Auf den Pisten grünt es so grün in Rot-Weiß-Rot

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Elisabeth Görgl gewann den Super-G in Val d'Isere, ist nun mit 33 Jahren die älteste Weltcupsiegerin. Marcel Hirscher triumphierte in Alta Badia, feierte seinen 27. Weltcupsieg - und überrundete damit Franz Klammer.

Das mit dem Winter ist heuer so eine Sache, etliche Skirennen mussten schon abgesagt oder verlegt werden. Am gestrigen Sonntag mussten auch die Veranstalter am Semmering aufgeben, Riesenslalom und Slalom (28./29. Dezember) können dort aufgrund der prekären Schneelage nicht ausgetragen werden, sie mussten abgesagt werden. Aber die beiden Weltcuprennen bleiben in Österreich, das Kühtai in Tirol konnte einspringen.

Es grünt also so grün auf den Skipisten. Allerdings am gestrigen Sonntag ganz kräftig in Rot-Weiß-Rot. Auch in Val d'Isere in Frankreich hat man schon härtere Winter erlebt, den Österreicherinnen aber war das einerlei. Im Super-G gab es durch Elisabeth Görgl und Anna Fenninger einen Doppelsieg zu bejubeln, in Alta Badia trumpfte bei Sonnenschein Marcel Hirscher auf. Er demonstrierte bei diesem Technikklassiker seine ganze Klasse, unterstrich, dass er in dieser Saison im Riesentorlauf die klare Nummer eins ist. In Alta Badia hat der 25-jährige Salzburger bereits im Vorjahr gewonnen, das Rennen hat bei ihm einen ganz besonderen Stellenwert. Hirscher hält nun bei insgesamt 27 Weltcupsiegen, damit hat er in der ewigen Bestenliste die heimische Skilegende Franz Klammer überholt. Der dreimalige Gesamtweltcupsieger ist auch heute noch im Einsatz, er gilt im Slalom von Madonna di Campiglio (ORF eins 17.45 bzw. 20.45 Uhr) als einer der Topfavoriten. In Madonna hat zuletzt 2012 ein Slalom stattgefunden. Damals siegte Hirscher mit dem Sensationsvorsprung von 1,67 Sekunden vor Felix Neureuther. Ein neuerlicher Erfolg wäre für Hirscher der insgesamt 15. im Slalom – damit wäre er Österreichs erfolgreichster Slalomläufer der Weltcupgeschichte.

Vonn hatte Glück im Unglück

In Val d'Isere wurde bereits Geschichte geschrieben. Nicht von Lindsey Vonn, die am Samstag die Abfahrt für sich entschieden hat – sie kam im Super-G zu Sturz. Die US-Amerikanerin lag in Führung, sie riskierte alles, um die Rekordmarke von Annemarie Moser-Pröll (62 Weltcupsiege) zu jagen, übertrieb es allerdings mit der Schräglage und rutschte weg. Vonn kam mit leichten Prellungen und blauen Flecken davon. „Die Knie sind okay, das ist das Wichtigste“, meinte Lindsey Vonn.

Die nächste Gelegenheit, Mosers Allzeitrekord zu egalisieren, bekommt Vonn in Bad Kleinkirchheim (10./11. Jänner). Eine neue Marke im alpinen Weltcup wurde in Val d'Isere dennoch aufgestellt. Denn Elisabeth Görgl ist mit ihren 33 Jahren und 304 Tagen nun die älteste Siegerin. Michaela Dorfmeister wird das gerne verkraften. Sie hat mit knapp 33 gewonnen.

Elisabeth Görgl war es vorbehalten, in diesem WM-Winter den ersten Triumph für den ÖSV zu fixieren. Am Samstag war sie noch von Lindsey Vonn geschlagen worden, diesmal war die gebürtige Steirerin nicht zu bremsen, der 7. Weltcupsieg war für die Doppelweltmeisterin von 2011 Gewissheit. „Super, dass ich das heute so gut umgesetzt habe. Der Lauf war sehr schwierig, und ich bin oben nicht ganz am Limit und runder gefahren, als ich wollte. Im Ziel war ich mir dann unsicher, aber offenbar war das eh gut“, meinte Görgl. Anna Fenninger wiederum wusste, wo sie den Sieg vergeben hat. „Im anspruchsvollen Teil bin ich gut gefahren. Mit einem Fehler vor dem Flachen ist aber nicht mehr drinnen. Platz zwei ist auch okay.“

Schwer zu Sturz kam Andrea Fischbacher, insgesamt schieden gestern, im letzten Rennen vor der Weihnachtspause, 22 Damen aus. Am Samstag erwischte es die Slowenin Marusa Ferk mit einem mehrfachen Beinbruch schwer.

Hirscher und der Höllenritt

In unglaublicher Form präsentiert sich Marcel Hirscher. Die Gran-Risa-Strecke von Alta Badia war auch heuer wieder äußerst selektiv, diesmal war der Kurs noch dazu verdammt flott ausgeflaggt. Verantwortlich dafür zeichnete der italienische Trainer des norwegischen Skiteams, die Taktik von Franz Gamper aber ging nicht auf. „Meiner Meinung nach sind 90 km/h für einen Riesentorlauf zu viel. Aber es ist durch das Reglement abgedeckt, also gibt es keinen Grund zum Aufregen. So ein Lauf liegt halt Kjetil Jansrud um einiges besser als ein Zickzack-Kurs“, so Hirscher. Der Norweger aber erreichte keine Top-Ten-Platzierung, er wurde 14. Sein Vorsprung im Gesamtweltcup beträgt vor dem heutigen Madonna-Slalom 70 Punkte.

„Das war ein Höllenritt“, sagte Hirscher. „Eines der härtesten Rennen im bisherigen Winter. Teilweise bin ich mir vorgekommen wie auf der Buckelpiste oder wie bei einem Motocross-Rennen.“ Der Salzburger aber liebt die ganz besonderen Aufgaben. „Wir suchen keine leichten Aufgaben, sondern Herausforderungen.“ Kräftig das Tempo erhöht hat auch Ted Ligety, der US-Amerikaner schaffte noch den Sprung von Rang sieben auf Platz zwei. Benjamin Raich wurde 13., Abfahrtsolympiasieger Matthias Mayer schied wie im Super-G von Gröden aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2014)

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