Ski alpin: Lohn harter Arbeit, keine Zauberei

Marcel Hirscher
Marcel Hirscher(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Harald Steiner)
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Marcel Hirscher gegen Kjetil Jansrud, der Herrenweltcup kennt neben dem Kampf gegen das Klima kein anderes Thema. „Um Jansrud zu schlagen, brauchst du ein super Set-up.“

St. Christina/Gröden. Im Skiweltcup der Herren ist von Weihnachtsfrieden noch keine Spur. Mit den beiden Abfahrtstrainings auf der Saslong-Strecke im Grödnertal beginnt heute die traditionelle Italien-Woche. Ab Freitag geht es dann innerhalb von vier Tagen um 400 Punkte. Das Match um die Weihnachtskrone im Gesamtweltcup lautet Marcel Hirscher gegen Kjetil Jansrud.

In Gröden stehen ein Super-G (Freitag) und eine Abfahrt (Samstag) auf dem Programm, es folgen ein Riesentorlauf in Alta Badia (Sonntag) und ein Nachtslalom in Madonna di Campiglio (Montag). Falls Madonna wegen Schneemangels passen muss, sieht der Notfallplan der FIS – ebenfalls am Montag – einen Slalom in Alta Badia vor. Allerdings nicht bei Nacht, da Alta Badia über keine Flutlichtanlage verfügt. Trotzdem, die Veranstalter haben alles unternommen, um trotz des milden Winters Rennen veranstalten zu können.

Bis dato haben Hirscher und Jansrud dem Weltcup eindrucksvoll ihre Stempel aufgedrückt. Der Salzburger und sein norwegischer Herausforderer halten bei jeweils drei Siegen. Während Hirscher wie gewohnt in den technischen Bewerben von Sieg zu Sieg eilt, ist Jansrud etwas überraschend zum neuen Speed-König des Weltcups avanciert. Derzeit hat Hirscher, der die große Kristallkugel als erster Athlet der Geschichte zum vierten Mal in Serie gewinnen will, 28 Punkte Vorsprung auf den Verfolger aus Stavanger.

Fang den „Super-Elch“

„Das ist keine Zauberei, das ist der Lohn viel harter Arbeit“, sagte Jansrud, der als klare Nummer eins im Abfahrts- und Super-G-Weltcup zu den Rennen in Südtirol gereist ist. Ausgerechnet Jansrud hat damit nahtlos die Rolle seines derzeit verletzten Teamkollegen Aksel Lund Svindal übernommen. Svindal hat sich im Oktober bei einem Jux-Fußballspiel eine Achillessehne gerissen, sein Start bei der WM im Februar in den USA ist nach wie vor offen.

Jansrud, 29, als Spätstarter zu bezeichnen, wäre jedoch falsch. Schließlich kann er neben sechs Weltcupsiegen auch bereits auf einen kompletten olympischen Medaillensatz verweisen – auf Riesentorlauf-Silber 2010 folgten 2014 in Sotschi ungefährdetes Gold im Super-G und Bronze in der Abfahrt. Und das, obwohl sich Jansrud im WM-Super-G 2013 auf der Schladminger Planai einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Deshalb will der Norweger auch nichts davon wissen, dass er jahrelang im langen Schatten Svindals gestanden sein soll. „Aksel ist unser Aushängeschild. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich in seinem Schatten stehe“, sagte Jansrud, der seinen Kumpel und Zimmerkollegen Svindal vor allem als Gradmesser im Trainingsalltag vermisst.

Die bis dato einzige Speed-Niederlage in dieser Saison hat Jansrud von Hannes Reichelt kassiert. Der Salzburger gewann den Super-G im WM-Ort Beaver Creek vor dem neuen „Super-Elch“. In Gröden haben sich die ÖSV-Asse aber in den vergangenen Jahren stets schwergetan. Den bis dato letzten Sieg für Rot-Weiß-Rot fuhr 2010 der längst zurückgetretene Michael Walchhofer im Super-G ein. „Gröden ist eine Gleiterstrecke. Da tun wir uns sehr schwer, das muss man zugeben“, sagte Reichelt, der über den neuen Seriensieger Jansrud meinte: „Ihn derzeit zu schlagen, ist nur mit einem perfekten Set-up möglich. Wir hoffen alle, dass er ein bisschen nachlässt, sonst wird's sehr schwierig.“

Ein dichter Rennkalender

Für Hirscher, der zuletzt in Åre, Schweden, zwei Siege gefeiert hat, wird es erst am Sonntag mit dem Riesentorlauf in Alta Badia wieder ernst. Bis dahin stand am Montag und Dienstag Physiotherapie auf dem Programm. Am Mittwoch und Donnerstag trainiert der 25-Jährige auf der Reiteralm, am Samstag schließlich in Alta Badia.

Den RTL sieht Jansrud, der 2003 als Techniker im Weltcup aufgetaucht ist, als möglichen Schlüssel zum Erfolg im Gesamtweltcup. „Denn Abfahrt und Super-G genügen nicht, um gegen Hirscher im Kampf um den Gesamtweltcup mithalten zu können“, weiß Jansrud. Schließlich hat auch Svindal in den vergangenen Saisonen trotz großer Speed-Erfolge am Ende gegen Hirscher stets den Kürzeren gezogen.



Freitag: Super-G Gröden (12.15 Uhr). Samstag: Abfahrt (12.15). Sonntag: RTL Alta Badia (9.30/12.30). Montag: Slalom Madonna di Campiglio (17.45/20.45).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2014)

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