitzl enttäuschten.

Klingenthal. Skispringen ist ein filigraner Akt. Es verlangt Gefühl, Form, Zuversicht, freilich Aufwind – allen voran aber das richtige Material. Der Auftakt zur WM-Saison in Klingenthal zeigte dem ÖSV-Team jedenfalls, dass wahrlich nicht alles optimal läuft. Nach dem ernüchternden, weil schwächsten Abschneiden in 71 Team-Bewerben und dem blamablen achten Platz rettete Stefan Kraft (142/136) am Sonntag im Einzel als Zweiter die Ehre der Österreicher; nur der vom Vorarlberger Richard Schallert betreute Tscheche Roman Koudelka (138/139,5) war besser.

Trotz dieses Podestplatzes offenbarte sich eine gehörige Portion Ungewissheit. Denn der Rest des Adlerteams legte – bis auf Hayböck (9.) und Schlierenzauer (15.) – eine Bruchlandung hin. Loitzl war an der Qualifikation gescheitert, Kofler und Diethart verpassten den zweiten Durchgang – und das mutet doch kurios an. Das Trio gewann einst jeweils die Tournee, Loitzl und Kofler sind bei WM und Olympia hochdekorierte Veteranen, kennen den Sport und seine Tücken.

Freude, Zorn, mehr Zeit

Kraft, 21, hatte als einziger ÖSV-Springer auch im Teambewerb starke Sprünge gezeigt. „Nun habe ich noch die letzte Lockerheit dazu bekommen, ich bin happy über den zweiten Platz“, betonte der Salzburger, der zum dritten Mal nach Bischofshofen (3., 2013) und Lahti (2., 2014) auf dem Weltcup-Podest stand.

Aber was macht er besser als seine Teamkollegen? Mancher sprach von Verunsicherung wegen der gar ungewohnten Vorbereitung ohne Schneesprünge. Diethart erbat sich weitere Zeit, Rekord-Sieger Schlierenzauer nannte seine neue Bindung als entscheidend. Er sagt: „Wenn ich meine Sprünge anschaue, weiß ich, dass ich brutal viel liegen lasse. Ich bin im Arbeitsprozess, brauche mehr Sprünge.“

Neo-Cheftrainer Heinz Kuttin war mit dem Erreichten nicht unzufrieden, den Aufholbedarf bzw. den Abstand zu anderen Springern konnte er dennoch nicht schönreden. „Im Teambewerb haben wir einen rabenschwarzen Tag erwischt, da war ich baff. Es sah so aus, als hätten wir Blei an den Füßen. Es geht weiter.“ Bei Diethart, Kofler und Loitzl brauche man gesondert Geduld. Das Trio genieße weiterhin sein Vertrauen.

Saisonauftakt Klingenthal

1. Roman Koudelka (CZE) 276,4 (138/139,5)

2. Stefan Kraft (AUT) 274,1 (142/136)

3. Andreas Wellinger (GER) 270,7 (140/133,5)

Weiters, Fannemel (NOR) 268,4 (143/134) 5. Prevc (SLO) 263,9 (133/136,5) 6. Kasai (JPN) 261,4 (133,5/134,5) 7. Ammann (SUI) 256,2 (134/134) 8. Eisenbichler (GER) 250,8 (138,5/129) 9. Hayböck 249,3 (132/129,5) 15. Schlierenzauer 237,1 (130,5/127,5).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2014)

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