Ski alpin: Wenn der Pfarrer persönlich grüßt

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Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer träumt vom Gröden-Sieg, sucht aber noch den richtigen Schwung. Druck verspürt der Kärntner keinen, Kritik am Speed-Team ignoriert er.

Val Gardena. Die Dauerbrenner-Frage, was sich durch Olympia-Gold in seinem Leben geändert hat, kostet Matthias Mayer mittlerweile nur noch ein mildes Lächeln. „Der Pfarrer bei uns daheim begrüßt mich von der Kanzel höchstpersönlich“, berichtete der berühmteste Sohn der Kärntner Gemeinde Afritz am See. Ähnlich schlagfertig will der 24-Jährige auch beim heutigen Abfahrtsklassiker in Gröden (12.15 Uhr, ORF1) zu Werke gehen. Aufgrund der Wetterlage wurde das Rennen einen Tag vorgezogen – damit den Abfahrern die beste Piste gewiss ist.

Im Super-G hat Mayer mit Rang zwei in Lake Louise bereits eine Topplatzierung in diesem Winter zu Buche stehen. In der Abfahrt hinkt der Olympia-Sieger, so wie auch der Rest des Teams, den Erwartungen noch hinterher. Zudem, das gerät zumeist in Vergessenheit, ist aber Faktum: Mayer hat erst eine einzige Weltcupabfahrt gewonnen, in Lenzerheide im vergangenen März. Er wurde auf Anhieb Olympia-Sieger, der Kärntner sagt: „Bei mir liegt es am fehlenden letzten Vertrauen in mich und in die Geschwindigkeit. Ich sehe die Rennen derzeit als Vorbereitung auf die ganz großen Aufgaben in diesem Winter.“ Damit meint er die Rennen im Jänner in Kitzbühel, freilich auch die WM in Beaver Creek. Erst Olympia-, dann WM-Gold, er lächelte bei dieser Vision.

Form, Nummer, Sicht, Wetter

Falls es in Gröden doch noch mit Mayers zweitem Weltcupsieg klappt, hätte er natürlich nichts dagegen. „Gröden gehört zu den Klassikern, die jeder Abfahrer gern gewinnen will. Gröden ist aber das Rennen, das wohl am schwierigsten zu gewinnen ist. Denn da muss unglaublich viel zusammenpassen: Form, Startnummer, Sicht und Wetter.“

Dass es Kritik am schwachen Saisonstart der ÖSV-Abfahrer gibt, nimmt Mayer jedenfalls gelassen zur Kenntnis. „Wenn wir nicht ganz vorn mitfahren, dann müssen wir mit Kritik leben. Aber so extrem reindreschen muss man nicht. Oft reichen dann ein, zwei Topplatzierungen und das Thema ist genauso schnell wieder vom Tisch, wie es gekommen ist“, so Mayer. Besonderen Druck, dass man nun vom Olympia-Sieger eine Topplatzierung nach der anderen fordere, verspürt Mayer nicht.

Der Formaufbau soll im Idealfall so verlaufen wie im vergangenen Winter, in dem er dann im Februar 2014 in Russland Olympia-Gold gewonnen hat. „Ziel ist es, dass das Ganze wieder so leicht von der Hand geht wie in der vergangenen Saison. Ich suche das Spielerische und befinde mich auf einem guten Weg“, sagte Mayer. Was genau er unter „spielerisch“ versteht, beschrieb der Skifahrer so: „Wenn ich am Start stehe und zu hundert Prozent weiß, wie ich jede Kurve am schnellsten fahre und mir das auch zutraue.“ Mayer sucht den Schwung, das Skipaar vom Olympia-Triumph in Krasnaja Poljana kann ihm dabei nicht mehr helfen. Die Goldski stehen längst im Olympia-Museum in Lausanne.

Zu viel, zu wenig Schnee

Das erste Training der Skidamen für die Abfahrt am Samstag in Val d'Isere wurde abgesagt. Während anderswo Schneemangel herrscht, liegt in Hochsavoyen zu viel Neuschnee auf der Strecke. Abfahrts-Cheftrainer Roland Assinger sah sich die Piste in La Daille an und war begeistert von den Verhältnissen. Das einzige Training findet somit heute statt.

Der Skiweltcup macht erneut nicht Station in München. Der für den Neujahrstag geplante Parallelslalom im Olympiapark wurde wegen der hohen Temperaturen vom Weltverband FIS abgesagt. Aus dem gleichen Grund „wackeln“ die Damenrennen am 28./29. Dezember auf dem Semmering sowie beide Jänner-Slaloms in Zagreb. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2014)

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